Simon Crafar: «Superbikes heute sind Prototypen»
«Die Superbikes haben ihren Charme verloren», meint Simon Crafar
Von 1990 bis 2000 startete Simon Crafar (44) in der 500er- und Superbike-WM. SPEEDWEEK.com erzählte der Neuseeländer, weshalb den Superbikes der Charme verloren ging und was er sich von WM-Vermarkter Dorna für die Zukunft erhofft.
Früher konnte man die MotoGP- noch eher von der Superbike-WM unterscheiden als heute. Welche Klasse hast du bevorzugt?
Ich kann mich noch sehr deutlich an meine vier Jahre in der Superbike-WM erinnern, ich habe nicht so viele Erinnerungen an das GP-Fahrerlager. Klar, ich war da, aber wir waren nur ein kleines Privatteam. In der Superbike-WM kennt jeder jeden, wir grüßen uns. Es ist einfach freundlicher.
Ich bin davon überzeugt, dass in beiden Fahrerlagern genügend Leute mit sehr viel Leidenschaft für den Sport arbeiten. Man kann es vielleicht mir der Schule vergleichen: Die Superbikes sind die kleine Schule, an der sich jeder kennt, MotoGP ist die Universität. Man braucht länger um Anschluss zu finden, aber wenn man Freunde hat, macht es auch da Spaß.
Ich persönlich finde beide Serien gut. MotoGP ist und bleibt die Elite des Sports. Alles ist professioneller, der Sicherheitsstandard ist höher, die Bezahlungen und das Material sind besser. Die Superbikes haben mir viele Möglichkeiten geboten zu lernen, zu wachsen und besser zu werden. Ich liebe beide Klassen.
Glaubst du, dass die Dorna mit der Superbike-WM den richtigen Weg geht?
Ich bin Optimist. Auch wenn etwas nicht läuft, versuche ich das Gute darin zu sehen. Ich hoffe, dass sie die Sachen ändern können, die meiner Meinung nach veränderungsbedürftig sind. Ich finde auch, dass die Superbike-WM nicht mehr den Charme von früher hat. Man kann auch nicht mehr sagen, dass man auf Serienmotorrädern fährt. Das sind Prototypen. Als ich noch gefahren bin, haben Leute mit Wildcards Rennen gewonnen. Weil sie super Rennfahrer waren und nicht, weil sie das beste Bike hatten. Das finde ich wirklich schade, denn das ist heute nicht mehr möglich. Es gilt den Geist der Superbikes zurückzubringen.
Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta versucht, den Unterschied zwischen den Klassen wieder deutlicher machen.
Ja, darum geht es auch. Die kleineren Teams und Fahrer haben gar keine Chance mehr. Genau so ist es mit den Claiming-Rule-Teams. Sie versuchen optimistisch zu sein, aber letztlich kann man kein 20.000-Euro-Bike mit einem Millionengeschoss vergleichen.