Formel 1: Abschied in der Unterhose

Nachfolger von Razgatlioglu: Drei heiße Kandidaten

Von Ivo Schützbach
Toprak Razgatlioglu wird in der Superbike-WM ab 2024 für BMW fahren, bei Yamaha hinterlässt er große Fußstapfen. Racing-Manager Andrea Dosoli überlegt, wer diese füllen könnte.

Seit 2020 hat nur ein Yamaha-Fahrer Rennen gewonnen: Toprak Razgatlioglu, der Weltmeister des Jahres 2021. 31 Siege sind dem Türken bislang mit der R1 gelungen, hinzu kommen weitere 47 Podestplätze. Vor den Rennen in Misano an diesem Wochenende liegt der 26-Jährige auf dem zweiten Gesamtrang, 69 Punkte hinter Ducati-Star Alvaro Bautista.

Dass er nach dieser Saison zu BMW wechselt, ist für Yamaha ein schwerer Schlag. «Die Nachricht war enttäuschend, weil Yamaha mit dem Vertrag, den sie Toprak angeboten hatten, große Anstrengungen unternahmen, um ihn zu halten», sagte Teamprinzipal Paul Denning. «Er möchte in Zukunft etwas anderes tun, das ist seine Entscheidung. Man kann zustimmen oder nicht, ob das die beste Wahl für seine Karriere ist. Vielleicht ist es für mich schwieriger, weil Toprak eine sehr enge Beziehung zu allen Teammitgliedern hat und wir gemeinsam so viele Erfolge erzielt haben. Er hat uns zu einer Weltmeisterschaft verholfen, aber wir haben ihn auch zu einer Weltmeisterschaft mitgenommen. Das Beängstigende an Toprak ist, dass er in einigen Aspekten seiner Arbeit noch Spielraum für Verbesserungen hat.»

Natürlich überlegt Yamaha, wer die riesigen Fußstapfen von Razgatlioglu füllen könnte, der japanische Hersteller braucht einen Siegfahrer.

«Am liebsten würde ich der Yamaha-Philosophie folgen und den Platz einem unserer Fahrer geben», sagte Road-Racing-Manager Andrea Dosoli beim Treffen mit SPEEDWEEK.com in Misano. «Ich werde mir die nächsten vier Events anschauen, wie sich unsere Fahrer entwickeln.»

Nach Misano kommt Donington Park, dann Mitte Juli Imola und am letzten Juli-Wochenende Most in Tschechien. Dann ist bis Anfang September Sommerpause.

Möglicherweise wird Dosoli mit seiner Entscheidung nicht so lange warten. Denn sollte sich Scott Redding für den Verbleib bei BMW entscheiden, muss er seine Option bis zum 15. Juli 2023 ziehen.

Will Dosoli den ehemaligen Vizeweltmeister und 12-fachen Superbike-Sieger aus England verpflichten, müssen die Weichen für den Wechsel zu Yamaha vor dem 15. Juli gestellt werden. Reddings großer Vorteil: Er hat bereits Superbike-Rennen gewonnen, bringt Erfahrung von Ducati und BMW mit und ist ein Charakterkopf, der die Fans auch abseits der Rennstrecke begeistert.

Redding rechnet sich gute Chancen bei Yamaha aus. Sein Manager Michael Bartholemy spricht aber auch mit den Werksteams von Kawasaki und Honda, wo es ebenfalls freie Plätze gibt.

Zweiter heißer Kandidat als Razgatlioglu-Nachfolger ist Franco Morbidelli. Der MotoGP-Vizeweltmeister von 2020 kommt aber nur in Frage, wenn er in der Königsklasse nicht mehr unterkommt. In der WM 2021 und 2022 belegte er nur die Gesamtränge 17 und 19, diese Saison ließ «Morbido» in Argentinien mit zwei feinen vierten Plätzen aufhorchen. Im WM-Stand ist der 29-Jährige aber lediglich auf Platz 13 zu finden, was auch an der wenig konkurrenzfähigen M1 liegt, wie Platz 9 von Ex-Weltmeister Fabio Quartararo unterstreicht.

Dieses Jahr hat Yamaha Europa in der Superbike-WM sechs Fahrer unter Vertrag: Neben Razgatlioglu und Locatelli im Pata-Team sind das Domi Aegerter und Remy Gardner bei GRT, Lorenzo Baldassarri bei GMT94 und Bradley Ray bei Motoxracing.

Als klar war, dass Razgatlioglu zu BMW abwandert, hat Yamaha den Vertrag mit Locatelli umgehend bis Ende 2025 verlängert. Von seinen vier Markenkollegen hat Aegerter die besten Chancen auf den zweiten Platz im Werksteam, womit er der dritte heiße Kandidat ist.


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