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Stefan Bradl: «2017 war ein Knick in meiner Karriere»

Von Ivo Schützbach
Stefan Bradl über die neue Honda: «Das geht nicht von jetzt auf gleich»

Stefan Bradl über die neue Honda: «Das geht nicht von jetzt auf gleich»

Ende Oktober 2019 testete Stefan Bradl in Japan zum ersten Mal die neue Honda CBR1000RR-R, seither hat sich einiges getan. Was der 30-jährige Bayer vom Team HRC in der Superbike-WM 2020 erwartet.

Beim Auftakt der Superbike-WM in Australien Ende Februar hatten die Honda-Werksfahrer Leon Haslam und Alvaro Bautista zwar nicht das Zeug zu gewinnen, sie waren mit der neuen Triple-R aber konkurrenzfähig.

Bautista wurde in beiden Hauptrennen Sechster und nimmt diesen Platz auch in der Gesamtwertung ein. Haslam sorgte mit Platz 5 im ersten Rennen für das beste Honda-Ergebnis, in den beiden anderen Rennen patzte der Engländer aber und ist deshalb nur Gesamt-9.

Hondas MotoGP-Test- und Ersatzfahrer Stefan Bradl, 2017 für das Team Red Bull Honda in der Superbike-WM am Start, verfolgte die Rennen auf Phillip Island intensiv. Der Zahlinger durfte die neue Fireblade bereits Ende Oktober 2019 in Suzuka fahren, demnächst bekommt er sein eigenes Superbike geliefert, mit dem er ab Juli an diversen Racing4Fun-Events von Veranstalter Race Camp teilnehmen und auch als Instruktor fungieren wird.

SPEEDWEEK.com sprach mit Deutschlands erfolgreichstem MotoGP-Piloten (50 Mal Top-10).

Stefan, wie beurteilst du das WM-Debüt der neuen Honda in Australien?

Sie waren genau dort, wo ich sie eingeschätzt hatte. Sie sind dabei, aber es ist noch schwer ausbaufähig. Es muss noch viel getan werden, um die Fireblade in der Superbike-WM auf Siegniveau zu bringen. Aber das habe ich von Anfang an gesagt. Ich bin das Motorrad gefahren und habe gemerkt, dass Potenzial vorhanden ist.

Jetzt gilt es, das auszubauen. Ich hoffe für Honda, sie sind an der Reihe zu liefern. Die Fahrerpaarung passt, die Entwicklung steht wegen Corona aber momentan still.

Bautista ließ in Australien verlauten, dass du das Motorrad zwar gefahren seist, aber nichts zur Entwicklung beigetragen hättest. Lässt du das so stehen?

Ich wurde von HRC gefragt, diesen geheimen zweitägigen Suzuka-Test zu machen. Sie haben mich anschließend um meine Einschätzung gebeten, was ich von diesem Bike halte. Großartig mitentwickelt habe ich das Motorrad nicht, aber eine gewisse Richtung vorgegeben. Honda hat meine Anregungen auch angenommen. Wenn ich Alvaro mal wieder sehe, werde ich ihn fragen, was er davon hält und dazu sagt.

Bautista tut sich nach vielen Jahren mit V4-Motoren schwer mit der Umstellung auf den Reihenvierzylinder der Honda. Du hast das 2017 selbst mitgemacht, wie schwer ist der Umstieg?

Es gibt einen Unterschied, es kommt aber auch auf die Leistungsentfaltung und die Drehmomentkurve an und wie die Elektronik damit umgeht. Es gibt nicht nur die Faktoren, ob V4 oder Reihenvierzylinder. Klar, die Konzepte sind zwei verschiedene paar Schuhe, aber man kann den Motor trotzdem so abstimmen, dass er ähnlich zu fahren ist – ähnlich, nicht gleich.

Bautista kommt von Ducati, wo das Superbike der MotoGP-Maschine ähnlich ist. Bei Honda ist die Ähnlichkeit nicht so groß, deshalb ist es vielleicht ein größerer Sprung.

Wie ähnlich ist die neue Fireblade einem MotoGP-Motorrad?

Ich bin das Bike in der Serienversion noch nicht gefahren und warte darauf, dass ich privat eine bekomme und damit auf die Rennstrecke darf. Dann kann ich dir mehr sagen.

Es ist ein Unterschied zu spüren, die Leistungsentfaltung ist anders. Die MotoGP-Maschine hat weniger Leistung im unteren Drehzahlbereich, dafür aber deutlich mehr Druck in der Spitze. Auch das Fahrverhalten ist anders. Die MotoGP-Honda ist steifer und viel härter abgestimmt als ein Superbike.

Wenn du dir anschaust, was Bautista in seinem ersten Superbike-Jahr 2019 bei Ducati geleistet hat und was Scott Redding dieses Jahr auf dem gleichen Bike zeigt: Wurdest du 2017 bei Honda unter Wert geschlagen, weil du auf dem falschen Motorrad saßt?

Meine Superbike-Saison 2017 war mit Sicherheit ein Knick in meiner Karriere. Da lief so gut wie nichts, wie es hätte laufen sollen. Das Motorrad war in der Konfiguration mit Ten Kate und der Elektronik von Cosworth nicht konkurrenzfähig.

Leon Camier hat sich in der folgenden Saison auch den Arsch aufgerissen auf dem Motorrad, hat es dann weggeschmissen und sich verletzt – ähnlich, wie es bei mir der Fall war. Das Motorrad war nicht auf dem Niveau der Superbike-WM.

Honda hat dann ja auch entsprechend gehandelt und ist wieder werksseitig eingestiegen. Aber es geht nicht von jetzt auf gleich, dass du das Niveau der Spitze erreichst.

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