Iodaracing pokert hoch: Die letzte Chance für Aprilia
Promoter Dorna, Besitzer der kommerziellen Rechte an der Superbike- und MotoGP-WM, will alle notleidenden MotoGP-Teams loswerden. Per Saisonende 2014 wurde das britische Paul-Bird-Motorsport-Team verabschiedet, im vergangenen Herbst trennte sich die Dorna auch von Forward Racing und AB Motoracing.
Da das Iodaracing-Team von Giampiero Sacchi seit Jahren ums Überleben kämpft und der Reihe nach Geldgeber wie Came und Octo verloren hat, will die Dorna auch diesen Rennstall loswerden, der 2015 mit Alex De Angelis nur zwei Punkte holte und 2016 wieder mit den aussichtlos-betagten ART-Claiming-Rule-Bikes von Aprilia antreten will.
Seit einer Woche zeichnet sich ab, welche Lösung die Dorna mit dem langjährigen Partner Giampiero Sacchi anstrebt: Da die spanische Agentur in der Superbike-WM unbedingt ein Aprilia-Team am Start sehen will, wird eine Lösung mit Aprilia und Sacchi gesucht.
Iodaracing soll 2016 mit Werksmaterial von Aprilia antreten. Aprilia hat in der Superbike-WM 2010 und 2012 mit Max Biaggi und 2014 mit Sylvain Guintoli den Fahrertitel gewonnen, die RSV4 ist nach Rennsiegen das seit 2009 erfolgreichste Motorrad.
Millionen fließen erst 2017
In MotoGP bekommt Iodaracing für 2016 von der Dorna und der Teamvereinigung IRTA kein Geld, weil sie vergangenes Jahr Letzter im IRTA-Ranking waren. Iodaracing hat keine finanziellen Ressourcen und sogar Schulden aus der Saison 2014. Entscheidet sich Sacchi für die Superbike-WM stehen die Chancen gut, dass ihn die Dorna großzügig bezuschusst.
Denn 2017 würde Iodaracing von Dorna und IRTA 2,8 Millionen Euro für die Teilnahme an der MotoGP-WM bekommen.
Insgesamt ist das Interesse von GP-Teams an einem Start in der Superbike-WM nicht groß. Das hängt damit zusammen, dass vor allem kleinere Sponsoren darauf aus sind, durch ihr Engagement Fahrerlagertickets zu bekommen, im Fall von italienischen Sponsoren für die Grands Prix in Misano und Mugello. Das Superbike-Fahrerlager ohne Valentino Rossi versprüht weit weniger Flair.
Mit einem fetten Zuschuss von der Dorna und Werksmaterial von Aprilia ist die Superbike-WM für Iodaracing aber interessant. Zumal Broadcaster Mediaset zugesagt hat, dass das Team im italienischen Free-TV die nötige Beachtung finden würde.
De Angelis will sich nicht blamieren
Als Fahrer hat Sacchi Alex De Angelis und Aprilia-Zögling Lorenzo Savadori vorgesehen. De Angelis ist von der Superbike-Idee wenig angetan, weil er Angst hat, dass er dort nicht so weit vorne fährt, wie von ihm erwartet wird. Nach seinem schweren Sturz im vierten freien Training in Motegi letzten Oktober (innere Blutungen, Wirbelverletzungen), könnte sich De Angelis in MotoGP langsam wieder herantasten, dort fährt er ohnehin um den letzten Platz.
Savadori hat einen Vertrag mit Aprilia, der ihm 2016 einen Start in der Superbike-WM oder als MotoGP-Testfahrer garantiert. Dem Vernehmen nach muss Aprilia dem Superstock-1000-Champion bei Nichterfüllung 75.000 Euro bezahlen.
Als große Hürde erweist sich, dass Aprilia jegliche Manpower zu MotoGP abgezogen hat. Elektronisch fühlt sich Sacchi für die Superbike-WM gut gerüstet, um die Entwicklung der RSV4-Motoren müsste sich aber Aprilia kümmern. Für Dienstagabend ist ein Meeting zwischen Aprilia-Rennchef Romano Albesiano und Sacchi angesetzt, dann soll die finale Entscheidung fallen.
Da die Weltmeisterschaft 2016 bereits Ende Februar auf Phillip Island in Australien beginnt und das Material Anfang Februar verfrachtet wird, ist die Zeit für Iodaracing und Aprilia knapp. «Wir halten ihnen die Option offen, dass sie erst ab Aragón dabei sind», so Dorna-Manager Javier Alonso.
In Spanien ist am 3. April Europaauftakt.