Carlos Checa: «Ich habe meinen Körper geschunden»
Carlos Checa kommt mit seinem neuen Leben gut zurecht
Carlos Checa ist wie immer bestens gelaunt, höflich und zuvorkommend, als er sich in der Ducati-Hospitality im Fahrerlager von Imola mit SPEEDWEEK.com zum Mittagessen trifft. Von seinen schweren Verletzungen, die er Mitte September 2013 beim WM-Event in Istanbul erlitt (unter anderem die Hüfte gebrochen), ist auf den ersten Blick nichts mehr zu sehen.
Carlos, wie geht es dir? Du siehst gut aus.
Danke, mir geht es gut. Die Gesundungsphase dauert aber viel länger, als ich erwartet habe. Am Wichtigsten ist, dass ich wieder herumlaufen kann, glücklich und mehr oder weniger gesund bin. Ich kann auch wieder Rennrad fahren und in den Bergen wandern. Ich passe mich an mein neues Leben ganz gut an.
Wir können gemeinsam eine Runde um die Strecke joggen?
Noch nicht. Joggen geht noch nicht. Bis in ein oder zwei Monaten geht es hoffentlich wieder.
Ich bin also zum ersten Mal fitter als du?
Ja, ganz sicher. Inzwischen merke ich aber, dass mein Körper nach mehr Beschäftigung verlangt. Während meiner Rennfahrerkarriere war es so, dass ich meinen Körper immer geschunden habe, auch wenn er mir das Gegenteil erzählt hat. Ich wollte immer so früh wie möglich wieder fahren. Jetzt überlasse ich meinen Körper seinem Rhythmus – zum ersten Mal. In ein oder zwei Monaten werde ich wieder auf 100 Prozent laufen.
Was machst du mit deiner vielen Freizeit?
In erster Linie genieße ich mein neues Leben. Ich mache grade den Flugschein, fahre Rennrad, verbringe viel Zeit mit Freunden und ordne mein Leben. Ich mache zudem einige Dinge für Nolan und Ducati, mit diesen beiden Firmen arbeite ich seit vielen Jahren zusammen. Essen und schlafen nicht zu vergessen. Ich führe heute ein ganz normales Leben.
Weißt du schon, welche Rennen du dieses Jahr besuchen wirst?
Nein. Mein Plan ist, keinen Plan zu haben. Rennen sind für mich nicht mehr Pflicht. Wenn ich Zeit habe, nein, Zeit habe ich jede Menge, wenn ich Lust habe, dann gehe ich zu einem Rennen. Ich versuche immer meine Rennbesuche mit anderen Verpflichtungen zu kombinieren.
Hast du Pläne für die kommenden Jahre?
Nein. Priorität hat gesund zu werden. Zweitens muss ich mich an mein neues Leben anpassen. Imola ist eine gute Übung für mich. Ich bin als Tourist hier, nicht als Rennfahrer – ich habe gemischte Gefühle. Ich fühle mich aber okay. Ich bin keiner, der immer denkt, dass die Vergangenheit besser ist als die Gegenwart, überhaupt nicht. Es ist jetzt anders, ich fühle mich aber wohl dabei.