BMW-Chef Dr. Schramm: «Dann kann es auch mal krachen»
Seit 2019 schickt BMW wieder ein Werksteam in die Superbike-WM und bietet damit Ducati, Honda, Kawasaki und Yamaha die Stirn. Durchaus erfolgreich: In der ersten Saison mit der aktuellen S1000RR eroberte Aushängeschild Tom Sykes vier Podestplätze und eine Pole-Position. Für das erste Rennen der Saison 2020 qualifizierte sich der Engländer als Schnellster und verbesserte den Pole-Rekord auf Phillip Island.
2021 fährt der Niederländer Michael van der Mark im Werksteam der Bayern, er wird Teamkollege von Sykes oder Eugene Laverty.
Dr. Markus Schramm, seit Mai 2018 Geschäftsführer von BMW Motorrad, gewährte SPEEDWEEK.com ein exklusives Interview.
Herr Schramm, wie fällt ihr Fazit seit der werksseitigen Rückkehr 2019 aus?
Wir haben immer gesagt, dass die erste Saison eine Entwicklungssaison ist, wir haben nicht damit gerechnet, aufs Podium zu fahren. Natürlich hat uns das gefreut und mein Fazit ist umso besser.
Wie sicher wart ihr euch, dass Shaun Muir Racing der richtige Partner für dieses Projekt ist?
Da gibt es zwei Facetten: Wie gut ist der Partner, dafür haben wir mit Marc Bongers und anderen bei BMW Motorrad eine gute Expertise, um das beurteilen zu können. Das andere ist der menschliche Faktor. Als wir uns im Sommer 2018 das erste Mal getroffen haben, war nach relativ kurzer Zeit klar, dass wir von der Denkweise zusammenpassen. Das ist das Wichtigste. Wenn jemand so fokussiert ist wie Shaun Muir und die Sache so professionell angeht, dann passt das zu uns.
Eure Fahrer stehen bei SMR unter Vertrag. Wie sehr mischt sich BMW in die Fahrerfrage ein?
Das läuft in enger Abstimmung, wir diskutieren zusammen als Team.
Muss es das Ziel sein, die zwei besten, verfügbaren Fahrer zu verpflichten?
Das kann man so pauschal nicht sagen. Es kann auch von Vorteil sein, wenn du einen jungen, ambitionierten Fahrer holst, dann hat der eine Perspektive. Und du hast dazu einen erfahrenen Piloten, der sich nicht nur auf seinen Teamkollegen konzentrieren muss, sondern auch auf die Konkurrenz. Das sehen wir auch in der Formel 1: Wenn zwei Alphatiere aufeinandertreffen, dann kann es auch mal krachen. Natürlich, wenn man zwei Weltmeisterkandidaten hat, dann ist die Wahrscheinlichkeit höher.
Welche Märkte sind besonders wichtig, wenn wir über den Kalender der Superbike-WM sprechen?
Die großen europäischen wie Italien, Frankreich, Spanien, England und Deutschland. Dann die USA, auch die asiatischen Märkte sind wichtig. In Südamerika sind wir mit den GS-Modellen und der 310er stark unterwegs, dort ist sicher noch Potenzial was das Thema Superbike angeht.
Für 2020 wäre auch ohne Corona kein Rennen in Asien angesetzt, seit 2017 gab es keine Rennen in Deutschland. Redet ihr mit Promoter Dorna und sagt ihnen, dass diese Märkte wichtig für euch sind?
Natürlich finden solche Gespräche statt. Wir sind aber auch in der Endurance-WM vertreten, die normalerweise in Malaysia, Japan und Deutschland fährt.
Wir können Wünsche äußern, es muss für die Dorna und ihre Sponsoren aber auch in Summe passen. Wenn ein Rennen auf dem Lausitzring kaum besucht wird, dann macht das wenig Sinn.
Viele Fans der Superbike-WM fahren selbst Motorrad. Nützt ihr die Meisterschaft, um Kunden, Händler und Partner zu Events einzuladen?
In der Breite haben wir das bislang nicht aufgebaut, aber denkbar ist das. Unser Team hat Kontingente, die Frage ist halt immer, wie die Breitenwirkung ist. Das ist ja immer nur ein Tropfen auf den heißen Stein, den man damit bedient.
Kalender Superbike- und Supersport-WM 2020:
28.2.–1.3. Phillip Island/AUS
31.7.–2.8. Jerez/Spanien
7.–9.8. Portimao/Portugal
28.–30.8. Aragon/Spanien
4.–6.9. Aragon/Spanien
18.–20.9. Barcelona/Spanien
2.–4.10. Magny-Cours/Frankreich
9.–11.10. San Juan/Argentinien*
6.–8.11. Misano/Italien*
*unbestätigt
Ohne Termin: Donington Park/GB, Assen/NL, Doha/Q
Gestrichen: Imola, Oschersleben