Nach Rauswurf: Barrier rechnet mit BMW-Management ab
Sylvain Barrier will nie wieder für BMW fahren
Vor den Rennen in Aragón erhielt Sylvain Barrier vom Superbike-WM-Team BMW Italia die Kündigung, nachdem er in den ersten vier Läufen des Jahres nur mickrige zehn Punkte eingefahren hatte.
Barrier wurde kurzerhand von Guandalini Yamaha unter Vertrag genommen, für sie bestreitet er nun neben dem Superstock-1000-Cup auch die Italienische Superbike-Meisterschaft.
SPEEDWEEK.com traf sich mit dem Franzosen, um seine Version der Trennung zu hören. BMW Italia hatte nur lapidar mitgeteilt: «Das Team möchte sich bei Sylvain Barrier für seine Dienste in den letzten Jahren und die zwei Titel im FIM Superstock-1000-Cup bedanken und wünscht ihm alles Gute im weiteren Verlaufe seiner Karriere.»
Als Nachfolger von Barrier wurde der Italiener Ayrton Badovini verpflichtet.
«Ich erzähle dir die ganze Geschichte», begann Barrier seinen Monolog. «Letztes Jahr hatte ich einen Autounfall, einen wirklich schlimmen. Nach dem Unfall sagte mir das Team, dass mein Unfall das Image von BMW beschädigt hätte, weil ich zu schnell war. Damals hatte ich nicht einmal einen Vertrag mit ihnen. Danach war alles okay mit ihnen, wir haben einen Vertrag für 2015 gemacht. Dann hat Andrea Buzzoni BMW Italia verlassen und ging zu Ducati. Der neue Chef – ich habe ihn noch nie gesehen und noch nie mit ihm gesprochen. Er hat mich nie angerufen und ich konnte ihn nicht anrufen, weil ich seine Nummer nicht habe. Mein Job ist auf der Rennstrecke. Wenn er mit mir reden möchte, soll mir das Team seine Nummer geben, damit ich ihn anrufen kann.»
«Ich habe dem Team vor der Saison gesagt, dass die ersten beiden Rennen schwierig werden, wegen der neuen Regeln. Dann bin ich in Australien auch noch dreimal gestürzt. In Thailand fand ich zu meiner alten Form zurück und begann mich auf dem Motorrad wieder wohlzufühlen.»
«BMW entschied schon vor Thailand, dass Badovini meinen Platz einnehmen soll», meint Barrier. «Das wusste keiner, niemand sagte es mir. Ich fuhr die Rennen, es lief nicht besonders. Ich weiß nicht, weshalb im Rennen alles anders war als in den Trainings und im Warm-up. Ich gab mein Bestes, damit ich hinterher nichts zu bereuen habe. Obwohl ich nur 14. wurde war ich glücklich, weil ich alles gegeben habe. Ich sagte zu mir selbst und zum Team, dass Aragón eine andere Geschichte wird. Das ist eine Strecke die wir kennen und von der wir Daten aus mehreren Jahren haben. Da ist die Ausgangslage eine ganz andere.»
Barrier: «Keiner von BMW rief mich an»
«Alle im Team wussten, dass das Motorrad in Thailand maximal für Platz 8 gut war, für Platz 8 bis 10», so der Franzose. «Leute aus dem höheren Management bei BMW meinen aber, dass das Bike gut genug für Platz 4 bis 6 ist. Ganz sicher kann das Bike dies nicht leisten, ich bin es lange genug gefahren. Es ist nicht genügend Motorleistung vorhanden. BMW dachte zu Jahresbeginn, dass dieses Motorrad unglaublich ist. Aber Aprilia und sogar Ducati haben mich in Thailand überholt... Trotzdem haben wir gute Arbeit abgeliefert, ich war auf dem Weg zurück. Nach dem Rennen sagten mir alle, dass wir uns in Aragón sehen. Zurück zu Hause rief mich dann mein Manager an und teilte mir mit, dass ich draußen bin. Keiner von BMW rief mich an, weder der neue Chef von BMW Italia noch mein Teammanager Piero Guidi, auch keiner vom Team, auch kein Sportchef Berti Hauser. Mein Manager fragte Berti dann, weshalb ich gefeuert wurde. Bis heute weiß ich es nicht. Ich vermute... Badovini ist Italiener, der neue Boss von BMW Italia wollte zeigen, dass er der Chef ist und machen kann was er möchte. So stelle ich mir das vor. Wäre es Tom Sykes, der jetzt auf dem Motorrad sitzt, könnte ich das verstehen. Er war Weltmeister, fährt an der Spitze, wenn er meinen Platz bekäme, das ist normal. Aber Badovini? Er fährt auf dem gleichen Level wie ich.»
«Ich fahre nie wieder für BMW»
«Ich hätte das Rennen in Aragón fahren können, weil ich einen Vertrag hatte. Aber warum soll ich Rennen für ein Team bestreiten, das mich nicht haben möchte? Also haben wir uns getrennt. Ich erhielt knapp die Hälfte meines Basisgehalts und prangere weder das Team noch BMW an. Es ist nur so, dass mich BMW nicht mehr haben wollte. Ein Hersteller, für den ich in fünf Jahren zwei Titel gewonnen habe, will mich nicht mehr in der Box haben. Zwei Tage nach dem Rauswurf haben sie mich angerufen und gefragt, ob ich für sie Endurance-WM fahren will. Verfluchte Scheiße! Sie wollen mich nicht auf dem Superbike aber in der Endurance-WM? Ich werde niemals zu BMW zurückgehen, weil ihre Einstellung falsch ist. Wenn du jemanden nicht leiden kannst, dann redest du mit ihm und erklärst es ihm. Du machst das aber nicht hinter seinem Rücken, das ist nicht okay. Die Einstellung der Leute an der BMW-Spitze ist nicht korrekt.»
«Ich weiß, dass BMW München nicht BMW Italia ist. Am Ende ist es aber BMW. Warum hat mich Berti Hauser nicht angerufen? Er hat seit fünf Jahren meine Nummer. Er ist zwar nicht dafür verantwortlich, aber er hätte es mir erklären können. Er hätte mir sagen können, dass es Probleme gibt und wir nicht mehr zusammenarbeiten können.»
«Für die Rennen in Australien und Thailand nehme ich viel auf meine Kappe. Auf Phillip Island gehen 70 Prozent des Rückstands auf mich, 30 Prozent aufs Bike. Das Motorrad wäre eine Sekunde schneller gewesen, als ich fuhr. In Thailand lag es zu 60 Prozent an mir. Aber wenn dir das Motorrad nicht das korrekte Gefühl vermittelt, dann kannst du nicht schneller fahren.»
Barriers Einstand bei Yamaha lief prächtig: Er fuhr in den Trainings am Freitag die zweitschnellste Zeit.