Carlos Checa: Trotz Seuchenjahr kein Rücktritt!
Hat ein Rennfahrer die 40 Jahre überschritten, wird ihm die Frage nach dem Rücktritt zunehmend häufiger gestellt. Dabei hat das Alter nicht zwangläufig etwas mit der Qualität des Lenkers zu tun. Max Biaggi war 41 Jahre alt, als er 2012 zum sechsten Mal Weltmeister wurde. Troy Bayliss bei seinem letzten WM-Titel nur zwei Jahre jünger. Speedway-Weltmeister Greg Hancock (USA) wurde mit über 40 Jahren zum zweiten Mal zur Nummer 1, Formel-1-Legende Michael Schumacher riskierte das Comeback.
Seine jetzt 40 Jahre reichen als Argument also nicht aus, um Carlos Checa in den Ruhestand zu schicken. Schon eher seine Gesundheit: Der Spanier laboriert seit Monaten an einer Schulterverletzung, war dieses Jahr noch bei keinem Rennen 100-prozentig fit. Er selbst meint, bis Ende Juni wäre er wieder der Alte. Der Ducati-Star unterschreibt auch nur noch Ein-Jahres-Verträge, will sich nicht mehr längerfristig binden.
Carlos Checa: «Ich wusste, dass die Aufgabe schwer wird»
Und trotzdem hat er über das Thema Rücktritt noch nie gesprochen. Man könnte meinen, dass es ihm in einer Saison wie dieser, in der Ducati so erfolglos wie noch nie in der Superbike-WM ist, irgendwann verleidet. Zumal bei Ducati mit der lahmen 1199 Panigale R auf die Schnelle keine Siege in Sicht sind.
«Ich habe noch nie über den Rücktritt nachgedacht», unterstrich Checa im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Zum Nachdenken habe ich genügend Zeit, wenn ich keine Rennen mehr fahre. Momentan sinniere ich nur darüber, wie wir die Panigale voran bringen. Ich wusste von Anfang an, dass es keine leichte Aufgabe ist – und ich habe das akzeptiert. Ich fahre seit 20 Jahren in der WM und gewann einen Titel. Es macht mir nichts aus, wenn ich kein zweites Mal Weltmeister werde, das ist kein Problem. Ich mag Motorräder, ich liebe Racing, meine Zufriedenheit hängt nicht von Titeln ab. Ich bin mit mir selbst im Reinen und nach wie vor motiviert.»
Leben außerhalb des Fahrerlagers
«Deshalb sage ich auch nicht, ich höre dann und dann auf», fuhr Checa fort. «Ich genieße vollkommene Freiheit in meinen Entscheidungen. Wenn ich am Ende des Jahres glaube, dass ich in einem Rennen immer noch etwas erreichen kann und ich weiterhin starke Emotionen spüre, dann fahre ich auch weiter. Aber ich unterschreibe nur noch Ein-Jahres-Verträge. Wenn ich weiterhin Rennen fahre, dann nur, weil ich es liebe. Mich nötigt nichts dazu – weder wirtschaftlich noch emotional. Auch nicht mein Ego. Ich habe auch ein Leben außerhalb des Fahrerlagers.» Ein Seitenhieb in Richtung Max Biaggi.
«2011 hatte ich mit dem Team und dem Motorrad eine gute Möglichkeit, den Titel zu gewinnen», sagt der 24-fache Superbike-WM-Laufsieger. «Körperlich und geistig war ich auf dem höchsten Level – und ich habe es geschafft. Mit der Panigale verhält es sich anders. Das ist so, wie wenn du in die Schule kommst. Du willst etwas lernen und beginnst dann zu lernen. Meine Philosophie war immer, dass ich versuche mich zu verbessern. In Portimão fühlte sich das Motorrad mit Rennreifen erstmals gut an. Der sechste Platz im zweiten Lauf war wie ein Sieg für uns, der allen im Team und bei Ducati extra Motivation gibt.»