HRC-Manager Camier: Das Werksteam hat auch Nachteile
HRC-Teammanager Leon Camier
Yamaha hat nach der werksseitigen Rückkehr 2016 sechs Jahre gebraucht, um mit dem überragenden Toprak Razgatlioglu Superbike-Champion zu werden. Es war erst der zweite Titel nach Ben Spies 2009, obwohl es die seriennahe Weltmeisterschaft bereits seit 1988 gibt.
Ducati mühte sich nach dem Triumph von Carlos Checa 2011 elf Jahre ab, bis der Titel trotz großem Einsatz 2022 mit Alvaro Bautista endlich wieder nach Borgo Panigale geholt werden konnte.
Honda brillierte zuletzt mit James Toseland, das war 2007 im Ten-Kate-Team. Doch erst seit 2020 sehen wir wieder ein Team der Honda Racing Corporation, zuständig für alle Werksauftritte des größten Motorradherstellers.
Weil alle Motorräder in der Superbike-WM auf Serienmaschinen basieren, sind fundamentale Änderungen nur langsam möglich. Denn ein Hersteller muss dafür jedes Mal ein neues Homologationsmodell bringen, was trotz der geringen Minimalstückzahl von 500 Einheiten mit enormen Kosten verbunden ist.
«Wir haben ein starkes Team, das steht fest», unterstrich HRC-Teammanager Leon Camier im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Unsere zwei jungen Fahrer Xavi Vierge und Iker Lecuona sind in der Lage zu gewinnen und um den Titel zu kämpfen. Und unser Motorrad wird besser. Aber mit den aktuellen Regeln ist es nicht einfach, Fortschritte zu erzielen. Sie sind sehr strikt, es lässt sich kaum etwas schnell aufholen. Das ändert aber nichts daran, dass wir so schnell wie möglich in eine Position kommen wollen, in der wir um den Titel kämpfen können. Wir werden das schaffen – hoffentlich früher als später. Letztes Jahr hatten wir eine Pole-Position und einen Podestplatz und wir konnten in vielen Rennen in der zweiten Gruppe kämpfen. Jetzt wollen wir öfter am Podium anklopfen. Dank neuer Teile aus Japan konnten wir das Motorrad erneut verbessern, werden aber etwas mehr Zeit brauchen, um das Beste herauszuholen. Honda Japan arbeitet im Hintergrund sehr hart, damit wir ein konkurrenzfähiges Motorrad bekommen.»
«Wir sind ein 100-prozentiges Werksteam», ergänzte der Engländer. «Wir haben viele Techniker, die direkt von Honda aus der Entwicklungsabteilung kommen. Und auch von HRC, die sich um das Tagesgeschäft kümmern. Das bringt viele positive Dinge mit sich, andererseits sind wir in gewissen Bereichen in der Entwicklung langsamer. Wenn wir aber neue Teile bekommen, dann wissen wir, dass sie funktionieren. Es dauert etwas länger, aber das ist Teil der Honda-Philosophie. Alles wird sehr methodisch analysiert, so arbeitet man in einem Werksteam. Es dauert, bis HRC genau versteht, was zu tun ist, um das Maximum aus den Pirelli-Reifen herauszuholen. Wir sind jetzt im vierten Jahr, wobei es in den ersten beiden Jahren wegen der Covid-Beschränkungen kaum Entwicklungen gab.»
Montag und Dienstag sind auf Phillip Island die letzten Wintertests, bevor am kommenden Wochenende die Weltmeisterschaft 2023 beginnt.