Pedercini Kawasaki: Die Katastrophe nimmt ihren Lauf
Teamchef Lucio Pedercini links neben Fahrer Kyle Smith
Nach mehr als zwei Jahrzehnten in der Superbike-WM lernte Teamchef Lucio Pedercini im Herbst 2018 den Chef der Firma Global Service Solutions kennen, der für den Rennsport eine ebenso große Leidenschaft hat wie der ehemalige Rennfahrer.
Die italienische Firma ist in der Objektbetreuung tätig und beschäftigt zirka 2600 Mitarbeiter. Dank großzügiger Zuwendungen mauserte sich Pedercini in der Superbike-WM 2019 zu einem soliden Top-10-Team, doch kurz vor Weihnachten zogen schwarze Wolken auf. Unsere Kollegen von GPone.com berichteten von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Rom im Zusammenhang eines 2016 in die Insolvenz geschlitterten Telekommunikationsunternehmens, bei dem der CEO von Global Service Solutions tätig war und der nun quasi Berufsverbot erhielt.
Aller Voraussicht nach wird das massive Auswirkungen auf das WM-Engagement von Pedercini haben.
2019 war das Kawasaki-Team mit einem Fahrer in der Superbike- und zwei in der Supersport-WM am Start. Dieses Jahr wollte Pedercini mit je zwei Fahrern in der SSP300-, Supersport- und Superbike-WM zum größten Team im SBK-Fahrerlager werden.
Jetzt fällt alles wie ein Kartenhaus zusammen, auch wenn Lucio Pedercini die Rückzugsgerüchte um sein Team bislang nicht bestätigt und sich an die Hoffnung klammert. «Ich kann momentan nicht viel sagen, weil es jeden Tag Neuigkeiten gibt», teilte der 47-Jährige am Freitag SPEEDWEEK.com mit. «Erst wenn die Situation klar ist, kann ich genaue Informationen preisgeben.»
Fix ist inzwischen, dass es in der Supersport-300-WM keine Kooperation mit dem Team von David Salom geben wird, obwohl diese bereits Anfang Oktober verlautbart wurde. Der Spanier spannt jetzt kurzfristig für 2020 mit dem Kawasaki-Team GP Project zusammen und wird deren Junior-Mannschaft. Dort wird der ursprünglich von Pedercini verpflichtete Johan Gimbert (14) fahren.
Schlechte Neuigkeiten gibt es auch bezüglich des Supersport-WM-Teams, in dem erneut der Brite Kyle Smith und der Italiener Ayrton Badovini hätten fahren sollen. Beide hören sich derzeit nach einem anderen Arbeitgeber um, sie rechnen offensichtlich fest damit, dass es kein Pedercini-Team geben wird.
Vieles deutet darauf hin, dass sich der rührige Traditionsrennstall in seiner Not alleine auf die Superbike-WM konzentrieren wird, für welche Jordi Torres und Lorenzo Savadori unter Vertrag genommen wurden.