Jonathan Rea: So kann Toprak kein Megastar werden
Giganten der Superbike-WM: Jonathan Rea (li.) und Toprak Razgatlioglu
Seit ihrer Gründung 1988 hat die Superbike-WM bewegte Jahre erlebt, immer wieder wechselten die Eigentümer. Auf Erfinder Steve McLaughlin aus den USA folgten die Italiener Maurizio und Paolo Flammini. Ihre Firma wurde später von Infront Motor Sports aufgekauft, mit einer Beteiligung von 7,5 Prozent waren die Brüder aber wie zuvor ins Tagesgeschäft eingebunden.
Im Herbst 2012 ging Infront Motor Sports an Bridgepoint, den Eigentümer der spanischen Sportagentur Dorna, die auch die Rechte an der MotoGP-WM besitzt.
2025 steht der nächste Umbruch an: Der US-Konzern Liberty Media, dem auch die Formel 1 gehört, erwarb für 4,2 Milliarden Euro die Mehrheitsbeteiligung von 86 Prozent an der Dorna Sports S.L. – vorbehaltlich der Zustimmung der Wettbewerbsbehörde der Europäischen Union.
Mit jedem Wechsel ging bei Herstellern, Teams, Fahrern und Fans der Superbike-WM die Hoffnung einher, dass es einen Aufschwung gibt.
«Die Superbike-WM kann mit der MotoGP nicht konkurrieren, sie ist anders», betonte Rekordweltmeister Jonathan Rea gegenüber SPEEDWEEK.com. «Das müssen wir akzeptieren. Ich machte Erfahrungen mit beiden (Flammini und Dorna – der Autor), es ist kein Vorteil für die Superbike-WM, den gleichen Eigentümer zu haben. Gleichzeitig glaube ich aber, dass die Dorna einige Dinge sehr gut gemacht hat. Man muss die Meisterschaft aber auch gesamt betrachten und an welchen Orten wir fahren. Superbike ist Superbike, wir werden nicht auf die fantastischen Rennstrecken gehen, weil wir nicht genügend Fans haben, die ein Ticket kaufen. Die geschäftlichen Hintergründe verstehe ich nicht alle, aber was die praktische Arbeit betrifft, hat die Dorna gut Arbeit geleistet, um die Hersteller zusammenzubringen und sie konkurrenzfähig zu machen. Ich war aber auch 2010 hier, als BMW, Aprilia, Alstare, Honda, Ducati und Kawasaki dabei waren, das war für die Superbikes auch eine sehr gute Zeit. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich beide Ären erlebte habe.»
«Die Dorna hat mit Toprak ein charismatisches, unglaubliches Talent, aber er fährt in der Superbike-WM», ergänzte der 119-fache Laufsieger. «Damit können sie aus ihm keinen Megastar machen, er sollte im MotoGP-Paddock sein. Mit dem gleichen Eigentümer sollte es Fortschritte geben. Nachdem ich einige Titel gewann, hatte ich das Gefühl, dass mich die Dorna hätte unterstützen sollen, in die MotoGP zu gehen. So wie sie es in der Spanischen Meisterschaft oder JuniorGP machen. Wir haben mit Toprak diesen superguten Typen hier. Aber bei uns ist es so, dass die aus der Superbike-WM dort bleiben sollen, wo sie sind. Ich bin sehr stolz auf die Superbike-WM, ich bin von Anfang an hier. Dass sie die Superbike-WM übernommen haben, war aber wohl eine rein geschäftliche Entscheidung.»
Ist es nicht auch gut, wenn die Champions in der Meisterschaft bleiben? «Schon, wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass MotoGP die Spitze markiert», so Rea. «Als Kind war Kevin Schwantz mein Held, ich wollte damals eine 500er gegen Rainey, Mick Doohan, Schwantz und diese Jungs fahren. Ich wollte nicht gegen Fogarty oder Bayliss fahren. Aber ich liebe die Superbikes, sie sind ein Teil meines Lebens. MotoGP ist für mich die Spitze, die Superbike-WM sollte eine Stufe dorthin sein. Wir hatten das Glück, dass wir für Fahrer wie Checa, Melandri oder Biaggi attraktiv waren, die MotoGP-Rennen gewonnen haben oder auf dem Podium standen. Biaggi war einer der größten Rivalen von Valentino Rossi. Heute ist es aber so, dass die MotoGP-Fahrer nach ihrer Karriere tot sind. Der MotoGP-Kalender hilft dabei nicht. Fahrer wie Dani Pedrosa oder Aleix Espargaro haben genug, sie denken nicht über die Superbike-WM nach. In der Vergangenheit kamen Topfahrer zu uns und zeigten den Level der Superbike-WM. Melandri kam nicht einfach und gewann. Für Checa, Biaggi und Hayden galt dasselbe. Das verschaffte unserer Meisterschaft Anerkennung. Es ist aber auch gut, dass eigene Fahrer herangewachsen sind, Toprak begann in der Superstock-600-Klasse.»