Superbike-WM: Baut KTM ein Vierzylinder-Bike?
Martin Bauer und Stefan Nebel gewannen 2010 und 2011 für KTM die IDM Superbike
«Wenn man über Nacht konkurrenzfähig werden möchte, müsste man dasselbe Konzept wählen wie die erfolgreichsten Superbike-Rennmaschinen der Gegenwart», ist sich Beirer bewusst. «Dann würde es Sinn machen, einen Reihen-Vierzylinder zu entwickeln. Damit würde die Kosten-Nutzen-Rechnung stimmen, es wäre einfacher, Rennen zu gewinnen. Das wäre das leistungsstärkste Konzept, aber auch das teuerste. Aber um in unserer eigenen Marketing-Schiene zu bleiben, bräuchten wir eigentlich einen V2.»
«Wir müssten also Entscheidungen treffen, in welche Richtung soll so ein Superbike-Engagement langfristig für die Firma gehen? Wo soll das Serienmotorrad positioniert werden? Wir können nicht so ein wertvolles und kostspieliges Motorrad bauen, nur wegen den drei Rennmaschinen, die du eigentlich haben möchtest. Wir müssten auch ein sinnvolles Serienmotorrad machen. Das sind echt schwierige Diskussionen. Denn du brauchst für solche Investments viel Geld.»
«Die Marschrichtung für die Superbike-WM ist ganz klar, sobald das künftige Reglement vorliegt», ergänzte Beirer. «Du musst ein schönes Serienmotorrad bauen, das dir alle Grundlagen für spätere Renneinsätze bietet. Aprilia ist den umgekehrten Weg gegangen und hat zuerst die Rennversion entwickelt ... Aber wir müssten bei KTM zuerst mit den Verantwortlichen für die Serie abgestimmt sein, dass dieses Motorrad zu überschaubaren Kosten in Serie produzierbar ist. Uns reizt nach wie vor der Gedanken, einen Zweizylinder so hinzukriegen, dass wir in der Superbike-WM vorne mitfahren können. Aber natürlich liegen die Schwierigkeiten der Twins auf der Hand. Das kann man ja aktuell beobachten.»
KTM hat schon vor zehn Jahren den 990-ccm-V4-Motor für die MotoGP-WM entwickelt; Firmenchef Stefan Pierer ließ damals durchblicken, KTM werde eines Tages auch Vierzylinder-Maschinen in der Modellpalette haben.
«Ich sehe jetzt keine großen Schwierigkeiten, mit dem bei uns verfügbaren Know-how, einen Vierzylinder zu bauen», sagt Rennchef Pit Beirer. «Aber es ist sicher gescheiter, mit den Marken-Verantwortlichen zu reden statt mit dem Sportchef. Denn zuerst muss in der Firma die Entscheidung fallen, welches Motorradkonzept für die Superbike-Rennen entwickelt wird. Dann freue ich mich, wenn ich dafür die Sportanbindung umsetzen darf. Aber ich will nicht in der Sportabteilung bauen und dann der Firma dann mitteilen, sie sollen dieses Motorrad für die Serie produzieren. Mein Auftrag ist völlig umgekehrt. Alles was es in Mattighofen zu kaufen gibt, muss ich unter dem Slogan ‹Ready to race› im Motorsport bewerben.»
«Ich will da überhaupt nichts entscheiden. Wenn mir Firmenchef Pierer den Auftrag gibt, wir sollen mit einem Rasenmäher die Rasenmäher-WM gewinnen, werde ich das auch probieren», sagt Beirer. «Aber nicht umgekehrt.»