Superbike-WM: Toprak erwachte in einem Albtraum

Highsider von Toprak: Es gab mehr als eine Ursache

Von Ivo Schützbach
BMW-Werksfahrer Toprak Razgatlioglu hatte bei seinem Sturz am Montag auf Phillip Island Glück, dass er sich nicht schlimm verletzte. Technikchef Chris Gonschor erklärt, wie es zum Crash während der Superbike-Tests kam.

Montag und Dienstag haben sämtliche Superbike-Piloten auf Phillip Island den finalen Vorsaison-Test, bevor am Wochenende die Weltmeisterschaft 2025 auf gleicher Strecke in Südaustralien beginnt. Titelverteidiger Toprak Razgatlioglu kam in der ersten Session am Montag lediglich zwei Runden weit, dann wurde er aus dem Sattel seiner BMW M1000RR katapultiert.

Der Red-Bull-Athlet hatte Glück: Zwar setzte er den Rest der Session aus und klagte über Schmerzen in der rechten Hand und im Anfang Januar operierten rechten Zeigefinger, in der zweiten Session am Nachmittag war er aber wieder dabei und mit der drittschnellsten Zeit auch konkurrenzfähig.

«Die Traktionskontrolle hat kaum eingegriffen, ich öffnete das Gas zu 39 Prozent und hatte einen Highsider», beschrieb Toprak seinen Unfall in Kurve 6.

War es ein Fahrfehler oder arbeitete die Elektronik nicht wie sie sollte, fragte SPEEDWEEK.com beim Technischen Leiter von BMW nach.

«Das System Fahrer, Maschine, Elektronik hat in dem Moment nicht so funktioniert wie es sollte, sonst hätte es den Unfall nicht gegeben», schmunzelte Chris Gonschor. Und erklärte dann ernster: «Es war eine Verkettung verschiedener Umstände, deshalb kann man das auch nicht auf einzelne Werte runterbrechen. Man muss sich in der Datenanalyse die Summe der Themen anschauen: Drosselklappenstellung, Traktionskontrolleeingriff, Linienwahl, Fahrer-Input und Wetterbedingungen, da der Bereich von Kurve 1 bis 6 sehr windempfänglich ist. Wir reden also von vier, fünf, sechs Parametern, die man zusammengefasst anschauen muss, um zu verstehen, warum es zu dieser Situation gekommen ist. Es gibt mehrere Stellhebel, um die Situation in Zukunft besser abzufangen.»

«Ein Highsider kann mit jedem Motorrad jedem Fahrer passieren», bemerkte der 44-Jährige. «Insofern muss man so etwas fahrerunabhängig betrachten. Eine Garantie, dass ein Fahrer keinen Highsider erleben kann, gibt es nicht. Weder vom Fahrer, weil er ein menschliches Wesen ist, noch von dem Fahrzeug, auf dem er sitzt, das technisch basiert ist. Da bin ich emotionslos, das ist eine Kombination aus Fahrer und Maschine und Strecke. Klar ist das Ziel aller Ingenieure im Fahrerlager solche Situationen zu vermeiden, weil Highsider grundsätzlich weh tun. Aber leider gibt es diese Fahrmanöver bis heute von jedem Fahrer, man sieht immer wieder den ein oder anderen Weltmeister fliegen.»

Wie lässt sich bestmöglich verhindern, dass so etwas wieder geschieht? Gonschor: «Der Fahrer kann anders agieren, das Motorrad muss anders agieren. Und elektronisch muss nach der Erkenntnis dieses Sturzes an der Stelle etwas mehr Kontrolle angedacht sein. In Summe muss ich alle drei Parameter anpassen, um das garantiert zu verhindern. Eine Frage nach Schuld oder Unschuld ist in solchen Situationen die falsche. Wir gewinnen zusammen als Team und verlieren zusammen. Das Team ist eine Kombination aus Ingenieuren, Technikern, Mechanikern, Fahrer und Bike – und an allen Stellen lag nicht 100 Prozent Performance am Tag.»

Zeiten Superbike-Test Phillip Island, Montag kombiniert
Pos Fahrer Motorrad Zeit Diff
1. Nicolo Bulega (I) Ducati 1:28,765 min
2. Andrea Iannone (I) Ducati 1:29,263 + 0,498 sec
3. Toprak Razgatlioglu (TR) BMW 1:29,334 + 0,569
4. Danilo Petrucci (I) Ducati 1:29,712 + 0,947
5. Alvaro Bautista (E) Ducati 1:29,828 + 1,063
6. Alex Lowes(GB) Bimota 1:29,883 + 1,118
7. Andrea Locatelli (I) Yamaha 1:29,886 + 1,121
8. Ryan Vickers (GB) Ducati 1:29,982 + 1,217
9. Xavi Vierge (E) Honda 1:30,023 + 1,258
10. Garret Gerloff (USA ) Kawasaki 1:30,048 + 1,283
11. Michael vd Mark (NL) BMW 1:30,099 + 1,334
12. Sam Lowes (GB) Ducati 1:30,150 + 1,385
13. Remy Gardner (AUS ) Yamaha 1:30,223 + 1,458
14. Axel Bassani (I) Bimota 1:30,287 + 1,522
15. Scott Redding (GB) Ducati 1:30,412 + 1,647
16. Jonathan Rea (GB) Yamaha 1:30,885 + 2,120
17. Tito Rabat (E) Yamaha 1:30,951 + 2,186
18. Yari Montella (I) Ducati 1:30,989 + 2,224
19. Dominique Aegerter (CH) Yamaha 1:31,185 + 2,420
20. Tetsuta Nagashima (J) Honda 1:31,283 + 2,518
21. Tarran Mackenzie (GB) Honda 1:31,371 + 2,606
22. Iker Lecuona (E) Honda 1:31,573 + 2,808
23. Bahattin Sofuoglu (TR) Yamaha 1:31,674 + 2,909

 

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