Markus Schlosser: «Muss vorher Schlimmes passieren?»
Zwischen Schlosser (3) und Reeves (77) geht es hart zur Sache
Seit dem Vorjahr tobt der Kampf zwischen Markus Schlosser und Tim Reeves über die Vorherrschaft im Seitenwagen-Rennsport. In der Internationalen Deutschen Meisterschaft konnte der 49-järige Schweizer aus Schönbühl den Briten – mit sechs Weltmeistertiteln lange Zeit das Maß aller Dinge – bereits in die Schranken weisen.
Mit fünf Siegen und zwei zweiten Plätzen in den ersten acht Rennen übernahmen Schlosser und sein Beifahrer Marcel Fries diese Saison ganz klar das Kommando im Titelkampf, während Reeves und sein französischer Co-Pilot Kevin Rousseau lediglich einmal gewann, aber drei Nuller zu verzeichnen hatte. In der WM-Tabelle lag der Brite vor den Rennen in Kroatien bereits weit abgeschlagen an der vierten Stelle.
Bereits im ersten Rennen auf dem Automotodrom Grobnik kam es zu einem Zusammenstoß der beiden Streithähne. Weil Schlosser/Fries ihrem sechsten Sieg entgegenfuhren und Reeves ein weiteres Mal keine Zielflagge sah, blieb ob der Freude gewonnen zu haben beim Unverständnis der harten Fahrweise von Reeves.
Am Sonntag sollte der Zweikampf eskalieren. Schlosser/Fries, Reeves/Rousseau und Todd Ellis/Emmanuelle Clement bildeten während der gesamten Renndistanz eine Dreiergruppe, die verbissen um die Führung kämpfte. Drei Runden vor Schluss drängte Reeves Schlosser mit einem Check neben die Strecke und übernahm damit die Führung, die er sich bis zur Ziellinie nicht mehr aus der Hand geben sollte.
Das war zu viel in den Augen von Schlosser. In der Boxenstraße stürmte der Eidgenosse auf seinen Konkurrenten zu, um ihm seine Meinung zu geigen. Nur mit Mühe konnte er davon abgehalten werden, Reeves an die Gurgel zu gehen. «Wenn er sich nicht an uns angelehnt hätte, wäre er mit Sicherheit rausgeflogen», erboste sich der WM-Führende.
«Muss vorher Schlimmes passieren und einer im Krankenhaus landen, bis man endlich von Seiten der Offiziellen etwas unternimmt? Auf alle anderen Konkurrenten wie Ellis, Stephen Kershaw oder Pekka Päivärinta kann man sich im Zweikampf blind verlassen. Bei Tim muss man dagegen immer mit Angriffen jenseits der Fairnessgrenzen rechnen.»
Für Reeves stellte sich die Situation naturgemäß anders dar. «Aus meiner Sicht war es ein ganz normales Überholmanöver, ich weiß gar nicht, was Markus von mir will. Es war ein tolles Rennen, das ich vor ihm gewinnen konnte», wunderte sich der 48-jährige Brite im Gespräch mit SPEEDWEEK.com über die Vorwürfe des Schweizer Konkurrenten.
Ergebnis, Rijeka, Lauf 2
1. Tim Reeves/Kevin Rousseau (GB/F), Adolf RS Yamaha, 18 Runden in 27:47,773 min. 2. Markus Schlosser/Marcel Fries (CH), 0,083 sec zur. 3. Todd Ellis/Emmanuelle Clement (GB/F), +0,160 sec. 4. Stephen Kershaw/Ryan Charlwood (GB). 5. Pekka Päivärinta/Ilse de Haas (FIN/NL), alle LCR Yamaha. 6. Bennie Streuer/Jeroen Remme (NL), Adolf RS Yamaha. 7. Lukas Wyssen/Thomas Hofer (CH). 8. Peter Kimeswenger/Kevin Kölsch (A/D). 9. Claude Vinet/Melanie Farnier (F), alle LCR Yamaha. 10. Janez Remse/Manfred Wechselberger (SLO/A), Adolf RS Yamaha.
WM-Stand (nach 10 von 16 Rennen)
1. Schlosser/Fries, 210 Punkte. 2. Ellis/Clement, 169. 3. Päivärinta/de Haas, 135. 4. Kershaw/Charlwood, 125. 5. Reeves/Rousseau, 110. 6. Wyssen/Hofer, 76. Ferner: 11. Kimeswenger/Kölsch, 34. 13. Remse/Wechselberger, 28. 14. Josef Sattler/Luca Schmidt, 26. 16. Streuer/Remme, 23.