MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Marco Melandri: «Keiner außer mir gibt den Weg vor»

Von Ivo Schützbach
«Ich weiß, was ich brauche», sagt Marco Melandri

«Ich weiß, was ich brauche», sagt Marco Melandri

2019 unterstützt Yamaha zwei Teams in der Superbike-WM mit Werksmaterial. Dass es zwischen Lowes, van der Mark, Cortese und Melandri Diskussionen über die Entwicklungsrichtung gibt, lässt sich nicht vermeiden.

Neben dem Yamaha-Werksteam mit Alex Lowes und Michael van der Mark sehen wir dieses Jahr auch die Satelliten-Truppe des Giansanti Racing Teams, in der Marco Melandri und Sandro Cortese identisches Material erhalten.

Natürlich herrscht zwischen den Fahrern und Teams Konkurrenzkampf. Nach dem Europa-Auftakt in Aragon eskalierte die Situation, Lowes und Melandri gifteten sich gegenseitig an und zogen in den Medien übereinander her. Seither hat sich die Lage kaum entspannt.

Melandri hat wie schon früher bei Ducati das Problem, dass sich seine Yamaha R1 auf den Geraden aufschaukelt und instabil wird. Vermutlich liegt das an seiner kleinen Statur, dem geringen Gewicht und seiner daraus resultierend speziellen Abstimmung. «Ich brauche einen schmaleren Tank, weil ich mich kaum auf dem Motorrad bewegen kann», fasste Melandri zusammen. «Sandro ist fünf Zentimeter größer, das macht auf diesem Bike viel aus. Auch der Fahrstil ist ausschlaggebend. Ich brauche beim Bremsen viel Gewicht auf dem Vorderrad, damit ich den Reifen spüren kann. Für mich muss die Front sehr stabil sein, deshalb habe ich zu wenig Gewicht auf dem Hinterrad.»

Lowes meinte dazu: «Ich hoffe, dass Yamaha nicht zu viel dafür aufwendet, sein Problem zu lösen. Es hört sich so an, also wollen sie sich dem Problem annehmen. Das bedeutet aber gleichzeitig, dass sie sich nicht mehr so sehr auf unsere Aufgaben konzentrieren können. Wir sind das Hauptteam, sie müssen sicherstellen, dass der Fokus auf uns liegt.»

«Seine rasante Entwicklung, um zu erkennen was verbessert werden muss, hat mich beeindruckt», stärkt Teamchef Paul Denning dem Engländer den Rücken. «In Kombination mit seiner zunehmenden Reife, und der Fähigkeit bessere Entscheidungen zu treffen, hat ihn das zu einem sehr starken Fahrer gemacht. Die Ingenieure bei Yamaha nehmen sein Feedback zur Weiterentwicklung der R1 sehr ernst.»

Melandri, mit 22 Siegen der weitaus erfolgreichste Yamaha-Pilot, beurteilt die Situation anders. «Ich weiß, was ich brauche», unterstrich der Vizeweltmeister von 2011 im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Keine Ahnung, was die anderen wollen. Ich bin mir aber sicher, dass wenn sie den Tank probieren, so wie ich ihn haben möchte, dann mögen sie ihn auch. So war es immer. Ich weiß auch, wie die Gewichtsverteilung für mich sein muss. Auch diese würden die anderen Fahrer mögen. Alles, worum ich Yamaha bislang gebeten habe, wollten auch alle anderen haben. Das hat mir zumindest Yamaha erzählt.»

Die Yamaha-Werksfahrer Lowes und van der Mark fürchten, dass ihnen Melandri bei der Entwicklung den Rang abläuft. «Keiner von ihnen zeigt den Weg auf, in den Yamaha gehen muss», hielt Melandri fest. «Nur ich frage nach spezifischen Dingen. Alle sagen, dass das Motorrad verbessert werden muss. Aber wo und wie und warum – das sage nur ich. Ich habe an Tag 1 auf dem Motorrad erklärt, in welchen Bereichen Fortschritte erzielt werden können. Es ist auch nicht so, dass ich Yamaha sage, dass sie meine Ideen für alle umsetzen müssen. Ich schildere ihnen lediglich was ich brauche, um schneller zu sein. Dann bekomme ich aber zu hören, dass auch die anderen Fahrer die Teile haben wollen und ich deshalb warten muss, bis die Sachen für alle gefertigt sind. Siege holen das Team, der Hersteller und der Fahrer immer gemeinsam. Wenn ein Fahrer eindeutige Kommentare abgibt, dann ist es für den Hersteller einfacher das Bike zu verbessern. Ohne klare Kommentare ist es nur ein Probieren. Man vermutet etwas und versucht es anschließend. Sicher brauche ich eine andere Abstimmung als die anderen. Aber wenn ich das Motorrad verbessere, dann ist das für alle zielführend.»

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