MV Agusta: Erster WM-Laufsieg seit 38 Jahren!
Zumindest in der Supersport-Klasse spielt MV Agusta wieder im Konzert der Großen. Donington Park, 26. Mai 2013: Roberto Rolfo holte mit Rang 3 den ersten Podestplatz für MV Agusta seit 37 Jahren in einer Weltmeisterschaft.
23. Februar 2014: Jules Cluzel erobert auf Phillip Island im nur fünf Runden kurzen Sprintrennen den ersten Sieg in einem WM-Lauf seit nunmehr 38 Jahren! Dabei hatte es im Vorfeld überhaupt nicht danach ausgesehen. Nach zwei Testtagen in Australien war Cluzels Fazit wenige Tage vor dem Rennen, dass an seiner MV Agusta F3 nichts funktioniert.
Jetzt steht der Franzose vor mir: Freude strahlend, verschwitzt, mit Sekt geduscht, die Siegertrophäe in der Hand – überglücklich. «Einer der Gründe, weshalb ich mich für die Herausforderung bei MV Agusta entschieden habe, ist der geschichtliche Hintergrund», erläuterte Cluzel SPEEDWEEK.com. «In der Vergangenheit war MV Agusta unglaublich, ein großer Name. Dann verschwanden sie lange Zeit von der Bühne und sind nun zurück. Vor dem ersten Rennen hatte ich sechs Testtage. In jedem Test und auch in jeder Trainingssession in Phillip Island hatten wir Probleme – bis zum Rennen. Alles lief schief, was schiefgehen konnte. Es ist sehr angenehm, dass das Team für das Rennen einiges in den Griff bekam. Mein Motorrad war im Rennen so gut wie noch nie, das Team hat hervorragende Arbeit geleistet.»
Der Vizeweltmeister von 2012 unterstreicht jedoch, dass der Sieg nur eine Momentaufnahme darstellt: «Unser Set-up war nicht das Beste. Wir begannen mit einer Abstimmung, die wir nie zuvor probiert haben. Aber es funktionierte wenigstens ein bisschen. Auf Phillip Island haben wir das beste Setting hinbekommen, das zu dieser Zeit möglich war. Aber die Probleme sind nicht gelöst, wir haben sehr viel Arbeit vor uns. Mit den Erfahrungen aus diesem Wochenende können wir hoffentlich viele Probleme beseitigen.»
Cluzel glaubt, dass er im zweiten Versuch, im Sprintrennen, auch ohne die Stürze der vor ihm liegenden Kenan Sofuoglu (Mahi Kawasaki) und Michael van der Mark (Pata Honda) hätte gewinnen können. «Das war möglich», hielt er fest. «Ich hatte im ersten Versuch einen schlechten Start, weil ich noch mit der Serienkupplung fahren muss. Nur so funktioniert das Getriebe und ich kann schalten. Vor dem Rennabbruch war ich nicht so weit hinten, verlor 1 oder 2/10 sec pro Runde, konnte dafür aber meine Reifen schonen. Ohne Stürze an der Spitze wäre das wohl Platz 4 geworden, ich war zufrieden.»
«Mit dem Neustart hatte ich Glück, wir konnten neue Reifen aufziehen und die Motortemperatur senken», erzählte der MV-Agusta-Werksfahrer. Die steigende Temperatur gehört auch zu unseren Sorgen. Wie ich dann gefahren bin, damit bin ich sehr zufrieden. Das hätte ich nicht besser machen können.»
Erstaunliche Erfolge seit 1948
MV Agusta: Ein Name, so klingend wie die besten Kompositionen von Giuseppe Verdi. Ein Synonym für Erfolg im Rennsport, untrennbar verbunden mit dem großartigen Giacomo Agostini, der im Grand-Prix-Sport unfassbare 13 WM-Titel für die italienische Marke eroberte.
Seit dem letzten WM-Titel von Phil Read 1974 in der 500er-Klasse ist es ruhiger geworden um MV Agusta. 1976 gelang der letzte Podesplatz, bis 2013 herrschte Grabesruhe.
Von 2005 bis 2009 wurden im Superstock-1000-Cup 4 Siege, 13 Podestplätze, 7 Pole-Positions und sechs schnellste Rennrunden eingefahren. In der Superbike-WM blieb MV Agusta 2004 und 2005 punktelos. Der Österreicher Christian Zaiser holte 2007 für MV mit Platz 15 in Misano den ersten Punkt in der Superbike-WM, Claudio Corti legte am Sonntag mit drei weiteren nach.
Zwischen 1948 und 1976 gewann MV Agusta über 3000 Rennen und insgesamt 63 WM-Titel.