Ben Lamay: Der Meuchelmörder aus Alaska
Ben Lamay fährt alle Rennen des ADAC Supercross Cup 2015
Am ersten Abend in der bayrischen Metropole gelang Ben Lamay das Kunststück, Dominator Greg Aranda die erste Niederlage in der laufenden Hallensaison beizubringen. Tags drauf folgte die Ernüchterung: Lamay setzte in der Anfangsphase des Finales alles auf Sieg – und verlor. Der US-Amerikaner im Surfer-Look ging zu Boden und musste nicht enden wollende 15 Runden lang völlig chancenlos dem Feld hinterherfahren.
Anschliessend war Lamay für niemanden mehr zu sprechen.
Diese Niederlage war aber nur ein vergleichsweiser geringer Tiefschlag, denn Lamay musste in diesem Jahr einen sehr schweren Schicksalsschlag hinnehmen. «Ende August starb mein Vater Gene völlig unerwartet nach einem Schlaganfall», erzählt Lamay. «Es war ein Schock für unsere Familie und alle, die ihn kannten. Ich war nicht da, als es geschah. Meine Mutter rief mich an und erzählte mir, was passiert war. Ich flog sofort nach Hause und war im Krankenhaus dabei, als er starb. Es war schön, dass ich ihn noch ein letztes Mal sehen konnte, bevor er von uns ging.»
Vater Gene war sein grösster Förderer. «Ich weiss noch wie stolz er war, als ich letztes Jahr hier in München siegte und er wäre auch heute stolz gewesen», weiss Lamay. «So lange wie ich kann, möchte ich Motocross fahren und mein Dad ist meine größte Motivation. Ich weiss, dass er auf von oben zuschaut.»
Ben ist nicht allein nach Deutschland gekommen, immer an seiner Seite sieht man seine hübsche Freundin Sheryl. «Ich freue mich sehr, dass meine Partnerin hier dabei sein kann. Bei den Überseerennen wird es normalerweise zu teuer, aber weil ich bis nach Chemnitz hierbleibe, wollte ich, dass sie bei mir ist. Sie ist sehr stolz auf mich und wir haben hier eine gute Zeit», plaudert Lamay. «Wir wohnen in einem Apartment in der Nähe von Nürnberg zusammen mit Austin Politelli und Ryan Breece. Unter anderem haben wir das Konzentrationslager in Dachau besucht. Das war eine ganz interessante Erfahrung für mich und Geschichte pur. Wir sind Amerikaner und wir lieben Historie, egal ob Burgen oder aus Kriegszeiten. Außerdem waren wir in Mattstedt auf der Roczen-Ranch. Ich hatte drüben mit Ken darüber geredet und er sagte, ich könnte dort gut trainieren. Das stimmt, der Track ist zwar klein, aber top und ein ideales Training für diese Hallenserie.»
Lamay hat eine völlig andere Mentalität als die meisten seiner US-Kollegen, ist sehr zurückhaltend. Da kann es nicht schaden, einen gut klingenden Spitznamen zu haben. Lamay: «Man nennt mich 'Alaskan Assassin'. Klar, weil ich aus Alaska komme und gefährlich bin. Nein, im Ernst, den habe ich von den Jungs beim JGR Racing Team bekommen, als wir zusammen getestet haben. Ich finde den Namen cool, das sieht man auch an meinem Buttpatch. Aus Alaska kommen kaum Motocross-Piloten, der Sommer ist schön, aber viel zu kurz, um zu trainieren. Alle warten nur darauf, ihre Snowboards oder Skier herauszuholen. Die Natur ist aber fantastisch, ich komme oft aus Texas nach Hause zum Fischen oder Jagen.»