Schneller Philipp Öttl bricht eine Lanze für Kawasaki
Philipp Öttl bekam den Pokal von FIM-Chef Jorge Viegas
27 Fahrer bilden das Startfeld der Supersport-WM 2021, bis auf sechs Kawasaki und eine MV Agusta sehen wir ausschließlich Maschinen von Yamaha. Die weitläufige Meinung ist, dass man nur auf Yamaha den Titel gewinnen kann. Tatsächlich fuhren seit 2017 mit Lucas Mahias, Sandro Cortese, Randy Krummenacher und Andrea Locatelli alle Champions eine R6, auch der derzeitige WM-Leader Steven Odendaal sitzt auf einer Yamaha.
Den letzten Titel für einen anderen Hersteller eroberte 2016 Rekordweltmeister Kenan Sofuoglu für Kawasaki. Dass die ZX-6R nach wie vor konkurrenzfähig ist, beweisen Philipp Öttl und Raffaele De Rosa. Öttl stand in drei der bisher vier Rennen 2021 auf dem Podest, im zweiten Lauf in Aragon stürzte er in Führung liegend in der zweiten Kurve. Mit 52 Punkten liegt der Bayer hinter Odendaal (75) und dessen Yamaha-Kollege Dominique Aegerter (69) auf dem dritten WM-Rang, den er bereits im Vorjahr eroberte.
Montagnachmittag flog Öttl mit dem Lufthansa-Flug 1779 von Lissabon nach München, von dort ging es mit dem Zug weiter in seinen Wohnort Salzburg. Im Gepäck die zwei Pokale von Estoril. «Die sind echt billig und aus Plastik», spottete der 25-Jährige. «Das Teuerste sind die zwei Schrauben, die das Plastik zusammenhalten. Schade, ein WM-Pokal sollte etwas Besonderes sein. Den stellt man sich ja irgendwohin, um sich an den Erfolg zu erinnern.»
Auch in Estoril zeigte sich, dass die Kawasaki dieses Jahr konkurrenzfähig ist. Öttl hatte viele Führungsrunden und wurde letztlich Zweiter und Dritter in den beiden Rennen. Im zweiten Lauf stürzte Markenkollege De Rosa in Führung liegend.
«Ich fühle mich auf der Kawasaki wohl, deshalb bin ich beim Puccetti-Team geblieben», erzählte Öttl SPEEDWEEK.com bei einem Kaffee. «Wir sind Motorrad-technisch richtig gut aufgestellt. Die Yamaha gehen alle gut, aber nur eine geht absolut brutal gut, dass du dich fragst, wie das geht. Ich kann gegen das Motorrad von Bardahl gewinnen, aber da brauche ich einen guten Tag. Ich hatte in Estoril einen guten Tag, ich hatte auch schon richtig gute Tage – und so einer war es nicht.»
In den ersten drei Rennen des Jahres gewann der letztjährige WM-Fünfte Steven Odendaal auf der Yamaha des Teams Bardahl Evan Bros, im zweiten Estoril-Rennen fiel er mit technischem Defekt aus. Die Konkurrenz kann nur staunen, wie schnell das Bike des Südafrikaners ist.
«Ihr Paket ist hervorragend», hielt Öttl fest. «Wenn du hinter diesem Motorrad herfährst, das ist super eingestellt. Mein Motorrad ist auch super eingestellt, aber wenn mir einer hinterherfährt, dann meint er wahrscheinlich, dass ich kein Zehntel mehr schneller fahren kann, so schaut es bei mir aus. Ich weiß, wie quer mein Bike in den Kurven steht und wie brutal ich in die Kurven bremse. Das Bardahl-Bike hingegen rührt sich nicht und zieht einen Strich durch. Und egal wer drauf sitzt, das sieht immer so aus.»
«Mein Motorrad geht gut, ich bin zufrieden mit der Kawasaki», unterstrich der WM-Dritte. «Ich wollte eine Kawasaki fahren, weil ich glaube, dass dieses Motorrad besser ist, als alle anderen meinen. Man muss nicht Yamaha fahren, um Weltmeister zu werden. Unser Bike ist noch einmal besser, als es letztes Jahr war. Obwohl jeder, der vorne mitfährt, hart am technischen Limit ist. Das muss man auch sein. Wir werden aber nie drüber sein, Manuel Puccetti ist ein korrekter Mensch. Ich glaube auch nicht, dass Bardahl über dem Limit ist, sonst wären sie sicher schon mal aufgefallen.»
WM-Stand nach 4 von 24 Rennen:
1. Odendaal, 75 Punkte. 2. Aegerter 69. 3. Öttl 52. 4. Bernardi 42. 5. Soomer 41 6. Gonzalez 40. 7. De Rosa 37. 8. Cluzel 36. 9. Bergman 29. 10. Krummenacher 26. 11. Caricasulo 24. 12. Alcoba 18. 13. Öncü 17. 14. Tuuli 13. 15. Takala 11. 16. Manfredi 9. 17. Hendra Pratama 7. 18. Herrera 7. 19. Frossard 3. 20. Fabrizio 2. 21. Pizzoli 1. 22. Szkopek 1.