Urteil von Melandri & Davies: Was hat BMW noch drauf?
BMW hat mit seinem Werksteam in der Superbike-WM zwischen 2009 und 2013 insgesamt 12 Siege, 41 Podestplätze, 12 schnellste Rennrunden und eine Pole-Position erobert. Marco Melandri sorgte 2012 als Dritter für die beste WM-Platzierung.
Den letzten Podestplatz für BMW eroberte der Italiener am 20. Oktober 2013 mit Rang 2 im ersten Rennen in Jerez. Den letzten Sieg holte sein damaliger Teamkollege Chaz Davies am 1. September 2013 auf dem Nürburgring.
Seit 2014 war BMW in der Superbike-WM nicht mehr werksseitig vertreten und entsprechend erfolglos, mit der neuen Kooperation mit Shaun Muir Racing (SMR) weitet BMW das Engagement wieder deutlich aus. Für 2019 wurden Ex-Weltmeister Tom Sykes und Superstock-Europameister Markus Reiterberger unter Vertrag genommen, BMW baut wieder reinrassige Werksmaschinen und kümmert sich um deren Entwicklung.
SPEEDWEEK.com sprach mit Marco Melandri und Chaz Davies, die 2013 das bis dahin letzte BMW-Werksteam bildeten.
«Dass BMW werksseitig zurückkehrt, ist sehr gut für die Meisterschaft», meint Melandri, der dieses Jahr zusammen mit Sandro Cortese für GRT Yamaha fährt. «BMW hat viel Potenzial, es arbeiten noch mehr oder weniger die gleichen Leute in der Motorenabteilung wie damals, als ich für sie fuhr. Die Motoren waren immer schon gut. Was sie brauchen, sind gute Leute für das Chassis und die Elektronik. Damals kümmerte sich Michele Gadda um die Elektronik. BMW hat gute Leute, um die Elektronik zu entwickeln. Auf der Rennstrecke die korrekten Schlüsse zu ziehen und die Software entsprechend einzustellen, ist aber eine andere Geschichte.»
«Normal wird BMW stärker sein als die letzten Jahre», überlegte Melandri. «Mit Sykes werden sie sich verbessern, über eine Runde wird er sicher stark sein. Bis er das auch über eine Renndistanz ist, wird dauern.»
«Es braucht keine Gruppe von 40 Leuten, um Erfolg zu haben», ergänzte Chaz Davies. «Es braucht nur einige wenige und dafür hingebungsvolle Leute. Gute Leute, das nötige Budget und die Freiheit, gewisse Dinge zu tun. Das Motorrad der letzten Jahre wurde von verschiedenen Sachen eingebremst. BMW hat gute Leute, warum sollen sie keinen Erfolg haben? Als ich damals für BMW fuhr, fand gerade der Umbruch statt. Das Werksteam wechselte von Deutschland nach Italien, es gab nicht mehr den gleichen Einsatz wie in den drei Jahren zuvor. Damals bekam BMW Motorrad einen neuen Chef und dieser hatte kein Interesse am Rennsport, zuvor wurde viel Geld ausgegeben. Ich fuhr leider nicht in der goldenen Ära von BMW für sie. Alles wird davon abhängen, wer dieses Jahr für BMW arbeitet – Erfahrung ist durch nichts zu ersetzen. Es ist nie einfach, wenn man aussteigt und dann zurückkommt. Es ist gut, dass sie wieder mit einem Werksteam dabei sein, das war dringend nötig.»