Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Jetzt ist endgültig Feierabend: NRT Yamaha sperrt zu

Von Ivo Schützbach
Vafi Khan sorgte für reichlich Schlagzeilen

Vafi Khan sorgte für reichlich Schlagzeilen

NRT Yamaha sorgte in seiner Debütsaison in der Supersport-WM für viele Schlagzeilen: Jules Cluzel und Thomas Gradinger für die positiven auf der Strecke, Teameigentümer Vafi Khan für die negativen daneben.

Im Herbst 2017 brachte der in Dubai lebende Inder Vafi Khan alles auf den Weg, um für die Supersport-WM 2018 ein erstaunliches Team auf die Beine zu stellen. Er verpflichtete den Belgier Gary Reynders als Teammanager, der wiederum eine starke Truppe aufbaute und bestes Material organisierte.

Mit Jules Cluzel verpflichtete Reynders einen Titelkandidaten, mit Thomas Gradinger einen vielversprechenden Rookie. Die schnellen Yamaha-Motoren kamen von Tuner Markus Eschenbacher, für den Service und die Abstimmung an der Rennstrecke war die in Bottrop ansässige Firma KME Engineering von Thomas Kubiak und Jörn Mohr zuständig. Um die Federelemente kümmerte sich der renommierte Lothar Kraus und auch alle Mechaniker verfügten über viel Erfahrung.

Doch bereits vor dem Europa-Auftakt Mitte April in Aragon kam es zum großen Krach zwischen Reynders und Khan und der anschließenden Trennung. Reynders beanstandete ausstehende Zahlungen, Khan behauptete, der Belgier hätte ihn um einen sechsstelligen Euro-Betrag betrogen.

Das Team stand während der Saison mehrmals kurz davor zuzusperren. Wäre Kubiak nicht wiederholt in Vorleistung gegangen und hätten die Teammitglieder nicht teilweise monatelang auf ihre Gehälter gewartet, wäre spätestens in der Sommerpause Schluss gewesen.

Das Jahr wurde ordentlich beendet, Cluzel kämpfte bis zum letzten Rennen um den WM-Titel und wurde nach zwei Stürzen in Doha schließlich WM-Dritter. Der Franzose gewann fünf der zwölf Rennen, Gradinger ließ mit drei vierten Plätzen zum Ende der Saison aufhorchen und wurde als Siebter bester WM-Newcomer.

«Ich freue mich riesig über unsere Leistungen», lobte Gradinger. «Ein großer Dank geht an meine Mechaniker, die in diesem Jahr richtig großen Bullshit über sich ergehen lassen mussten. Sie sind aber immer hinter mir gestanden, haben immer weitergearbeitet und alles für das Team gemacht, auch wenn Zahlungen längst überfällig waren.»

Nach dem WM-Finale in Doha war für beide Piloten und auch das Personal klar, dass sie keine zweite Saison mit Khan arbeiten würden. Cluzel unterschrieb für 2019 bei GMT94 Yamaha, Gradinger geht zu Kallio Yamaha.

Trotzdem posaunte Vafi Khan in Doha vollmundig heraus, dass er mit seinem Team weitermachen werde. Ein Team, das ohne seine fähigen Mitarbeiter und die schnellen Motoren aber nichts wert ist.

Die Zahlungsmoral des Inders hat sich schnell im Fahrerlager herumgesprochen, niemand will monatelang auf sein Gehalt warten. Diese Unsicherheit wirkte auch auf Fahrer abschreckend.

Khans Team-Koordinatorin Riddhi Vankar verschickte Angebote an Fahrer wie Gino Rea, in denen sie einen Platz um 180.000 Euro pro Saison offerierte. Wer für das Team arbeiten würde, ließ sie in der Mail offen (liegt SPEEDWEEK.com vor). Außerdem wurde behauptet, dass die Motoren weiterhin von Eschenbacher und KME kommen würde. Grundsätzlich wäre das wohl möglich, aber nur gegen Vorkasse.

Jetzt ist bestätigt: Das Nerds Racing Team verschwindet nach einer zwar erfolgreichen aber skandalumwitterten Saison aus der Supersport-WM. «Es ist wahr», erklärte Vafi Khan. «Ich konnte keine Sponsoren finden und bin es leid, mein eigenes Geld in diese Serie zu investieren.»

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