Clever: Wie sich Aprilia einen Vorteil erarbeitet hat
Seit vielen Jahren hat sich Magneti Marelli bei den Superbikes als Elektronik-Lieferant Nummer 1 etabliert. Einzige Konkurrenz ist Honda-Zulieferer Cosworth, letztes Jahr vertraute Suzuki noch auf die Produkte von Motec. Eine eigene Elektronik leisten sich lediglich Aprilia und BMW, sie wollen so dem Marelli-Einheitsbrei entkommen.
«Wir setzen seit unserem Superbike-Comeback auf eigene Elektronik», erklärte Aprilia-Teammanager Dario Raimondi. «Wir haben gute Elektroniker, die unser System entwickelt haben. Dieses System ist wirklich sehr gut, für uns gibt es keinen anderen Weg. Ich will nicht sagen, dass es das Beste ist – aber sicher ein gutes. Wenn du selber etwas so Gutes entwickelt hast, dann kann das den Unterschied ausmachen. Mit einem eigenen System kann man anders arbeiten, kann sich in Feinheiten vertiefen, man kann schneller Änderungen und Upgrades bringen und flexibler reagieren.»
Aprilia hat in der Elektronik einen Weg entdeckt, sich technisch zu profilieren. «Heute haben alle die gleichen Reifen und Federelemente, da kann man sich nicht abheben», hielt Raimondi gegenüber SPEEDWEEK.com fest. «Das Chassis und der Motor stammen aus dem Serienmotorrad, dort kann man auch keine exotischen Dinge entwickeln. Nur in der Elektronik kann man sich noch einen kleinen Vorteil erarbeiten. Wir dürfen ja auch nur noch eine Getriebeübersetzung verwenden.»
Ein weiterer Vorteil, wenn ein Hersteller eigene Elektronik entwickelt: Es gibt zwar einen Kostendeckel von 8000 Euro, doch kein Externer kann kontrollieren, was besagte Elektronik wirklich kostet. Da Aprilia keine Kundenteams hat, laufen sie auch nicht Gefahr, mit jeder verkauften ECU plus Software draufzuzahlen. Zahlreiche Experten im Fahrerlager sind überzeugt davon, dass Aprilias Elektronik genauso aufwändig wie in den letzten Jahren ist, während Magneti Marelli und Cosworth technisch abrüsten mussten, um unter dem Kostendeckel zu bleiben.
Für BMW stellt sich die Frage nach überteuerter Elektronik nicht: Die bayerische Firma muss gewinnorientiert oder zumindest kostendeckend arbeiten, sonst schreitet der Vorstand ein.
Raimondi zum Thema Kosten: «Auch wir haben Kundenteams, in der Italienischen Meisterschaft und dem Superstock-1000-Cup sehen wir dieses Jahr die RSV4. Kosten sind immer ein Problem.»