Jochen Kiefer: Die Zukunft bleibt ungewiss
Jochen Kiefer mit Lukas Tulovic
Kiefer Racing hatte ursprünglich große Ambitionen für die Saison 2020. Nachdem man keine Startplätze mehr für die Moto2-Weltmeisterschaft zugesprochen bekam, sah sich Teambesitzer Jochen Kiefer umgehend nach einem anderen Betätigungsfeld um. Ein Wechsel in die Supersport-Weltmeisterschaft mit seriennahen 600-ccm-Rennmaschinen war intern schnell beschlossene Sache.
Mit dem WM-Neunten des Vorjahres dieser Serie, dem Oberösterreicher Thomas Gradinger, und dem 19-jährigen deutschen Talent Lukas Tulovic konnte ein aussichtsreiches Fahrerduo verpflichtet werden. Kiefer Racing konnte allerdings erst reichlich spät mit dem neuen Projekt richtig loslegen, da lange nicht klar war, ob man die angefragten Startplätze tatsächlich bekommt.
Die Supersport-Weltmeisterschaft 2020 beginnt am 1. März mit dem Auftaktrennen auf Phillip Island im Süden Australiens. Die Serie umfasst insgesamt 13 Rennwochenenden.
Jochen Kiefer, Teambesitzer: «Wir befinden uns in einer wenig erfreulichen Situation. Wegen der späten Zusage der Startplätze konnten wir nicht früher mit der konkreten Umsetzung unseres neuen Projekts beginnen. Die Finanzierung ist daher noch nicht gesichert, da es im normalen Wirtschaftsablauf Ende November und im Dezember kaum mehr möglich ist, grosse Sponsorenvereinbarungen zu finden. Die meisten Unternehmen haben zu diesem Zeitpunkt ihre Werbeetats bereits verplant.»
«Uns blieb trotzdem nichts anderes übrig, als mit den Vorbereitungen zu beginnen. Umgehend nach der Fahrerpräsentation wurden bei Yamaha die Rennmaschinen bestellt», sagt Kiefer. Auf technischer Seite und hinsichtlich des operativen Ablaufs sind wir inzwischen weit vorangekommen. In wirtschaftlicher Hinsicht steht aber noch vieles auf wackeligen Beinen. Wir wollen weiterhin seriös auftreten und unsere Abmachungen immer einhalten. Kiefer Racing kann auf langjährige Partner zählen. Viele von ihnen wollen uns bei dem Wechsel in die Supersport-WM treu bleiben, wenn auch mit geringerer Unterstützung, was verständlich ist. Andere hingegen haben uns vor vornherein abgesagt, da sie mitunter Verpflichtungen mit anderen Partnern im Grand-Prix-Rennsport haben oder ihr Interesse einfach dort liegt."
Kiefer: «Knapp zwei Wochen vor den ersten Tests in Spanien und Portugal ist unser Budget noch nicht abgesichert. Wir geben aber die Hoffnung nicht auf und arbeiten unermüdlich weiter, um den Rennbetrieb für die gesamte Saison zu 100 Prozent zu sichern. Wir haben uns bereits mit einem Schreiben an die Verantwortlichen bei Dorna und Yamaha mit der Bitte um eine eventuelle Starthilfe gewendet, damit wir die Saison wie ursprünglich geplant in Angriff nehmen können. Es tut uns für Thomas und Lukas wirklich leid, dass sie nun um die Fortsetzung ihrer Karriere auf WM-Level bangen müssen. Wir alle sind sehr entschlossen an dieses Projekt herangegangen. Daher wäre es schrecklich schade, wenn so kurz vor dem eigentlichen Startschuss alles zusammenbrechen würde.»