Takaaki Nakagami: Das Honda-Werksteam plant ohne ihn
Der überwiegende Teil der 22 Plätze im geschrumpften MotoGP-Startfeld für 2023 ist vergeben, das Gleiche gilt für die fünf Werksteams in der Superbike-WM. Lediglich bei Ducati und Honda gibt es noch jeweils einen offenen Platz, deren Fahrer sich aber abzeichnen.
In der MotoGP-Klasse wird sich das LCR-Honda-Team mit dem dreifachen Sieger Alex Rins verstärken, der Alex Márquez ersetzt. Die Frage, ob Takaaki Nakagami eine sechste Saison bei LCR verbringen darf oder ob er für Moto2-Sieger Ai Ogura Platz machen muss, dürfte inzwischen geklärt sein. HRC will Ogura als Rookie in die höchste Kategorie transferieren. Er liegt nach 11 von 20 Rennen in der Moto2-WM nur einen Punkt hinter den beiden Spitzenreitern Celestino Vietti und Augusto Fernandez.
HRC-Manager Alberto Puig erklärte gegenüber SPEEDWEEK.com: «Ich bin ein großer Fan von jungen Fahrern. Ich habe mein ganzes Leben der Förderung von jungen Talenten gewidmet. Du musst jedoch bei solchen Transfers genau überlegen. Wie verhält sich ein junger Fahrer nach einem Crash? Was versteht er vom Motorrad und vom Set-up? Es gibt viele Bereiche. Man darf nicht zu aufgeregt sein, sondern muss ihn Ruhe analysieren und prüfen, welche Lösung die beste ist. Wenn Ai Ogura den Moto2-WM-Titel gewinnt, hat das eine Bedeutung. Denn Moto2 ist eine schwierige Klasse. Als Weltmeister hast du vielleicht eine Chance in MotoGP. Wir müssen uns aber im Sommer entscheiden und können nicht bis Oktober warten.»
Nakagami steht nach viereinhalb Jahren ohne Podestplatz da. Und Honda-Aushängeschild Marc Márquez ist offenbar auch kein Fan des Japaners: «Taka ist nur auf gewissen Pisten schnell, zum Beispiel in Jerez und Aragón», stellte der Repsol-Honda-Star im Mai 2022 verwundert fest.
Der 30-jährige Nakagami ist bei der Honda Racing Corporation und im gesamten Fahrerlager wegen seiner Höflich- und Freundlichkeit sehr beliebt, doch ein MotoGP-Siegfahrer wird er wohl keiner mehr. Mit seinem Triumph 2010 beim Langstreckenrennen Suzuka Eight Hours und weiteren Podestplätzen hat er bewiesen, dass er auch ein Superbike schnell bewegen kann.
Doch inzwischen steht fest: HRC wird Nakagami nicht ins Werksteam in die Superbike-WM transferieren, der Wechsel in ein Kundenteam wie MIE Honda, das zudem hinterherfährt, scheint undenkbar.
Offiziell besiegelt ist es noch nicht, aber Honda wird mit Xavier Vierge weitermachen. Iker Lecuona besitzt ohnehin einen Vertrag bis Ende 2023.
«Xavi fährt eine sehr gute Rookie-Saison», lobte ihn HRC-Teammanager Leon Camier im Gespräch mit SPEEDWEEK.com in Most und stärkt damit dem Spanier den Rücken. «Ihn mit Nakagami zu vergleichen, ist sehr schwierig, sie stehen in ihrer Karriere an verschiedenen Punkten. Es gibt keine Garantie, dass er stärker wäre als Xavi. In der Moto2-Klasse ist es extrem schwierig, Eindruck zu schinden. Dort sorgen die winzigsten Details für den Unterschied. Und es sind nicht notwendigerweise die Fahrer, die den Unterschied ausmachen, das können auch die Techniker sein. Wenige Zehntelsekunden machen den Unterschied zwischen Platz 6 und 1. Was ein Fahrer wirklich kann, lässt sich in Moto2 schwer beurteilen. Persönlich bin ich überzeugt davon, dass Nakagami keinen besseren Job als Xavi erledigen würde – niemals.»
«Für mich ist offensichtlich, dass Vierge überragendes Potenzial hat», ergänzte Camier. «Er wird schon bald sehr stark sein. Mit seinen zwei Verletzungen hatte er großes Pech. Davon abgesehen arbeitete er sich schnell ein, kam in einen guten Rhythmus und war sehr schnell.»
Die Entscheidungsträger bei HRC in Japan arbeiten eng mit SBK-Teamprinzipal Alberto Puig und Teammanager Leon Camier zusammen. Entscheidungen über ihre Köpfe hinweg entsprechen nicht der Honda-Philosophie.
Die Superbike-Werksteams für 2023:
Honda: Iker Lecuona (E), Xavier Vierge (E)
Kawasaki: Jonathan Rea (GB), Alex Lowes (GB)
BMW: Scott Redding (GB), Michael van der Mark (NL)
Yamaha: Toprak Razgatlioglu (TR), Andrea Locatelli (I)
Ducati: Alvaro Bautista (E), Rinaldi?, Petrucci?
Fett = Fix