Markus Reiterberger: «Wir sind nicht im Kindergarten»
Markus Reiterberger
Startplatz 11 und Rang 8 im zweiten Rennen in Australien, Platz 10 nach dem Qualifying in Thailand: Obwohl für Markus Reiterberger in der Superbike-WM alles neu ist, liefert er bei Althea BMW einen tadellosen Job ab.
«Viele meinen immer, dass ich die BMW seit vier Jahren kenne», bemerkte er im Exklusivinterview mit SPEEDWEEK.com. «Das ist so, aber unser jetziges Motorrad ist neu. Mit den Einstellungsmöglichkeiten kann man so viel machen, man kann auch viel verstellen. Wir müssen uns erst einarbeiten, dass wir den richtigen Weg finden.»
Markus, für dich sind neu an der BMW S1000RR: Motor, Elektronik, Reifen, Bremsen, Gabel, Schwinge, Umlenkung und Hinterradfederung. Da bleibt nur der Rahmen übrig, den du kennst?
Lenker- und Sitzposition haben wir übernommen, sonst ist alles anders. Du kannst an dem Motorrad alles in alle Himmelsrichtungen verstellen. Wir reden aber von Details. In Australien bin ich gefahren wie bei einem Langstreckenrennen, konstant und sauber und nicht ohne Risiko, weil es nicht möglich war. Sobald ich ein bisschen gepusht habe, bekam ich Probleme und viel Bewegung ins Motorrad. Am Kurvenausgang habe ich viel verloren, da muss ich mich verbessern. Wir müssen das Set-up vom Fahrwerk so hinkriegen, dass ich wieder voll aggressiv fahren kann.
Von der Motorleistung seid ihr gut dabei? Im Topspeed ist die BMW immer bei den Besten.
Von der Leistung sind wir definitiv gut dabei. In Australien bin ich Tom Sykes aus dem Windschatten ausgeschert, da fehlt es an nichts. Wir brauchen noch mehr Traktion und Stabilität.
Dirk Raudies hat mal gesagt, in der Kurve kann jeder schnell sein, auf der Geraden muss man schnell fahren (lacht).
Was dir am Motorrad fehlt, liegt in der Verantwortung des Teams? Oder liegt das am Motor und der Elektronik von BMW?
Mit Elektronik und Motor bin ich ganz zufrieden. Es sind wirklich nur Feinheiten am Fahrwerk, die wir noch kennenlernen müssen. Für mich ist das neu, Öhlins hat neue Federelemente für hinten gebracht. Es dauert halt ein bisschen, bis das alles funktioniert. Bis wir die Dämpfung und die Geometrie darauf angepasst haben.
Merkst du, dass das Althea-Team mit diesem Motorrad keine Erfahrung hat?
In Australien haben wir viel probiert, haben rauf und runter, vor und zurück gebaut, damit wir Erfahrung sammeln. Jetzt können wir diese Erfahrung nützen, weil das Team jetzt weiß, wohin wir müssen. Am Anfang musst du viel probieren, damit du am Ende kleine Schritte machen kannst – dann hoffentlich in die richtige Richtung.
Hat das Team die Daten von dir und deinem Teamkollegen Jordi Torres nach Australien verglichen?
Ja, wir waren vom Setting gar nicht weit auseinander. Ich habe mir im Rennen angeschaut wie er fährt. Ich bin auf der Bremse und bis Mitte der Kurve stärker als er, am Ausgang ist er stärker, da muss ich mich selber verbessern.
Torres sagt, dass ihm Stop-and-go gar nicht liegt, obwohl er das Qualifying am Freitag in Thailand als Dritter beendet hat.
Richtig. In Vallelunga war ich beim Test 1 sec schneller als er. Er sagte, dass er kein Gefühl hat und ich habe mich super wohlgefühlt. Auf Phillip Island war es umgedreht, das ist eher sein Stil, ganz flüssig.
Sind die ersten zwei Rennen für dich zum Eingewöhnen und Lernen und deine WM geht erst in Europa richtig los?
Losgegangen ist die Saison für mich definitiv schon in Australien. Halt erst im zweiten Lauf, im ersten hatten wir die Reifenpanne – mei. Ich muss immer lernen, ich muss die Strecken kennenlernen, das Team, das Motorrad, alles. Für mich ist das ganze erste Jahr Kennenlernphase. Das muss aber so schnell wie möglich ablaufen.
Auf Phillip Island warst du Achter. Wenn du weiter vorne landest, dann tust du den etablierten Werksfahrern weh, dann sind welche von ihnen hinter dir.
Wenn alles passt, ich einen guten Tage habe und ich mich super wohl fühle auf dem Motorrad, dann schaffe ich mein Ziel die Big-Boys zu ärgern.
In Australien war BMW hinter Kawasaki, Ducati, Honda und Yamaha nur fünfte Kraft. Ist das wirklich der Level des Motorrades?
Wir müssen schon schauen, dass wir bei den großen Werken dabei sind. Das ist schwierig, ganz sicher, wir sind ja nicht im Kindergarten. Aber da müssen wir hin, auf alle Fälle, irgendwie schaffen wir das auch.