Trauer um Victor Steeman (22): Es gab keine Rettung
Victor Steeman bleibt uns als Sieger in Erinnerung
Die passenden Worte zu dieser Tragödie zu finden, ist unmöglich. Ein junger Mensch hat auf der Rennstrecke sein Leben verloren – bei dem, was er am liebsten tat.
Ich lernte Victor 2019 kennen, als er mit dem Team Freudenberg KTM in die 300er-Weltmeisterschaft kam. Ein ruhiger Typ, sehr höflich, wohlerzogen und ganz nebenbei sprach er auch noch gut deutsch.
Sein Talent war offensichtlich, fünf seiner 42 Rennen in der Supersport-300-WM hat er gewonnen, ein weiteres Mal stand er als Dritter auf dem Podium. Sechs Pole-Positions unterstreichen außerdem seinen Speed.
Besonders in Erinnerung geblieben ist mir sein erster Sieg am 7. August 2021 in Most. Damals beendete Steeman für KTM eine lange Durststrecke: Der letzte Podestplatz eines KTM-Piloten lag zwei Jahre zurück, der Thüringer Jan-Ole Jähnig wurde 2019 in Assen für das sächsische Freudenberg-Team Dritter. Der letzte Sieg datierte sogar auf das Jahr 2018 und gelang Luca Grünwald, ebenfalls in Assen und ebenfalls in Freudenberg-Orange.
Die Weltmeisterschaft beendete Steeman im Vorjahr trotz dieses Sieges nur als Zehnter, für diese Saison wechselte er ins Weltmeister-Team MTM Kawasaki. Victor gewann dieses Jahr vier Rennen und stand fünfmal auf dem Podium, vor dem Portimao-Wochenende hatte er sogar noch theoretische Chancen, Weltmeister zu werden.
Am vergangenen Donnerstag hat er seinem früheren Teamchef Michael Freudenberg im Fahrerlager des Autodromo do Algarve erzählt, wie viel er bei ihm gelernt hat und wie sehr er dieses Jahr davon profitiert.
Jetzt ist Victor nicht mehr unter uns – er wurde nur 22 Jahre alt.
Das Unglück passierte im ersten Supersport-300-Rennen am Samstag. Steeman hatte in Kurve 14 mitten in der Führungsgruppe einen Highsider und wurde beim Sturz von einem direkt folgenden Konkurrenten hart am Kopf getroffen. Beide Fahrer waren in diesem Moment machtlos.
Bei der Erstversorgung im Kiesbett wurde offensichtlich, dass Victors Zustand lebensgefährlich ist. Er musste zweimal reanimiert werden, über die Luftröhre wurde ein Schlauch eingeführt, um ihn künstlich zu beatmen. Die Ärzte legten ihn ins künstliche Koma, um ihn mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus nach Faro fliegen zu können.
Dort wurde Victor am Samstagabend am Kopf operiert, um den Druck vom Gehirn zu nehmen. Der Hirnstamm wurde beim Sturz verdreht, was selbst im besten Fall schlimme Folgen hat.
Sein Zustand wurde von den Ärzten von Anfang an als kritisch bezeichnet.
Victors Eltern reisten auf schnellstem Weg von den Niederlanden nach Portugal. Am Dienstagabend entschieden sie gemeinsam mit den behandelnden Ärzten, dass die lebenserhaltenden Maschinen abgeschaltet werden.
Victor wachte nach seinem Unfall nicht mehr auf, die Kopfverletzungen waren zu schwerwiegend, um ihn retten zu können.
Mein Mitgefühl gilt der Familie und den Freunden von Victor sowie den Menschen, die das Privileg hatten, ihn besser kennenzulernen und mit ihm zu arbeiten.
Ich bin tief erschüttert und traurig.