Hat Tom Sykes alle geblufft? Die Meinung von Kawasaki
Von 2012 bis 2017 beendete Tom Sykes die Weltmeisterschaft sechsmal in Folge in den Top-3, 2013 als Champion. In seinen 351 Rennen auf Suzuki, Yamaha, Kawasaki und BMW landete er 114 Mal auf dem Podium, 34 Mal als Sieger. Hinzu kommen 51 Pole-Positions (Rekord) und 39 schnellste Rennrunden.
Das Gros seiner Erfolge hat er als Werksfahrer von Kawasaki gefeiert. Nach drei Jahren bei BMW und einem auf Ducati in der BSB kehrt Sykes diese Saison zu den Grünen zurück, allerdings als Privatfahrer im Team von Manuel Puccetti.
Bei den Wintertests hinterließ der Engländer kaum Eindruck, trat aber sehr entspannt auf. «Ich arbeite, um für Phillip Island gerüstet zu sein», sagte Sykes. «Dann zählt es. Ich verzichtete auf weiche Reifen und ging nie auf Zeitenjagd.»
Ist Tom Sykes deutlich mehr zuzutrauen, als er uns während des Winters glauben ließ? SPEEDWEEK.com sprach mit Guim Roda, dem Manager des Kawasaki-Werksteams, für das Sykes von 2012 bis 2018 fuhr.
Mit 37 ½ Jahren ist Sykes der nach Alvaro Bautista (38 Jahre und 3 Monate) älteste Fahrer im Feld. Doch das bedeutet in der Superbike-WM nicht viel: Die Weltmeister Troy Bayliss, Carlos Checa, Max Biaggi und Bautista haben in diesem Alter noch herausragende Leistungen gezeigt. Und Rea feierte am 2. Februar auch bereits seinen 36. Geburtstag.
«Ich hoffe für Tom, dass das eine schöne und genüssliche Erfahrung im Rennsport wird», erzählte Roda. «Manuel Puccetti und sein Team können von so einem erfahrenen Piloten einiges lernen. Mit Toprak hatten sie in der Vergangenheit einen starken Fahrer, aber er war damals ein junges Talent. Jetzt haben sie einen schnellen Champion, der die Richtung vorgeben kann. Er wird älter – aber wenn er gut trainiert und sich vorbereitet, warum sollte er keine guten Leistungen zeigen? Wir müssen den Saisonstart abwarten, um sein Potenzial beurteilen zu können.»
Sykes macht sich keine Illusionen: Den sechsfachen Weltmeister Rea im Werksteam wird er nicht überflügeln. Sein klares Ziel ist deshalb besser als Alex Lowes zu sein, die Nummer 2 bei Kawasaki.
«Es ist normal für jeden Fahrer, dass er besser als die Jungs im Werksteam sein will», weiß Roda. «So muss das sein. Wenn du auf demselben Motorrad sitzt, dann ist das eine besondere Genugtuung. Mit den technischen Regeln heute kommt es darauf an, wie ein Fahrer seinen Stil an das Motorrad anpassen und das Maximum aus dem Motorrad holen kann. Denn abgesehen von den Concession-Parts dürfen wir ja fast nichts mehr ändern. Toms Vorteil war immer, dass er mit seinem Fahrstil das Paket maximal ausquetschen konnte. Doch das wurde durch die Regeländerungen für ihn über die Jahre immer schwieriger. Bei Bautista war es ähnlich, er konnte sein Potenzial mit der Honda auch nicht ausspielen. Bei Ducati hingegen weiß er genau, wie er das tut.»