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Mythos Pardubitz: Was das Rennen so speziell macht

Kolumne von Peter Stanislawski
Zum 67. Mal ging es Mitte September 2015 im tschechischen Pardubitz um den heiß begehrten Speedway-Goldhelm. Und wieder waren hunderte, wenn nicht tausende Fans aus dem Norden der Republik dabei.

Was zieht sie in das 700 Kilometer entfernte Speedwaystadion? Zum einen natürlich spannende Rennen und packende Zweikämpfe auf höchstem internationalem Niveau. Zum anderen das Flair, die Atmosphäre und das Beisammensein einer ganzen Bahnsportfamilie. Man kennt sich seit Jahren, seit Jahrzehnten.

Auf der Autobahn wird auf die Nummernschilder anderer Fahrzeuge geschaut. Und wenn dann ein GÜ, LWL, HRO, PCH, HST, NB oder TET vornean steht, können das nur Gleichgesinnte sein, die denselben Weg vor sich haben.

Schon über Winter plant der Pardubitz-Fan sein Wochenende im kommenden Spätsommer. Hotels, Pensionen, Stellplätze für Zelte und Wohnwagen werden gebucht. Wer zu spät aufwacht, hat keine Chance mehr auf eine Unterkunft, muss auf umliegende Ortschaften ausweichen.

Auf anderen Rennstrecken ist das Thema «Pardubitz» immer präsent. «Fahrt ihr auch wieder?» Und meistens kommt als Antwort ein klares Ja. Wer einmal dort war, für den gibt es am Goldhelmwochenende nichts Wichtigeres.

Nach acht Stunden Autofahrt und Quartier-Einchecken steht bei den meisten die schöne Innenstadt zum Bummeln auf dem Programm. Und das ist drei Tage so: Eine Straßenseite hoch, die andere wieder runter und immer wieder ein «Hallo» vieler Bekannter. Dort ein Bier (oder auch mehr), hier ein Cappuccino. Die «Familie» ist angekommen und unter sich.

Dann vielleicht noch mal zurück ins Quartier, um sich rennfertig zu machen, den Rucksack packen und auf zur Rennbahn. Dort gehen die Begrüßungen erst so richtig los. Man sitzt beim Bierchen, tippt schon den Sieger und fachsimpelt nicht nur über den geliebten Sport, sondern über Gott und die Welt.

Und wenn zu Beginn die Nationalhymne ertönt, stehen bei so manchem die Haare zu Berge, Gänsehaut-Feeling pur! Rennen um Rennen wird speziell auf die deutschen Fahrer geachtet: Schaffen sie den Einzug in die nächste Runde? Und wenn es dann einer bis ins Finale schafft, ist die Stimmung nicht zu übertreffen. Martin Smolinski, Deutschlands Nummer 1, schaffte es dieses Mal sogar aufs Podium – was für eine Sensation! So etwas hat wohl noch niemand miterlebt. Oder doch? 1971 schaffte es der Neubrandenburger Hans-Jürgen Fritz, auch er wurde Dritter.

Schon auf dem Nachhauseweg denkt man ans nächste Jahr – Pardubitz, wir kommen wieder – immer wieder!

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