Jonathan Rea: «Kawasaki ist nicht Tom Sykes’ Team»
Seit 2009 fährt Jonathan Rea Superbike-WM – bis letzten Herbst ausschließlich für Honda. Er gewann in jeder Saison mindestens ein Rennen, stand jährlich mindestens viermal auf dem Podest, kam in der WM-Gesamtwertung aber nie über Rang 3 hinaus.
Obwohl der Nordire dieses beste Resultat 2014 eroberte, entschied er sich letzten Herbst für den Wechsel in das Kawasaki-Werksteam, wo er Teamkollege von Ex-Weltmeister Tom Sykes wurde.
SPEEDWEEK.com unterhielt sich mit dem 28-Jährigen.
Was sind die Hauptunterschiede zwischen der Honda und Kawasaki?
Die Elektronik der Kawasaki ist sehr fortgeschritten, die einzelnen Software-Strategien arbeiten sehr gut. Das Chassis ist auf der Bremse sehr stabil.
Der Charakter der beiden Motorräder ist grundlegend verschieden, beide haben gute Seiten.
Glaubst du, dass du mit der Kawasaki stärker sein wirst?
Das erwarte ich. Mein Motorrad ist wirklich konkurrenzfähig, aber es hat lange gedauert, bis ich es verstanden habe. Nach den zwei trockenen Testtagen in Jerez sind wir bereit für Phillip Island. Ich glaube nicht, dass wir schon das Maximum herausholen. Nach den zwei Testtagen in Australien sollten wir aber so weit sein, dass wir im ersten Rennen ein Wörtchen mitreden.
Dein alter Teamkollege Max Neukirchner hat dich als besten Fahrer der Superbike-WM bezeichnet. Siehst du das auch so?
Ich glaube an meine Fähigkeiten, aber nicht, dass ich der beste Fahrer bin. Ich habe kein starkes Ego, glaube aber an mich und meine, dass ich einen guten Job abliefere.
Ist Kawasaki das Team von Tom Sykes? Oder merkst du, dass du ebenso willkommen bist?
Von Kawasaki werden beide Fahrer gleich behandelt. Dadurch, wie Sykes und Baz in der Vergangenheit umgegangen sind, hat sich die Philosophie im Team geändert, sie ist anders als jene, die in meinem letzten Team herrschte. Dort war alles sehr harmonisch.
Meine Seite der Box ist aber sehr gut, die Mechaniker arbeiten hervorragend, mit meinem Crew-Chief Pere Riba verstehe ich mich bestens.
Die Atmosphäre insgesamt ist sehr gut, das ist gesund.
Ich denke auch nicht viel über Toms Seite oder meine Behandlung nach, ich kümmere mich um mich. Ich muss nicht Dinge kontrollieren, die ich nicht kontrollieren kann.
Der Typ neben dir in der Box ist immer jener, der dir am heftigsten in den Hintern treten möchte. Tom und ich haben viel Respekt voneinander. So lange jeder für sich und für Kawasaki einen guten Job erledigt, wer weiß was herauskommt. Es gibt immer nur einen Sieger. Wir sind beide Profis, ich freue mich auf den Kampf mit ihm.
Alle im Fahrerlager sehen in den Kawasaki- und Ducati-Werksfahrern die Favoriten für die Superbike-WM 2015. Unterschreibst du das?
Vorhersagen kann man das nie, es gibt immer einen Fahrer, der heraussticht. Oder einer, der überrascht. Aber die zwei Ducati-Fahrer, mein Teamkollege, Leon Haslam und Alex Lowes gehören zu den Stärksten.
Weltmeister Sylvain Guintoli zählst du nicht dazu?
Ich bin mir nicht sicher, ob er um den Titel kämpfen kann. Aber klar, er ist der Weltmeister, er fährt auf sehr hohem Niveau. Ihn könnte ich auch zu den Favoriten zählen.