Buchener Dreieck: Geschichte und Gegenwart
Seit Jahren Dauergast in der Klassik-Szene: Lothar John
Die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg war in erster Linie geprägt vom Aufbau des zerstörten Deutschlands. Obwohl viele Dinge des täglichen Bedarfs Mangelware waren, begannen dennoch rennsportbegeisterte Enthusiasten mit der Organisation von Motorradrennen. Motorsportarenen, wie sie heute mit dem Hockenheimring, Nürburgring, Lausitzring, Oschersleben oder Sachsenring existieren, gab es damals nicht. Motorsport fand auf öffentlichen Strassen statt. Entweder wurden einige Verbindungsstrassen vor den Toren der Stadt gesperrt oder es wurde gleich im Ort um die Hausecken gefahren. Die geringe Motorisierung und kaum vorhandene Verkehrsdichte erlaubte dies, heute kaum vorstellbar.
Allein in nordbadischen-hessischen Raum gab es unter anderem mit dem Karlsruher Dreieckrennen, Waldparkring Bad Mingolsheim, Dieburg Dreieckrennen, Riedringrennen Lorsch, Mai-Pokalrennen Hockenheim und nicht zuletzt mit unserem Buchener Dreieckrennen genügend Startmöglichkeiten hier in der Region. Statistiker haben einmal aufgezählt, dass es Anfang der 50er Jahre über 60 Motorradrennen in Deutschland auf Stadtkursen und Landstrassen zwischen Flensburg und Garmisch gab. Überlebt hat in unserem Raum nur die Veranstaltung in Hockenheim, allerdings in ganz anderer Form. Als Motorsportarena bietet sie die Gelegenheit, jedes Wochenende Motorsport zu treiben.
Aber dies hielt einige Motorradsport infizierte nicht davon ab, die Motorsporttradition in der Region nach langer Zeit wieder aufleben zu lassen. Nachdem Mitte der Fünfziger Jahre das letzte Rennen auf dem Odenwaldring bei Buchen über die Bühne ging, glaubte niemand mehr, dass in der Region noch einmal die Motoren brummen sollten. Rund 55 Jahre nachdem die letzte Zielflagge gefallen war, fand 2008 die Tradition ihre Fortsetzung. Mit dem Sportflugplatz in Walldürn fand das Klassik-Motorsport-Organisationsteam die Möglichkeit, das Revival wieder aufleben zu lassen.
Nur fünf Mal ging das Odenwaldring Rennen auf dem Dreieckskurs bei Buchen von 1949 bis 1954 über die Bühne. Dann war Schluss. Durch den stark zunehmenden Strassenverkehr gaben die Behörden keine Genehmigung mehr, die öffentlichen Straßen für die Veranstaltung zu sperren, trotz des großen Interesses mit über 20 000 Besuchern. Heute weisst die Gedenktafel an der B 27, aufgestellt von dem Technischen Gymnasium Buchen an historischer Stätte, auf die Motorsportvergangenheit hin.
Die Gedenktafel beschreibt, wie es zu dem Rennen kam, das auf dem Dreieckskurs durchgeführt wurde. Gar an höhere Aufgaben dachten die Verantwortlichen, an den Bau einer permanenten Strecke, nicht nach heutigen Massstäben, aber den Vorstellungen der damaligen Zeit entsprechend. Doch leider wurde daraus nichts mehr.
Es verging über ein halbes Jahrhundert, bis die Tradition wieder aufleben sollte. Ganz im Sinne der damaligen Veranstaltung waren es die Klassischen Maschinen aus den Nachkriegsjahren, die nun auf dem Flugplatzkurs bei der Odenwaldring Klassik den Geist der guten alten Zeit wieder aufleben ließen. Viele der lokalen Besucher erinnerte sich noch gerne an einige der alten Maschinen und vor allen an die Fahrer. Geschichten von damals wurden wieder lebendig, die Erinnerung an längst vergessene Zeit kam wieder zurück. Auch einige Fahrer von damals kamen zur Odenwaldring Klassik. Mit ihren Geschichten von damals versetzten sie die Zuhörer in Staunen. Die Umstände, unter denen man damals Rennsport betrieb, sind heute in unserer perfekten Welt, in der es alles zu kaufen gibt, nicht nachvollziehbar.
Klassik Viertakt Cup – Termine 2011
04. und 05. Juni - Odenwaldring Klassik / Flugplatz Walldürn02. und 03. Juli - ADAC Motorradrennen / Dahlemer Binz
30. und 31. Juli - Klassik Racing Days Berlin / Driving Center Gross-Dölln