Von Honda degradiert: Das Urteil von Midori Moriwaki
2019 kehrte Honda nach 17-jähriger Abstinenz werksseitig in die Superbike-WM zurück. Als Partner wurde das Team von Midori Moriwaki gewählt, die 42-Jährige wiederum arbeitet eng mit Althea-Boss Genesio Bevilacqua zusammen, der 2011 mit Ducati und Carlos Checa den Titel eroberte.
Für 2020 warf der größte Motorradhersteller das gesamte Konzept über den Haufen, das diesjährige Werksteam ist in Barcelona stationiert und an das Repsol-MotoGP-Team angegliedert.
Moriwaki musste sich neu organisieren, das Team MIE Racing Althea Honda ist jetzt in der tschechischen Hauptstadt Prag beheimatet.
SPEEDWEEK.com setzte sich im Fahrerlager von Phillip Island zum Vier-Augen-Gespräch mit Midori Moriwaki zusammen.
Midori, für was stehen die drei Buchstaben MIE im Teamnamen?
Für «Midori International Engineering».
Warum hast du diesen neuen Namen kreiert und firmierst nicht mehr unter Moriwaki?
Ich habe über 20 Jahre für die Firma Moriwaki gearbeitet. Wann immer wir etwas im Rennsport machten, in MotoGP, Moto2 oder dem Moriwaki-Cup, brauchten wir eine Niederlassung in Europa. Für die Logistik, die Auslieferung von Teilen und die Kommunikation. Als ich das Superbike-Projekt in Angriff nahm, gründete ich die Firma MIE Racing.
War es für dich auch persönlich wichtig zu zeigen, dass du mehr als die Tochter des berühmten Mamoru Moriwaki bist?
Nein, Selbstvermarktung ist nicht wichtig für mich. Die Geschichte der Firmen Moriwaki und Yoshimura ist viel wichtiger, als ich es bin.
Ich habe oft mit meinen Eltern darüber geredet, ob wir den Namen Moriwaki für das Rennteam nützen sollen oder nicht.
Als ich für Moriwaki gearbeitet habe, rief ich viele neue Projekte im Rennsport ins Leben. Ich habe auch sonst viel für die Firma getan. Deshalb meinten sie, dass ich es verdient hätte, meinen eigenen Weg zu gehen.
Letztes Jahr starteten wir aus großem Respekt vor meiner Familie, der Firma Moriwaki und ihren Mitarbeitern unter dem Namen Moriwaki Althea Honda. Die Firma im Hintergrund war aber schon damals MIE Racing.
Wie bist du mit den Yoshimuras verwandt?
Pops Yoshimura ist mein Großvater. Mein Onkel ist heute Präsident von Yoshimura, meine Cousins arbeiten auch alle für Yoshimura.
Wieso hast du die Werkstatt von MIE Racing jetzt in Prag und nicht mehr bei Althea in Civita Castellana nahe Rom?
Durch meine Arbeit im Rennsport kam ich in der ganzen Welt herum und habe immer die richtigen kleinen Firmen gesucht, die Spezialteile herstellen können. Schon damals überlegte ich mir, wo der ideale Standort für meine Firma wäre.
Als wir letztes Jahr anfingen, war unsere Werkstatt in Prag noch im Bau, deshalb half uns Althea aus.
Deine diesjährigen Mechaniker setzen sich zusammen aus Japanern, Tschechen und den Althea-Leuten aus Italien?
Genau. Althea stellt einige Mechaniker, kümmert sich um die Logistik und die Hospitality.
Wie ist der Status deines Teams?
Wir sind das offizielle Honda-Satelliten-Team
Letztes Jahr wart ihr das Honda-Werksteam. Ist es für dich persönlich eine Enttäuschung, dass ihr jetzt nur noch das Satelliten-Team seid?
Bei Moriwaki haben wir immer so gearbeitet, wie wir es jetzt wieder tun. Es war also ein Schritt zurück zur Normalität.
Aber als Werksteam hattet ihr doch viel mehr Ressourcen, Geld und Unterstützung zur Verfügung?
Das stimmt. Es war auch einfacher Sponsoren zu kontaktieren, weil HRC dahinter stand. Sie haben uns auch bei der Logistik sehr unterstützt. Dinge ändern sich – dieses Jahr ist eine große Herausforderung.
Warum hast du dich für die neuen Teamfarben Schwarz und Grün entschieden?
Grün, weil Midori auf japanisch Grün bedeutet. Und Schwarz, weil sich die Farbe ändern wird, wenn wir unseren Hauptsponsor bekanntgeben. Ich will nicht, dass die Leute mein Team jetzt schon mit einer Farbe assoziieren.
Wir haben ein spezielles Schwarz gewählt: Je nach Sonneneinstrahlung schimmert es anders.