Scott Redding: «BSB nicht so gefährlich wie Most»
Scott Redding im Autodrom Most
«Normalerweise mache ich mir über die Sicherheit keine Gedanken, in einer Situation wieder dieser muss aber auch ich mit den Offiziellen reden», sagte Scott Redding am Freitagabend. Der Engländer hat im Vorfeld der SBK-Premiere in Most darauf aufmerksam gemacht, dass das malerisch gelegene Autodrom in Nordböhmen zahlreiche Sicherheitsmängel hat. «Ich habe die Wahl dieser Rennstrecke bereits in Frage gestellt, als sie ausgesucht wurde. Damals waren zum Beispiel keine Fahrer dabei, um sich die Strecke anzusehen – und ich weiß genau, warum. Jetzt sind wir hier und müssen etwas unternehmen.»
Redding qualifizierte sich am Samstagvormittag trotz seiner Bedenken neben Johnny Rea (Kawasaki) und Toprak Razgatlioglu (Yamaha) für die erste Startreihe, mangelnden Einsatz kann dem Vizeweltmeister keiner vorwerfen. Das hält ihn aber nicht davon ab, für seine Meinung einzustehen und auch am Management der Dorna Kritik zu üben.
«Gregorio Lavilla fuhr Weltmeisterschaft und BSB, er war ein großartiger Fahrer», sagte Redding über den heutigen SBK Executive Director. «Heute sitzt er aber nicht mehr auf dem Motorrad, vielleicht hat das seine Sichtweise verändert. Es ist leicht, eine Strecke zu Fuß zu besichtigen, dann sieht alles nicht so schlecht aus. Aber wenn du auf dem Motorrad sitzt und das Risiko eingehen musst, dann siehst du Dinge anders. Ich fuhr 2019 BSB und wusste, dass es gefährlich ist. Aber mein Ziel war, die Meisterschaft zu gewinnen, dort herauszukommen und dann wieder auf sicheren Strecken zu fahren. Jetzt bin ich erneut mit dieser Situation konfrontiert, das sollte nicht so sein. Wir sollten nicht auf einer Strecke wie Most fahren, sondern in Brünn. Wir sind eine Weltmeisterschaft und wir alle sind Weltklassefahrer. In BSB gibt es gefährliche Stellen, ich empfand aber keine als so gefährlich wie hier. In Most gibt es keinen Raum für Fehler. Viele der Stellen in BSB, die gefährlich sind, sind recht langsam. Eine der gefährlichsten Strecken in BSB ist Brands Hatch. Dort ist es aber so, dass zwar viel passiert, du aber meistens davonkommst. Diese Balance gibt es in Most nicht. Wenn hier zehn Fahrer stürzen, verletzen sich acht.»
«Sicherheit kommt an erster Stelle», unterstrich der 28-Jährige gegenüber einer Handvoll Journalisten. «Deshalb haben wir Airbags, getestete Helme und Lederkombis. Die Motorräder werden überprüft und es gibt Gründe dafür, weshalb wir eine Safety Commission haben. Aber wenn ich mich beschwere, ist das nicht genug. Wer zum Teufel ist schon Scott Redding? Es geht nicht nur um die zu geringen Auslaufzonen. Im dritten Sektor gibt es keine Service-Road. Wenn dort ein Fahrer stürzt, kommen die roten Flaggen raus. Wenn das in der zweiten Runde des Rennens passiert, was ist dann? Stoppen sie das Rennen? Oder schmeißen sie das Motorrad über den Zaun in die Bäume? Was ist, wenn dort ein Fahrer in kritischem Zustand liegt? Zuerst musst du alle Fahrer in die Boxengasse bringen, erst dann kann der Krankenwagen auf die Strecke. Man kommt dort nicht auf die Strecke. Dort ist eine der besten Überholmöglichkeiten. Aber was passiert, wenn dort etwas passiert? Wenn sich dort die Lenker berühren, gibt es keinen Ausweg. Wenn du bei so hoher Geschwindigkeit einen anderen berührst, dann bist du im Sekundenbruchteil im Kies. In Kurve 1 hat es nicht mal Kerbs an der Außenseite, da kommt direkt das Gras. Das hatte ich nicht mehr, seit ich Minibikes fuhr.»
«Meine größte Sorge ist, wenn es regnet», so Redding. «Die Strecke ist auch im Trockenen gefährlich, aber da ist das Sturzrisiko geringer. Man kann auch nicht sagen, dass wir langsamer fahren sollen, wenn es gefährlicher wird. Wir sind Rennfahrer und werden dafür bezahlt, unseren Job bestmöglich zu erledigen und zu gewinnen. In Regenrennen werden alle im schneller, schneller, schneller, schneller und dann stürzen sie – so findest du das Limit. Am Ende ist es so: Wenn ein Regenrennen stattfindet, dann muss ich fahren, das ist mein Job. Ich werde aber nicht mehr riskieren als nötig. Vielleicht lassen sich für die Zukunft einige Dinge verbessern. Als nächstes kommt Navarra – ich glaube nicht, dass dort etwas geändert wurde, was wir nachgefragt haben. Ich hoffe nur, dass alle von Most gesund nach Hause kommen. Es kann immer etwas passieren, aber man muss vorab über solche Dinge nachdenken. Nicht auszumalen auf wen alles gezeigt wird, sollte etwas Schlimmes passieren.»