Max Biaggi hat zwei Gesichter
Max Biaggis Schutz gegen die australische Sonne
Max war sich seiner Wichtigkeit jederzeit bewusst. Ihm war klar, dass ihn vor allem die italienischen Medien für Schlagzeilen brauchen. Das liess er uns spüren. Es war keine Seltenheit, dass uns der grosse Meister 20 Minuten warten liess, bevor er endlich zu uns sprach – oder auch nicht. Nicht, weil es nicht früher ginge, sondern weil ihm danach war. Nennen wir es eine Demonstration von Macht. Da kamen selbst italienischen Edelmännern wenig schmeichelnde Worte in den Sinn und über die Lippen.
Doch während andere nur viel redeten, sagte Biaggi stets Druckreifes. Bei ihm lohnte sich das Warten, wir lauschten ihm andächtig. Er wählte seine Worte kalkuliert, wollte immer etwas damit bezwecken. Max weiss, wie man Politik macht.
In den späten Jahren seiner Karriere wurde er zahmer, vielleicht ist sogar nett(er) das richtige Adjektiv. In der Superbike-WM merkte er schnell, dass er die Maske, welche er sich in zermürbenden Jahren in der MotoGP-WM aufs Gesicht geschmiedet hatte, ablegen konnte. Zumindest ein Stück weit. Als 2009 seine Tochter geboren wurde, erkannte Max, dass es auch abseits der Rennstrecke Leben und wichtige Dinge gibt.
Max hat zwei Gesichter: ein privates und ein geschäftliches. Wir reden tatsächlich von verschiedenen Menschen: Vom umgänglichen, spassigen, netten und liebevollen Privatmann und vom absolut fokussierten, unnahbaren, zuweilen arroganten und launischen Rennfahrer. Das soll kein Vorwurf sein, es ist eine Beschreibung.
Die Erfolge gaben Max stets recht. So arg, dass sogar seine erbittertsten Gegner den Hut vor seinen Leistungen ziehen. Fans und Medienschaffende gleichermassen hoffen, dass uns Max im Rennsport in einer Form erhalten bleibt. Was würden wir auch sonst tun, wenn er uns nicht mehr warten lässt?