Markus Reiterberger: Was 2019 gut und schlecht war
Nach drei Events der Saison 2017 ertrug Markus Reiterberger die Behandlung durch sein damaliges Superbike-WM-Team Althea BMW nicht mehr und kehrte freiwillig in die IDM zurück. «Die haben mir damals einfach ein Motorrad hingestellt und gesagt, ich müsse halt mehr Gas geben», erinnerte sich der 25-Jährige.
Viele Leute im SBK-Paddock gingen davon aus, dass die WM-Karriere von Reiti damit beendet ist. Doch der Obinger eroberte 2017 seinen dritten Titel in der IDM Superbike und brauste bei seinem Wildcard-Einsatz auf dem Lausitzring im Team von Werner Daemen auf die Plätze 13 und 9.
2018 gewann Reiterberger die letztmals ausgetragene Superstock-1000-EM und fuhr mit der BMW S1000RR erstaunliche Rundenzeiten.
2019 fährt Reiti im werksunterstützten BMW-Team von Shaun Muir an der Seite von Ex-Weltmeister Tom Sykes.
Der Deutsche weiß: Er muss eine gute Figur machen, um sich in der Superbike-WM zu etablieren. Shaun Muir und das BMW-Management erzählten im Winter, dass Reiti ab Saisonmitte regelmäßig in die Top-10 fahren und gegen Saisonende an den Rundenzeiten von Sykes kratzen soll.
Nach schwerem Auftakt in Australien und Thailand, wo Reiti zwar in jedem Rennen in die Punkte aber nie in die Top-10 fuhr, trumpfte er beim Europa-Auftakt in Aragon mit Startplatz 7 erstmals auf. Dann lief alles schief: Im ersten Lauf am Start von Johnny Rea gerammt und gestürzt, im Sprintrennen fiel er mit Kupplungsschaden aus und im dritten Rennen versagten der Hinterreifen und die Elektronik seiner BMW S1000RR.
Positiv war: Reiti fuhr erstmals in der Saison in jeder Session die Zeiten der Top-10, in Assen sogar der Top-5.
In den beiden Rennen in den Niederlanden, das Sprintrennen wurde abgesagt, holte er mit zweimal Platz 6 starke Ergebnisse, schlug jeweils seinen Teamkollegen und übertraf bereits im vierten Event die Zielvorgaben. Dass es mit der neuen S1000RR momentan nicht weiter nach vorne geht, ist der mangelnden Motorleistung geschuldet. Reiti und Sykes können kaum einen Gegner aus dem Windschatten überholen und fahren zumeist auf Verteidigung.
«Von Australien war ich nicht begeistert, seine Leistung in Thailand war schwach, nicht so wie ich gedacht hatte», meinte Reitis Mentor, Freund und Manager Werner Daemen im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Besonders das zweite Rennen war schwach, im Sprintrennen fuhr er gut. Bei den ersten beiden Events hat man gesehen, dass er sich erst wieder an das Superbike gewöhnen muss. Das Fahrwerk ist anders, das Motorrad war nicht nach seinen Wünschen. In Aragon haben sie einen Schritt nach vorne gemacht, weil das Team mit dem Motorrad in die Richtung ging, die Markus wollte. Das Team lernt Markus nach und nach kennen, er hat einen sehr speziellen Fahrstil, wie Sykes. Das Team muss verstehen, was er möchte. Ihm kannst du nicht ein Motorrad hinstellen und er fährt schnell damit, es muss für ihn passen. In Aragon hat er nach gewissen Änderungen gefragt, sie haben ihm diese gemacht und er hat sie nicht enttäuscht.»
Der Belgier weiter: «Man muss realistische Erwartungen haben. Wenn Markus in der Umgebung von van der Mark, Melandri oder Cortese fahren kann, dann ist das sehr gut. Sykes, Bautista, Rea, das sind echte Größen, die auch viel mit Erfahrung machen. Als Erstes wurde für Markus das Problem gelöst, dass er gut geradeaus bremsen kann. Als nächstes muss kommen, dass er auch gut in Schräglage bremsen kann. Wenn das gelingt, kann er den nächsten Schritt machen, aber auch der muss realistisch sein. Wenn ich so etwas sage, dann rede ich über Zeit. 40 sec Rückstand in Thailand sind viel zu viel. Zuerst musst du das auf 20 sec reduzieren und irgendwann willst du vorne mitfahren. Das geht aber nicht innerhalb eines Jahres. Auch Rea und Sykes fuhren in ihrem ersten WM-Jahr nicht allen anderen davon. Nur Bautista, aber er ist ein Ex-GP-Fahrer. Markus muss ab jetzt konstant zwischen Platz 5 und 10 fahren.»