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War das Marco Melandris letzte WM-Chance?

Von Ivo Schützbach
Bernhard Gobmeier (li.) und Marco Melandri

Bernhard Gobmeier (li.) und Marco Melandri

Vor zehn Jahren wurde Marco Melandri 250-ccm-Weltmeister. Dieses Jahr war ein weiterer Titel in der Superbike-WM zum Greifen nahe. Doch der 30-jährige Italiener hielt dem Druck nicht stand.

Marco Melandri machte BMW zu einem Siegerteam in der Superbike-WM. In Donington Park holte er für die Bayern den ersten Laufsieg, zum Heimrennen auf dem Nürburgring reiste er als WM-Leader. Ab dort ging es nur noch bergab. Fünfmal null Punkte in den letzten sechs Rennen waren zu wenig, um mit Max Biaggi (Aprilia) und Tom Sykes (Kawasaki) im Endspurt um den Titel kämpfen zu können – letztlich nur WM-Rang 3.

«Im Nachhinein ausgerechnet hätte Melandri in jedem der letzten Rennen nur Siebter oder Achter werden müssen, um Weltmeister zu werden», weiss der zu Ducati abgewanderte diesjährige Motorsport Direktor von BMW, Bernhard Gobmeier. «Wenn ich ihm aufgetragen hätte nur Siebter zu werden, dann hätte er mir den Vogel gezeigt und gesagt, dass er so langsam gar nicht fahren kann. Melandri ist ein Siegertyp, er fährt auch immer auf Sieg. Marco wurde 2012 auch nie Dritter, nur Erster und Zweiter – oder es gab null Punkte. Deshalb ist es oberärgerlich, der WM-Titel lag auf der Hand.»

Als bekannt wurde, dass BMW das Werksteam in Stephanskirchen zum Ende der Saison hin zusperrt und zukünftig bei weniger eigenem Engagement die Verantwortung an BMW Italia überträgt, wirkte sich das demotivierend auf Melandri aus. «Die Entscheidung in München hat auf Melandri zusätzlichen Druck ausgeübt», ist sich Gobmeier sicher. «Er hat gemerkt, dass er dieses Jahr die Chance hatte, noch einmal Weltmeister zu werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass er es nächstes Jahr schafft, ist sehr viel geringer. Zusätzlich hat er sich auch selber zusätzlich Druck gemacht – das war dann wohl etwas zu viel.»

Melandri kam als WM-Leader zum Heimrennen auf den Nürburgring. Statt zwei mögliche Siege einzufahren, stürzte er zweimal. Gobmeier: «Ab dem Nürburgring ist Marco komplett anders gefahren als in den Rennen zuvor. Und auch anders, wie vorher bei Yamaha. Normalerweise hält sich Marco sehr lange zurück und arbeitet sich ab Rennhälfte vor. Über seine konstant schnellen Rundenzeiten hat er Siege eingefahren. Seit dem Nürburgring hat er von der ersten Runde an zu viel gewollt. Das ist ein Zeichen dafür, dass er massiven Druck gespürt hat und nicht mehr so relaxt und cool war wie in den Rennen zuvor.»

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