Spektakulär: Die Superbike-WM wird deutlich lauter
In den am 21. Januar 2016 veröffentlichten (vorläufigen) technischen Bestimmungen der Superbike-WM 2016 sind als Geräuschlimit wie letztes Jahr 107 dB ausgewiesen. Doch seit letztem August sprechen Superbike-WM-Vermarkter Dorna und die Hersteller darüber, dieses Limit auf 115 dB anzuheben. Damit soll für mehr Krawall auf der Strecke gesorgt, vor allem aber ein deutlicher Unterschied in der Geräuschkulisse zum seriennahen Superstock-1000-Cup geschaffen werden.
Dorna und die Hersteller sind sich einig, BMW, Ducati, MV Agusta sowie Yamaha haben ihre neuen Motorräder so aufgebaut, dass sie bis zu 115 dB Lärm machen. Was fehlt, ist die Niederschrift im Reglement des Motorrad-Weltverbands FIM.
Monatelang war die FIM in den Schriftverkehr zwischen Dorna und der Hersteller-Vereinigung MSMA eingebunden, offensichtlich wurden diese Mails nicht sehr aufmerksam gelesen. Jedenfalls ist vier Wochen vor dem Saisonstart einigen der Weltverband-Komödianten eingefallen, dass das Geräuschlimit bei 107 dB bleiben soll. Das würde dem gängigen Vorgehen in anderen Sportarten wie Motocross, Enduro oder Bahnsport nicht widersprechen, wo die Motorräder in den letzten zehn Jahren immer leiser wurden.
Da sich die Hersteller auf 115 dB geeinigt haben, ist davon auszugehen, dass sich Dorna und MSMA gegen den Weltverband durchsetzen werden und wir dieses Jahr eine deutlich eindrucksvollere Geräuschkulisse zu hören bekommen.
Bei den Jerez-Tests diese Woche gab es einen Vorgeschmack, besonders Ducati und MV Agusta stachen soundtechnisch heraus. «Zum ersten Mal in meiner Karriere brauchte ich bei den Superbikes Ohrstöpsel an der Strecke», meinte ein Fotograf.
«Auf dem Motorrad bekommst du davon nichts mit», hielt MV-Agusta-Werksfahrer Leon Camier fest.
«Wir haben auf das neue Reglement für die Abgasanlage reagiert. Das Bike ist jetzt lauter, wir nützen die 115 dB aber nicht komplett aus», erklärte Marc Bongers, Entwicklungsingenieur von BMW, gegenüber SPEEDWEEK.com. «Der jetzige Auspuff war Teil einer Weiterentwicklung, mit der Trichterleistung konnten wir auch noch was machen. Wir fahren jetzt mit einer E-Gas-Variante, der Motor hört sich nicht mehr wie ein Vierzylinder an. Davon versprechen wir uns einen Vorteil über die Renndistanz, was den Reifenverschleiß betrifft.»
Ducatis Superbike-Direktor Ernesto Marinelli meint zum neuen Endschalldämpfer der Panigale: «Es schaut so aus, als würden wir 115 dB haben. Wir warten nur noch auf die finale Bestätigung, die Änderung des Reglements hat das gesamte Prozedere durchlaufen. Das Lärmlimit ist eines der Charakteristika und Einschränkungen einer Abgasanlage. Wir entwickeln unseren Auspuff laufend weiter. Es ist aber kein Gesetz, dass die Motorperformance besser ist, wenn man den Schalldämpfer entfernt. Es kann auch passieren, dass du dadurch im unteren Drehzahlbereich weniger Leistung hast.»
Dem Vernehmen nach ist die neue Abgasanlage von Ducati 6000 Euro günstiger als die letztjährige.