Neue BMW: Toprak lässt die Hüllen fallen
Rund fünf Wochen vor dem Saisonauftakt im australischen Phillip Island präsentierte BMW Motorrad Motorsport am 15. Januar in Berlin das Aufgebot für die Superbike-WM 2025 der Öffentlichkeit. Die Veranstaltung fand, wie schon letztes Jahr, an einem besonderen Ort statt: in der neuen BMW Motorrad Welt im BMW-Werk Berlin. Dieses Werk ist das Herz der Motorrad-Fertigung von BMW und der Geburtsort der M1000RR.
Hat BMW bei der offiziellen Präsentation im letzten Jahr noch die Bikes von zwei Superbike-Teams auf die Bühne gerollt, waren es 2025 nur jene des Teams ROKiT BMW Motorrad. Das Bonovo-action-Team gibt es nicht mehr – eine Kerntruppe ist geblieben und wird als Ducati-Team MGM Bonovo und mit Scott Redding weitermachen.
Alles Schnee von gestern, der Fokus von BMW liegt auf der Superbike-Saison 2025. Das Ziel ist klar: Die Verteidigung des WM-Titels. Toprak Razgatlioglu gewann 2024 die WM mit 43 Punkten Vorsprung auf Nicolo Bulega (Aruba.it Ducati), stand in 30 Läufen 27-mal auf dem Podium, davon 18-mal als Sieger. Und das, obwohl der Türke nach seinem schlimmen Sturz in Magny-Cours verletzungsbedingt auf sechs Läufe verzichten musste.
«Es war ein Teamerfolg. Ich bin letztes Jahr im Juni dazugestoßen und wir hatten eine Achterbahnfahrt vor uns. Beim Saisonstart auf Phillip Island hatten wir einige Höhen und Tiefen und ab Juni, Juli waren wir auf dem richtigen Weg», betonte BMW Motorrad Motorsport Direktor Sven Blusch. «Es war ein unglaubliches Gefühl für uns alle bei BMW, nach 101 Jahren einen WM-Titel zu gewinnen – das bedeutet BMW Motorrad und auch der BMW Gruppe sehr viel und jeder ist sehr stolz. Jetzt sind wir hier, um über dieses Jahr zu reden. Dieses Mal sind wir nicht mehr die Jäger, sondern die Gejagten.»
Blusch weiter: «Ich möchte auch erwähnen, dass das Team, als ich dazugestoßen bin, auf einem unglaublichen Level gearbeitet hat. Für mich war es die Aufgabe, alle bei BMW Motorrad und in der BMW Gruppe auf den Motorsport, der bei uns eine hohe Priorität hat, auszurichten. Während des Jahres war es nicht immer klar, in welche Richtung wir gehen sollen und wir hatten die typischen Höhen und Tiefen. Wir haben uns dazu entschieden, unsere Bemühungen in der Superbike-WM voranzutreiben. Und unser neuer CEO Markus Flasch treibt uns bis ans Limit. Jeder von uns war letztes Jahr im positiven Sinn wirklich fertig. Jetzt sind wir wieder auf dem Weg und können es kaum erwarten, die neue Saison zu beginnen.»
Das ROKiT-BMW-Team geht die Mission Titelverteidigung in der kommenden Saison mit derselben Fahrerkonstellation wie 2024 an – mit Toprak Razgatlioglu und Michael van der Mark. Für dieses Vorhaben bekommen sie ein neues Motorrad. Änderungen am Serienmodell wie der Kurzhub-Gasgriff oder elektronischen Schmankerl wie die Slide-Control und Brake-Slide-Assist haben auf das Rennmotorrad keine Auswirkung. Die gesteigerte Motorleistung, der höhere Abtrieb und der Flex-Rahmen sorgen hingegen für eine bessere Basis. Die Leistungsausbeute des Serienmotors wurde um 6 PS auf 218 gesteigert, die Rennversion dürfte um die 250 PS haben. In der neuen M1000RR kommt der bekannte, aber in wesentlichen Punkten überarbeitete Vierzylinder-Reihenmotor zum Einsatz.
Im Zuge der aerodynamischen Weiterentwicklung wurden die Winglets neu konstruiert und produzieren jetzt noch stärkeren Abtrieb – sowohl bei aufrechter Fahrweise als auch in Schräglage. Gleichzeitig konnte die Wheelie-Neigung nochmals reduziert werden. Obwohl die aerodynamische Abtriebslast bei 300 km/h von vormals 22,6 auf 30 kg erhöht wurde, stellen sich keine Einbußen bei der Höchstgeschwindigkeit ein.
«Es gab viele Fragen, weil wir nur noch zwei Bikes haben werden. Aber ich bin zu 100 Prozent sicher, dass wir bereit sind, um den Titel erneut zu gewinnen – das ist unser Ziel», ist sich Blusch sicher. «Mit der Kombination Toprak und Michael sowie SMR haben wir ein unglaubliches Team. Es ist dieselbe Konstellation wie letztes Jahr und ich bin mir sicher, dass diese auch 2025 funktionieren wird. Und ich möchte auch unser Testteam erwähnen, denn die Leute im Hintergrund arbeiten sehr hart, wenn wir keine Rennwochenenden haben. Sie verrichten die Basisarbeit für uns. Wir sind sehr gut aufgestellt.»