Neues Motorrad für die Supersport-WM? Aprilia RS 660
Ein Supersport-Motorrad mit zwei Zylindern und 660 ccm – damit überraschte Aprilia bei der wichtigsten Motorradmesse Europas die Motorradwelt. Der Markt für Supersportler mit 600er-Vierzylindermotoren ist in den vergangenen Jahren weggeschrumpft, nachdem die 1000er-Supersportler dank Assistenzelektronik ihren Schrecken verloren haben. Aprilia versucht nun mit einem Leichtbau-Zweizylinder einen neuen Ansatz.
Der Motor soll auf dem 1100er-V4 basieren, mehr ist zum 660er-Reihenmotor mit nach vorne geneigter Zylinderbank nicht zu erfahren. Angesichts der kompakten Bauweise heutiger Supersport-Motoren lassen sich rund 100 ccm an zusätzlichem Hubraum kaum durch simples Aufbohren realisieren. Wenn aber dieser zusätzliche Hubraum mit einem verlängerten Hub erreicht wird, verfügt die RS 660 über ein Motorgehäuse, das allenfalls entfernt dem der RSV4 ähnelt.
Mehr Details zum Produktionsmodell lassen sich naturgemäß aus den Designzeichnungen herauslesen. Erfreulicherweise entspricht das Serienmotorrad weitgehend dem Prototyp. Das Aluchassis verspricht Leichtbau und hohe Fahrwerksqualität. Der Mailänder Prototyp war mit Federelementen von Öhlins und Stylema-Bremszangen von Brembo ausgerüstet. Das Beste war für dieses Ausstellungsstück gut genug.
Das Serienmotorrad auf den Zeichnungen ist mit Fahrwerkskomponenten von Sachs und Brembo-Monoblockzangen ausgerüstet, denn der Preis wird bei einem Mittelklasse-Supersportler mitentscheidend sein für den Markterfolg.
Auch die Schwinge entspricht nicht der aufwändigen Bananenschwinge des Prototyps, sondern ist ein einfacher zu fertigendes Teil mit Oberzug. Dafür wurde das selbsttragende Einzelsitz-Heckteil beibehalten. Dieses dürfte nicht wie beim Prototyp aus Karbonfiber, sondern aus einem einfacher zu fertigenden Kunststoff hergestellt werden.
Eine zweite Überraschung dürfte Aprilia mit der RS 660 nicht gelingen: Wir erwarten das Serienmotorrad, oder zumindest ein Vorserienmodell, Anfang November 2019 bei der EICMA in Mailand und die Markteinführung im Jahr 2020.
Mit diesem Motorrad dürfte Aprilia schon heute in der Supersport-WM mitfahren, dort sind Vierzylinder-Maschinen mit 600, Dreizylinder mit 675 und Twins mit 750 ccm Hubraum erlaubt. Da das Hubraumlimit nicht ausgeschöpft wird, wäre das Bike höchstwahrscheinlich nicht konkurrenzfähig.
Ab 2020 sieht das voraussichtlich anders aus, der Motorrad-Weltverband FIM und Promoter Dorna arbeiten gemeinsam mit den Herstellern an einem neuen Reglement, das wahrscheinlich Vierzylinder bis zirka 650 ccm und Twins bis ungefähr 800 ccm erlaubt. Eine neue Balance-Regel soll dafür sorgen, dass auch alle Konzepte dazwischen konkurrenzfähig sind.