MotoGP: Marc Marquez über seinen Crash

Bikeberufene: Mit Leidenschaft die Welt verändern

Von Suse Mühlemeier und Esther Babel
Noch ist das Buch von Suse Mühlemeier nicht erschienen, in dem 27 Frauen aus der Welt des Motorsports vorgestellt werden. Für SPEEDWEEK.com-Leser gibt es die ersten Kapitel schon vorher zu lesen.

Anne Mühlemeier, Schwester der Autorin Suse Mühlemeier, war als Fahrwerkstechnikerin im Auftrag von alpha Racing unterwegs und begleitete unter anderem Markus Reiterberger zu seinen Einsätzen bei der Asiatischen Superbike Meisterschaft ARRC. Im Sommer 2023 verlor sie bei einem Motorradunfall ihr Leben – und ihre Schwester machte sich auf, hinter die Kulissen der Motorsport-Welt zu blicken. Mit dem Fokus auf Frauen.

Exklusiv bei SPEEDWEEK.com werden schon vor dem offiziellen Starttermin des Buches erste Kapitel veröffentlicht.

Alessandra – auf der Suche nach der Perfektion im Team

Seit ich drei Jahre alt bin, war ich mit meinem Vater auf der Rennstrecke. Mir hat es immer gut gefallen und so habe ich angefangen Maschinenbau zu studieren. Erst dachte ich, ich würde vielleicht Motorenkonstrukteurin werden, aber die reine Arbeit am Schreibtisch wollte ich nicht. Ich wollte an der Rennstrecke sein. Dann entstand vor 20 Jahren der Zweig der Elektronik und Datenerfassung und ich habe mich einfach in diesen Bereich verliebt.

Immerzu lernen können macht mich glücklich. Weiter zu optimieren und niemals aufzuhören oder etwas als selbstverständlich zu betrachten, das macht mich lebendig. Mein Job ist immer eine Reise, er entwickelt sich ständig weiter, allein schon nur durch die Technologien, die sich stark verändern. Wenn ich morgens aufstehe, freue ich mich, Dinge besser machen zu können.

Motorradsport ist für mich vor allem aber ein Mannschaftssport. Niemand darf sich als Einzelkämpfer sehen, auch nicht die Fahrer. Alle müssen zusammenspielen, denn nur so kann man gewinnen. Man muss sich respektieren, aufeinander hören und sich innerhalb von Sekunden verständigen können. Daher ist es für mich neben einer guten Ausbildung wichtig, dass man selbst auch einen anderen Mannschaftssport betreibt. Ich habe 20 Jahre lang rhythmische Sportgymnastik gemacht und bei den Wettkämpfen und in der Zusammenarbeit mit dem Team die zentralen Werte gelernt. Wir waren zu fünft oder zu sechst und wir waren wie Schwestern. Wir konnten uns allein durch den Blickkontakt verständigen und haben perfekt zusammen funktioniert.

Im Rennsport bin ich Data-Analystin. Ich kümmere mich um alle elektronischen Aspekte am Motorrad. Im Fachjargon wird man in meiner Rolle Telemetrie-Techniker genannt. Eigentlich ist es aber korrekter von einem Data-Analyst zu sprechen, denn wir im Motorradbereich haben eigentlich keine Telemetrie mit Echtzeitanalyse wie im Autorennsport. Wir müssen am Ende des Rennens alle Daten herunterladen und sie analysieren. Ich bin also für eine ganze Reihe von Sensoren zuständig, die am Motorrad angebracht werden und mir Daten liefern.

Ich kann die Daten der Session wie einen Liebesroman lesen, eine Sprache, die nur wenige Menschen lesen können. Das gefällt mir am besten. Die Rennserien, die ich betreue, reichen von den italienischen Meisterschaften im Superbike-Bereich bis hin zu internationalen Serien wie der Frauenweltmeisterschaft oder der World Supersport 300 und 600 Serie.

Gemeinsam mit meinem Mann habe ich ein eigenes Rennteam, das Team Xgear. Ursprünglich hat mein Vater das Team gegründet und gemeinsam mit meinem Mann führe ich es jetzt weiter. Ich bin stolz darauf, dass wir beide, mein Mann und ich, den Motorrad-Rennsport zu unserem Beruf machen konnten. Seine Unterstützung ist essenziell für mich. Er war derjenige, der am meisten daran geglaubt hat, dass ich wirklich vom Motorradrennspot leben kann. Er versteht ganz genau, wie ich mich fühle, wenn ich abends nach dem Rennen nach Hause komme. Er versteht die Müdigkeit und gleichzeitig das Adrenalin, das noch in mir pulsiert.

Außerdem haben wir eine kleine Tochter. Wenn ich zu den Weltmeisterschaften fahre, bleibt mein Mann bei der Kleinen. Er ist der Erste, der mich bei diesem Job auch mit der Familie unterstützt. Wenn ich dann nach einem Rennen nach Hause komm, bin ich den Rest der Zeit immer bei meiner Tochter. Wir machen also gemeinsam im Team weiter.

Was ich meiner Tochter gerne vermitteln möchte, ist, dass wenn sie etwas mit Leidenschaft tut, wird sie ihr Bestes geben und dann kommt auch das Beste dabei raus. Egal, ob du männlich oder weiblich bist, ob du groß oder klein bist. Wenn dir etwas gefällt und du dich dafür einsetzt, dann kannst du die Welt verändern, egal was es ist. Ich hoffe, meiner Tochter genau das zeigen zu können.

Wer mehr über die Frauen im Motorsport erfahren möchte, kann sich auf der Website von Suse Mühlemeier umsehen oder gleich die Bestellung fürs Buch abgeben.

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