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FIM-Boss will die SBK-WM erneut auf den Kopf stellen

Von Gordon Ritchie
FIM-Präsident Jorge Viegas (li.) mit SBK-Technikchef Scott Smart

FIM-Präsident Jorge Viegas (li.) mit SBK-Technikchef Scott Smart

Im Herbst 2012 übernahm der spanische MotoGP-Vermarkter Dorna auch die kommerziellen Rechte an der Superbike-WM. Seither wurde viel umgekrempelt und es ist kein Ende in Sicht.

In den letzten acht Jahren hat SBK-Promoter Dorna zusammen mit dem Motorrad-Weltverband FIM die beiden Superstock-Klassen 600 und 1000 beerdigt und dafür die Supersport-300-WM etabliert.

Das Reglement in der Superbike-WM wurde immer seriennaher, dadurch sollen die Kosten sinken.

SPEEDWEEK.com traf sich mit FIM-Präsident Jorge Viegas und sprach darüber, wie es mit SBK weitergehen soll.

Herr Viegas, wie schaut es mit der Superbike-WM aus? Es gab ein Interview, in dem sie sagten, dass sich etwas ändern wird.

Wir arbeiten mit der Dorna am zukünftigen Modell, aber der Virus hat einiges durcheinandergebracht. Ich glaube trotzdem, dass wir die Superbike-WM verbessern müssen. Wie, das können wir nur gemeinsam mit den Herstellern und der Dorna erarbeiten. Ich glaube, es wird etwas Neues geben.

Wenn sie die Verbesserungen ansprechen, meinen sie die Show, die Vermarktung oder das Eindringen in neue Märkte?

Wir benötigen eine Klasse, die das Aushängeschild für Serienmotorräder ist. Dazu benötigen wir so viele Hersteller wie möglich, denn es soll eine große Schlacht darum geben, wer das beste Modell zu bieten hat, welches im Handel zu erwerben ist. Wir benötigen natürlich die besten Rennen und müssen die Vermarktung verbessern. Ich glaube, die Dorna hat gemeinsam mit der FIM auch in Bezug auf die Balance der Motorräder hervorragende Arbeit geleistet und man kann sehen, dass die zeitlichen Unterschiede unglaublich gering sind.

Wir sind zwar auf einem guten Weg, aber wir müssen die Serie attraktiver für die Sponsoren und Zuschauer machen. Ich möchte nicht, dass die Superbike-WM als zweite Liga abgestempelt wird. Die Superbike-WM muss ein völlig anderes Produkt als MotoGP sein. Ich erinnere mich an die Zeiten, als die Flammini-Brüder das Zepter in der Hand hielten. Die MotoGP-WM versuchte damals ihre Kosten drastisch zu senken, während es in der Superbike-WM mehr und mehr um Performance ging. Die Kosten waren Nebensache. Um sein Produkt zum Erfolg zu bringen, benötigt es eine eigene Identität und muss sich deutlich von anderen unterscheiden. Die Superbike-WM darf in keinem Wettbewerb zur Motorrad-Weltmeisterschaft stehen. Der Zuschauer muss sehen, dass es sich bei dem einen um ein Standardmotorrad handelt und bei dem anderen um Prototypen. Diesen Weg sollten wir geben, auch wenn das nur meine Gedanken sind.

Vielleicht gibt es eine Zukunft für Bikes mit geradem Lenker, keine reinrassigen Rennmaschinen? Geht es in der Diskussion darum?

Wir reden über alles. Diese Idee ist auf dem Tisch und wir diskutieren, wie wir es umsetzen können. Das Modell, das Sportmodell oder das kommerzielle Modell. Aber wie bereits erwähnt, wegen des Virus’ sind wir sechs Monate hinterher.

Was ist mit dem Besitz der Serie im Allgemeinen? Einige Leute sagen, dass die Beziehung zwischen Dorna und FIM nicht besonders gut sei. Die Dorna hat die FIM im Griff?

Die Leute sagen, dass die Dorna der Boss ist, aber ich würde sagen, dass die Dorna nichts tut, ohne mit uns zu reden. Und wir machen nichts, ohne mit der Dorna zu sprechen. Wir verstehen uns sehr gut. Wir sind die Institution und verantwortlich für die technischen und sportlichen Regeln, doch wir verlassen uns auf die Unterstützung der Dorna. Sie sind für die Vermarktung und TV-Rechte verantwortlich. Zusätzlich zur guten Beziehung untereinander kommt die gute Beziehung zum Herstellerbündnis MSMA. Ich bin sehr glücklich, auch wenn die Leute oft sagen: «Die Dorna macht sowieso was sie will, sie ist federführend.» Das stimmt nicht! Wir machen alles zusammen, das kann ich ihnen bestätigen. Viele Leute kommen von der FIM: Technikchef, Ärzte, Umweltmitarbeiter, Sicherheitsbeauftragte, usw. Aber ich kenne das Image der FIM, ich kenne es sehr genau.

Ein Problem besteht darin, dass die Superbike-WM keine Verbindung zu den nationalen Serien hat. Kaum Fahrer der BSB und MotoAmerica als Beispiel kommen in die Superbike-WM und wir sehen keine Wildcards, wenn wir in England oder den USA fahren. Für eine wachsende Superbike-WM: Müssen wir uns da nicht global verbinden?

Absolut und wir benötigen die gleichen, genau die gleichen technischen und sportlichen Regeln, sowie ein Qualifyingsystem. Dies ist etwas, worüber ich mit den Verantwortlichen der Dorna gesprochen habe.

Wie sieht es mit Japan in der Superbike-WM aus? Der Großteil der Hersteller kommt aus Japan und es gibt kein Rennen dort.

Wir haben nur das Acht-Stunden-Langstreckenrennen von Suzuka in Japan, was eine Mischung aus Superbike und Endurance bildet. Das ist ein Problem der Dorna, denn es ist eine Vermarktungsangelegenheit. Die Dorna würde gerne nach Japan gehen, aber das Problem ist das Acht-Stunden-Rennen von Suzuka, denn die Japaner interessieren sich für nichts anderes. Wir konzentrieren uns also auf die Endurance-WM und decken damit zugleich den Superbike-Bereich ab.

Es gibt keinen Weg, die Serien dort zu verbinden?

Wir werden sehen, wir werden sehen. Das ist hauptsächlich eine Angelegenheit der Promoter, denn es geht dort vor allem um Verträge.

Abgesehen von der Corona-Krise: Wenn es eine Sache geben würde, die sie für die Superbike-WM tun könnten, gemeinsam mit der Dorna und allen anderen, welche wäre das?

Ich würde sehr gerne die technischen Regeln vereinfachen. In eine Richtung, dass die Zuschauer wissen, dass sie das Motorrad kaufen können, welches auf der Rennstrecke fährt. Ein System mit Stockmotorrädern und einem Paket der einzelnen Hersteller, sodass die Kosten limitiert sind und man genau weiß, um wieviel Geld es geht.

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