Sandro Cortese, ServusTV: «Das gibt’s nicht mehr oft»
2017 arbeitete Sandro Cortese erstmals als Experte fürs Fernsehen, damals für ServusTV bei der Superbike-WM in Assen. Wann immer es sein eigener Rennkalender zuließ, begleitete er 2018 die MotoGP-WM für Eurosport und 2019 sowie 2020 für DAZN.
Dass der Schwabe 2021 zum Team von ServusTV gehören und über die Superbike-WM berichten wird, wissen regelmäßige Besucher dieser Website schon länger. Seit heute ist es offiziell: ServusTV hat den Vertrag mit Lizenzgeber Dorna Sport verlängert und wird die Superbike-Weltmeisterschaft für zwei weitere Jahre übertragen – in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Was nicht live im TV kommt, wird auf der Internetseite des österreichischen Privatsenders gestreamt und ist auch über die Mobile- und Smart-TV-App verfügbar – gratis und in HD.
Sandro Cortese wurde 2012 auf KTM Moto3-Weltmeister, 2018 gewann er für Kallio Yamaha die Supersport-WM und fuhr anschließend für GRT Yamaha und Pedercini Kawasaki zwei Saisons in der Superbike-Klasse. Nach seinem schweren Unfall in Portimao Anfang August 2020, bei dem er sich mehrere Wirbelbrüche zuzog, musste sich der 31-Jährige umorientieren. Seinen Rücktritt hat Cortese nie erklärt, in den letzten Monaten aber eine berufliche Neuausrichtung vorgenommen.
Für Yamaha arbeitet Sandro als Markenbotschafter und steht den Youngstern im R3-Cup mit Rat zur Seite. Und für ServusTV wird er bei allen Events der Superbike-WM als Experte dabei sein. Teilweise aus dem Studio in Salzburg an der Seite von Moderator Philipp Krummholz, teilweise an der Rennstrecke, wo er sich mit Stefan Nebel abwechseln wird.
«Für mich ist es super, dass ich bei ServusTV anfangen kann und dem Rennsport so weiterhin treu bleibe», erzählte der Berkheimer SPEEDWEEK.com. «Ich bin sehr dankbar, dass ich diese Chance kriege. Ich kam erst spät dazu und kann jetzt nach meiner Verletzung als Experte tätig sein, was mir sehr Spaß macht. Ich hoffe, dass ich dem Team gut zur Seite stehen kann. Bis letztes Jahr war ich sehr nahe am Geschehen, das will ich mit den Zuschauern teilen.»
Sandro, wie ist es zu der Zusammenarbeit mit ServusTV gekommen?
Das war im vergangenen Winter, ich habe ja schon mal für sie moderiert. Die Konstellation, mich als Superbike-Experte zu nehmen, war naheliegend, weil ich bis letztes Jahr gefahren bin.
Gibt dir das auch die Möglichkeit, einen Fuß in der Türe zu behalten für ein mögliches Comeback als Rennfahrer?
Natürlich. Aber meine Hauptaufgabe wird dieses Jahr sein, als Experte zu arbeiten und körperlich wieder fit zu werden. Was dann am Ende des Jahres passiert, steht in den Sternen. Im Moment ist es für alle Fahrer schwierig, ein gutes Motorrad zu kriegen, konkurrenzfähig zu sein und ein gutes Budget zu haben. Deshalb ist es für mich umso wichtiger, die Zusammenarbeit mit ServusTV zu starten – auch für meine Zukunft. Ich hoffe, dass die Zusammenarbeit über viele Jahre fruchten wird.
Hast du dir die SBK-Übertragungen auf ServusTV in deiner aktiven Zeit hinterher angeschaut?
Ja, immer in der Mediathek.
Was ServusTV mit der Superbike-WM, MotoGP und seit diesem Jahr der Formel 1 für Österreich und Deutschland macht, ist super. Das ist ein riesiger Mehrwert, weil es das nicht mehr oft gibt, dass man im Free-TV viel Fernsehzeit kriegt.
Qualitativ sind die Sendungen hochwertig?
Auf jeden Fall. Ich war als Back-up-Kommentator für MotoGP in Doha im Studio und habe gesehen, was hinter den Kulissen vorgeht. Das ist hochprofessionell, ich hatte davor schon mehrere andere Sachen gesehen.
Ich freue mich auf das erste Rennen, das ich kommentieren darf. Weil die Leute von ServusTV topfit sind und auch das Arbeitsklima gut ist.
Natürlich muss ich in das Ganze erst reinwachsen, das ist eine Herausforderung. Ich bin stets dabei mich zu informieren, das ist kein Selbstläufer. Klar bin ich Experte und habe ein Wissen, aber ich muss in die Arbeit wachsen. Es dauert bestimmt ein oder zwei Events, bis ich wirklich Fuß gefasst habe. Das geht nicht von heute auf morgen. Wie man sich als Rennfahrer entwickelt, entwickelt man sich auch als Experte oder Journalist. Man muss Sachen so erzählen, dass sie für die Zuschauer verständlich sind. Das gibt mir eine Riesenmotivation, zu lernen.
Moderator Philipp Krummholz kenne ich schon lange, wir verstehen uns super. Mit ihm wird das eine gute Einheit.
Reden die Fahrer mit dir anders, wenn du ihnen als TV-Experte gegenüberstehst, wie wenn sich Rennfahrer untereinander unterhalten?
Ich denke, dass sie mit mir offener reden als mit einem fremden Journalisten.
Vor ein paar Wochen war ich für ServusTV bei Jonas Folger daheim. Da hat man sofort gespürt, dass wir uns kennen, seit wir klein waren. Die Leute geben dir eine andere Antwort, wenn eine persönliche Nähe vorhanden ist und man sich kennt.
Ich weiß, wie sich ein Fahrer fühlt und stelle die Fragen deshalb vielleicht anders als ein normaler Sportjournalist. Ich weiß, was einer fünf Minuten vor dem Rennen denkt.
Ich freue mich auf die Aufgabe, weil ich eine komplette Saison aus einer anderen Sicht sehen kann.