Kawasaki-Star Jonathan Rea: «Das ist nicht normal»
Jonathan Rea mit Frau Tatia und den beiden Söhnen
Ich kann in den Spiegel schauen und sage zu mir: «Ich tue alles, was ich kann.» Mit meinen 32 Jahren fange ich an zu lernen, mich selbst zu mögen. Als ich jung war, war es normal, dass ich wütend wurde, wenn ich einen schlechten Tag hatte. Mit der Erfahrung, dem Alter und der Familie im Rücken geht man mit den Dingen anders um und ich glaube, ich bin klüger geworden.
Wenn ich auf der Rennstrecke bin, stehe ich im Rampenlicht, während es zu Hause immer um die Kinder und das Leben geht. Dann versuche ich, nicht über Motorräder nachzudenken. Ich liebe es zu kochen. Manchmal schuften meine Frau Tatia und ich so hart in der Küche, dass wir versuchen der Chefkoch zu sein. Ich mag das normale Leben. Ich genieße es, eine Flasche Wein mit meiner Frau zu teilen oder die Kinder ins Bett zu bringen. Beide spielen Fußball, an den Wochenenden bin ich mit ihnen am Fußballplatz.
Das in Balance mit der Superbike-WM, ist perfekt für mich. Zu Hause kann man ein gewisses Maß an Normalität bewahren. Der größte Unterschied zwischen meinem ersten Titelgewinn und heute ist, dass mehr Leute an mir interessiert sind und ich aus Marketinggründen öfter unterwegs bin. Aber ich bin trotzdem ein Vater, Ehemann und normaler Mann, während ich trainiere und meine Medienauftritte absolviere.
Eine Familie zu haben ist das Schwierigste im Leben, es bringt dich dazu zu realisieren, dass es noch andere Dinge als Motorsport gibt. Ich liebe diesen Sport, Motorräder sind alles für mich. Aber ich weiß, dass es einen sehr eigenen Lebensstil verlangt. So viel zu reisen ist nicht normal, wenn du Kinder hast. Auch die Zukunft hängt von meinen Kindern ab, denn wenn sie mit dem Fußball weitermachen wollen und auch reisen möchten, dann muss ich ihnen helfen. Es fühlt sich momentan so an, als wenn meine Familie ihr Leben für mich auf Pause gestellt hätte, damit ich meinen Traum leben kann.
Deine Umgebung mit guten Menschen zu gestalten ist das, worauf es ankommt – in der Familie und auch im Team. Die Jungs im Kawasaki-Team sind wie Brüder für mich. Es ist einfach, jedes Wochenende mit ihnen zu genießen, auch wenn es mal nicht so läuft. Nach einer schlechten Leistung freue ich mich auf ein gemeinsames Abendessen mit den Leuten aus dem Team und wir lachen über normale Dinge.
Niemand weiß, dass ich einen starken Glauben und das Gefühl habe, dass jemand auf mich aufpasst. Wenn ich wegen etwas verwirrt bin, frage ich um Hilfe und bekomme immer einen sehr guten Ratschlag. Ich erinnere mich daran, in diesem Jahr bei einem Rennen die Boxengasse verlassen zu haben, und ich fragte nach Hilfe. Anschließend passierte etwas, was ich nicht erzählen kann, und es veränderte das Jahr gravierend. Das ist der Grund dafür, dass ich immer während der Auslaufrunde in den Himmel schaue.