Chaz Davies: «Ich bin angepisst, das frustriert»
Ducati-Werksfahrer Chaz Davies
Keiner fährt die Ducati Panigale V4R wie WM-Leader Alvaro Bautista, der die ersten elf Rennen (!) des Jahres souverän gewann. Der Spanier hat bereits dreimal so viele Punkte erobert wie sein Teamkollege Chaz Davies, der nur WM-Sechster ist.
Und deswegen jede Menge Kritik erhält: Von aktuellen Fahrerkollegen wie Bautista und Weltmeister Jonathan Rea (Kawasaki), aber auch von Experten und Ex-Rennfahrern wie Carl Fogarty, Jamie Whitham oder Werner Daemen.
Davies beurteilt seine Leistungen durchaus kritisch. «Wenn es nicht läuft, ist nichts leicht», hielt der 32-Jährige gegenüber SPEEDWEEK.com fest. «Wenn es so gut wie bei Alvaro im Moment läuft, dann sieht es wie der einfachste Sport der Welt aus. Er kann keinen Fuß falsch setzen, alles gelingt einfach. Er kann nichts falsch machen. Wenn du aber auf der anderen Seite stehst, dann suchen alle nach Antworten. Obwohl alle in meinem Team das Beste geben, werden wir Zehnter – oder landen auf dem Podium wie in Aragon.»
Setzt dich das zusätzlich unter Druck? «Das nicht, aber ich bin angepisst», hielt der dreifache Vizeweltmeister fest. «Weil ich nicht mit meinem natürlichen Stil fahren kann. Weil ich mich nicht wohlfühle – das frustriert mich am meisten. Wenn ich von einem Rennen nach Hause komme, weiß ich, dass ich es hätte besser machen können. Ich fand aber keinen Weg das umzusetzen. Ich schaue nicht, was mein Teamkollege macht. Von außen betrachtet könnten man meinen, dass ich ihn mir anschaue und mir den Kopf zerbreche, weshalb ich so weit hinten liege. Aber ich war immer gut darin, mich auf mich zu konzentrieren.»
Davies hat zur Verdeutlichung seines Problems ein Beispiel parat: «Ich kann nicht einfach meinen Stil ändern. Das ist, wie wenn ich dir sage, dass du in der exakt gleichen Handschrift schreiben sollst wie ein anderer. Das würde dich so viel Konzentration kosten, dass du für einen Artikel zwei Stunden anstatt zehn Minuten brauchen würdest. Ich kann mir die Daten von Alvaro anschauen, seinen Stil zu kopieren geht aber nicht. Ich kann versuchen mich anzupassen, so wie es Rossi über die Jahre getan hat. Sein ursprünglicher Stil blieb der gleiche, auch wenn er heute mehr neben dem Motorrad hängt. Wenn ich mal ein grundsätzlich gutes Gefühl für das Motorrad habe, dann kann ich meinen Stil auch anpassen. Früher Bremsen, mehr Speed mitnehmen – ohne ein gutes Gefühl sind solche Änderungen schwierig. Bislang fehlt mir dieses Gefühl. Es ist nicht so, dass ich mit einer speziellen Sache Probleme habe. Ein bisschen was fehlt vorne, ein bisschen was hinten und etwas bei der Elektronik.»