Team Ten Kate Racing: Die Woche der Entscheidung
Seit Ende Oktober 2018 arbeitet das Ten-Kate-Team auf Hochtouren daran, die Finanzierung für die Superbike-WM 2019 auf die Beine zu stellen. Damals wurde ihnen von Honda mitgeteilt, dass die jahrzehntelange Zusammenarbeit beendet ist.
Erstmals seit 2002 bringt die Honda Racing Corporation (HRC), zuständig für alle Werksauftritte, in der Superbike-WM 2019 wieder eigene Motoräder an den Start. Gearbeitet wird mit dem langjährigen japanischen Partner Moriwaki, der sich wiederum mit dem italienischen Althea-Team verbündet hat, welches sich um die Logistik und Teile des Personals kümmert. Als Fahrer wurden Leon Camier und der Japaner Ryuichi Kiyonari verpflichtet, offiziell wird das Team am kommenden Sonntag auf Phillip Island in Australien vorgestellt.
Ten Kate ist derweil auf der Suche nach einem neuen Partner. «Erst wenn wir den Sponsor haben, können wir uns für einen Hersteller entscheiden – und erst dann für einen Fahrer», erklärte Teammanager Kervin Bos gegenüber SPEEDWEEK.com. «Diese Woche ist die Woche der Entscheidung.»
Wer der potenzielle Hauptsponsor ist, sickerte bislang nicht durch.
Unklar ist auch, mit welchem Hersteller Ten Kate bei einem positiven Ausgang der Verhandlungen arbeiten wird. «Wir müssen eine Wahl treffen, die auch für die Firma gut ist», umriss Bos. «Das Rennteam hat großen Einfluss auf die Firma. Wir wollen in Zukunft wieder ein Werksteam sein, oder zumindest ein werksunterstütztes Team.»
Zieht man die Marktanteile in den Niederlanden, die Leistungsfähigkeit der aktuellen Superbikes und die Teamverträge in der SBK-WM in Betracht, kommen für Ten Kate nur drei Hersteller in Frage: BMW, Yamaha und Suzuki.
Ten Kate will nach Möglichkeiten zum Europa-Auftakt Anfang April in Aragon/Spanien in die Weltmeisterschaft einsteigen, für BMW und Yamaha ist es unmöglich, bis dahin Material zu liefern. Zudem haben beide Hersteller mehrjährige Verträge mit ihren Teams in der Superbike-WM. Ten Kate würde also wenig bis keine Unterstützung erhalten und nur die zweite oder im Fall Yamaha sogar nur die dritte Geige spielen.
Die lukrativsten Bedingungen bekommt Ten Kate derzeit bei Suzuki. Suzuki Japan wäre bereit, Unterstützung in Materialform in der Größenordnung von 500.000 Euro zu leisten. Die Bikes würden von Suzuki-Partner Yoshimura kommen, welcher in der US-Superbike-Meisterschaft MotoAmerica seit vielen Jahren zu den Hauptdarstellern gehört und stets betonte, dass er seine Maschinen auch gerne in der Weltmeisterschaft unter Beweis stellen würde.
Das Szenario mit Suzuki ist auch jenes, welches der Superbike-WM den größten Nutzen bringen würde und bei Promoter Dorna entsprechend großen Anklang findet. Suzuki wäre nach BMW, Ducati, Honda, Kawasaki und Yamaha der sechste Hersteller im Bunde.
Nimmt Ten Kate als größter Honda-Händler der Niederlande im Laden eine Zweitmarke hinzu, muss man auch das lokale Händlernetz berücksichtigen.
Yamaha ist geschäftlich uninteressant, weil der größte Yamaha-Händler der Niederlande, Gebben Motoren in Rogat, nur 17 Kilometer von Ten Kate entfernt ist.
BMW könnte Ten Kate gute geschäftliche Perspektiven bieten. Von Groningen bis Apeldoorn und Enschede gibt es keinen BMW-Händler, BMW hat sich in letzter Zeit in den Niederlanden von einigen Shops getrennt. Außerdem ist der Hersteller aus München in den Niederlanden Marktführer und hat eine reizvolle Produktpalette.
Suzuki ist aus Händler- und Racingsicht interessant, auch wenn im 20 Kilometer entfernten Zwolle erst vor Kurzem der Suzuki-Dealer TT Motoren eröffnet hat. Unklar ist, ob Suzuki Niederlande im Rahmen des Gebietsschutzes ein zweites Motorradgeschäft so nahe bei TT Motoren erlauben würde.