Tod von Anthony Gobert: Bereits ein Jahr ist vorüber
So blieb er in Erinnerung: Anthony Gobert 1997
Am 10. Januar teilte Aaron Gobert mit, ebenfalls ein ehemaliger Rennfahrer, dass sein sechs Jahre älterer Bruder Anthony in Palliativversorgung im Krankenhaus im Sterben liegt.
Sieben Tage später erreichte uns die erschütternde Nachricht, dass Anthony von uns gegangen ist – er wurde nur 48 Jahre alt.
Genau ein Jahr später denke ich an ihn, seine Lebensgeschichte könnte kaum tragischer und trauriger sein.
Über Anthonys Missbrauch von Alkohol und Drogen, wie er auf die schiefe Bahn geriet, für kriminelle Handlungen verurteilt wurde und zeitweise obdachlos war, wurde viel geschrieben. Mit großem Interesse verfolgten seine Fans weltweit, wie er dank seines Bruders Aaron seit Anfang 2021 ins Leben zurückfand.
Was uns in Erinnerung bleiben sollte, sind nicht seine menschlichen Schwächen, sondern seine großartigen Leistungen als Sportler.
Er war ein hochtalentierter Rennfahrer in der Superbike- und 500er-WM, ein gutaussehender Bursche aus Greenacre in New South Wales in Australien, der bei den Frauen ankam und auf wie neben der Strecke für viel Action sorgte. Er war ein Paradiesvogel und verrückter Hund, der leider mit Erfolg und Druck nicht umgehen konnte und sich deshalb in eine andere Realität flüchtete.
1994 kam der damalige Blondschopf in die Superbike-WM und wurde auf einer Honda im japanischen Sugo Achter und Sechster. Zum Saisonende saß er bei seinem Heimrennen in Phillip Island auf einer Kawasaki und verblüffte die Welt mit einem dritten und ersten Platz. Er ist bis heute der jüngste Fahrer (19 Jahre, 7 Monate und 26 Tage), der ein Rennen in dieser Klasse von Pole-Position gewann. Ein neuer Stern war aufgegangen.
1995 erlebte «The Go Show» mit zwei Siegen und WM-Rang 4 hinter Carl Fogarty, Troy Corser und Aaron Slight den sportlichen Höhepunkt seiner Rennfahrerkarriere.
Im Jahr darauf gewann Anthony sogar ein Rennen mehr und stand sechsmal auf dem Podium, wurde in der Weltmeisterschaft aber nur Achter, weil er verletzungsbedingt vier Rennwochenenden und damit acht Läufe verpasste.
Für 1997 unterschrieb Gobert einen Suzuki-Werksvertrag für die 500-ccm-Weltmeisterschaft. Nach einem positiven Dopingtest (Verdacht auf Marihuana-Missbrauch) wurde er allerdings noch während der Saison entlassen. In der WM landete er mit 44 Punkten dennoch auf Rang 15.
1998 trat Anthony in der US-Superbike-Meisterschaft an, sein Comeback-Versuch in der Königsklasse ging 1999 auf der Schweizer MZ-Weber-500-ccm-Maschine mit swissauto-V4-Motor ebenfalls aus disziplinären Gründen frühzeitig zu Ende. Er wechselte in die US-Superbike-Meisterschaft und war in Laguna Seca mit einer Ducati seines Teams Vance & Hines mit Wildcard in der Weltmeisterschaft dabei – und gewann den ersten Lauf!
Im Jahr 2000 setzte Kenny Roberts den Australier noch einmal als Ersatzfahrer auf die 500-ccm-Modenas-Dreizylinder, er sammelte dabei als 15. in Donington einen Punkt.
In der Motorrad-WM kam Gobert auf total 13 Einsätze in der 500er-Klasse, sein bestes Ergebnis war Platz 7 beim Österreich-GP 1997.
2000 trat Gobert auch in der Superbike-WM an und gewann auf einer Bimota das erste Rennen in Australien im Regen, es war sein achter und letzter Sieg in dieser Klasse. Gesamt eroberte er bei 57 Starts 16 Podestplätze, stand zweimal auf Startplatz 1 und fuhr zweimal die schnellste Rennrunde. Auf sein WM-Konto sammelte er 504 Punkte.
Bis 2007 war Gobert aktiv, er trat während seiner Laufbahn auch in den nationalen Superbike-Meisterschaften in den USA, Australien, Großbritannien und Frankreich an. Zu Beginn der Saison 2006 bestritt er zwei Rennen in der Supersport-WM als Ersatz für David Checa.
Jetzt ist er nicht mehr da – und bleibt unvergessen.