Toprak Razgatlioglu: Weshalb er Irisch lernen musste
Toprak Razgatlioglu (li.) mit Phil Marron
Der Titelgewinn von Toprak Razgatlioglu im November 2021 auf der Insel Lombok in Indonesien war für jeden bei Yamaha eine Erlösung. Zwölf Jahre mussten die Japaner warten, dass sie nach Ben Spies 2009 wieder triumphierten – zum zweiten Mal überhaupt.
Seit 2019 an der Seite des überragenden Toprak: Sein Crew-Chief Phil Marron. Der Nordire aus Antrim verbrachte beinahe seine gesamte Technikerkarriere mit den Lavertys. Er arbeitete zehn Jahre mit seinem Schwager Eugene und weitere zwei mit dessen Bruder Michael.
Mit Eugene Laverty wurde Marron zweimal Vizeweltmeister: Einmal in der Supersport-Klasse, außerdem 2013 auf Aprilia bei den Superbikes.
Nach der Saison 2018 stellte Aprilia jegliche werksseitige Unterstützung in der Superbike-WM ein, das Team von Shaun Muir wechselte zu BMW und ist seither deren Werksteam. Marron hatte ein Angebot für den Job des Technischen Direktors. Doch ihm gefiel weder diese Rolle noch die Tatsache, dass er viel Zeit in Deutschland hätte verbringen müssen.
Stattdessen ließ er sich von Kenan Sofuoglu, Topraks Manager und Mentor, überreden, zu Kawasaki zu gehen. Im Privatteam von Manuel Puccetti hatten sie eine herausragende erste gemeinsame Saison, gewannen zwei Rennen, fuhren 13 Mal aufs Podium und wurden WM-Fünfte.
Seit 2020 steht das türkische Ausnahmetalent bei Yamaha unter Vertrag, im Vorjahr gewann Marron mit Razgatlioglu den WM-Titel.
«Es war schön, dass das mit dem Titel endlich funktioniert hat», grinste Marron im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Das war sehr, sehr speziell – ein Lohn für die Arbeit und sehr befriedigend. Es braucht viel Einsatz von allen Beteiligten, um so etwas zu schaffen. Wir wissen aber auch, dass wir einen sehr besonderen Fahrer haben. Wenn man eine Weltmeisterschaft gewinnt, dann hat das Gründe. Dass ich involviert war, ist sehr schön. Dass mein Name damit in Verbindung gebracht wird.»
Als Toprak für Kawasaki fuhr, sprach er kaum Englisch. Im Puccetti-Team hatte er anfänglich nur italienische Techniker, die Sprachbarriere war groß.
«Als ich zu ihm kam, verbrachten wir in den ersten Wochen sehr viel Zeit miteinander», erinnerte sich Marron. «Mit seinem Akzent fragten die Leute neun- von zehnmal, ob er bitte wiederholen könne, was er gesagt hat. Er ist aber sehr schüchtern, also sagte er gar nichts mehr. Heute ist er nicht mehr in diesem Schneckenhaus, sein Englisch ist deutlich besser geworden. Man kann sogar einen irischen Einschlag bei ihm hören. Es ist für ihn einfacher mich zu verstehen, als die Techniker die er vor mir hatte.»