Patric Muff: Abenteuer in England
Patric Muff bei seinem Gaststart in Brands Hatch
Nachdem am Mittwochabend alles in meinem Iveco und Anhänger verladen war, startete ich mit meinem Mechaniker Sax in das Abenteuer «England». Nach einer langen Reise durch ganz Frankreich ging es mit der Fähre nach England. In Brands Hatch angekommen, ging es an die Vorbereitungen, damit am Freitag für das freie Training alles bereit war – so arbeiteten wir noch bis um 12.00 Uhr nachts. Ich hatte mich in der Kategorie «2010 Metzeler National Superstock 1000 Championship with Black Horse» eingeschrieben.
Endlich konnte ich am Freitagmittag das erste Mal für 25 Minuten auf die Strecke, oder besser gesagt auf die Achterbahn. Ich kam nicht schlecht zurecht und klassierte mich im ersten freien Training mit einer 1.32.658 an 28. Stelle von insgesamt 45 Fahrer. Nachmittags wurde es bereits ernst: Das erste Qualifying stand auf dem Programm. Ich konnte mich um knapp zwei Sekunden verbessern und erreichte so mit einer 1.30.838 den provisorischen 22. Startplatz. Natürlich wollte ich samstags im zweiten Qualifying nochmals einen Sprung nach vorne machen (schon eine halbe Sekunde schneller würde den 12. Platz bedeuten), aber das Wetter machte mir leider einen Strich durch die Rechnung. Bis kurz vor dem zweiten Qualifying wollte es nicht aufhören zu tröpfeln und so war die Strecke an einigen Stellen ziemlich nass. Ich wusste, dass eine Zeitverbesserung unter diesen Umständen schwierig werden würde. Es trocknete jedoch ab und ich dachte, dass nun doch eventuell noch eine schnelle Runde möglich wurde.
Zwei Minuten vor Schluss wollte es dann einfach nicht sein. Ich war Ende Start-Ziel-Gerade zu spät auf der Bremse, kam quer, musste die Strecke verlassen. Als ich ins Kiesbett eintauchte, wusste ich sofort, dass es sich mit der Auslaufzone nie ausgehen wird. Die Engländer haben diese nicht so grosszügig berechnet. Um einen frontalen Einschlag zu vermeiden, legte ich das Motorrad kurz vor den Airfences nieder. Dann wurde es dunkel: Aber keine Angst, ich war bei vollem Bewusstsein, lag nur unter den Airfences. Zwei wild fuchtelnde Engländer zerrten mich hervor und meinten nur: Bad Impact! Gott sei dank war dem Motorrad nicht allzu viel passiert. Nur das Verschalungsunterteil hat ein wenig etwas abgekriegt und der Yoshimura-Dämpfer und ich waren ein wenig verknittert. Irgendein verrückter Engländer schaffte es dann tatsächlich noch, mich von meiner 22. Position zu verdrängen. Und so startete ich sonntags das Rennen vom 23. Starplatz aus.
Im Warm-Up versuchte ich noch etwas mit dem Setting, da mein Fahrwerk mit den Metzeler Reifen noch nicht so richtig harmonierte. Vor dem Start war ich ziemlich angespannt, da ich genau im Mittelfeld war und jeder weiss, das dort die Ausfallquote in der ersten Runde am höchsten ist. Ich erwischte keinen allzu schlechten Start, musste aber in der ersten Kurve einen Bogen fahren, da sich zwei Fahrer vor mir bereits gegenseitig abräumten. Schon nach der ersten Runde war für ein Sprint-Rennen eine untypische Safety-Car-Phase. Diese dauerte 3 Runden und von der Langstrecken-WM wusste ich genau was zu tun war – nämlich die Reifen auf Temperatur halten. So kam ich nach der Safety-Car-Phase vom 16. bis auf den 12. Platz nach vorne.