Der Unverwüstliche
Wird bald wieder ganz auf dem Damm sein: Strietzel Stuck
Aufatmen in der Familie von Rennsport-Idol Hans-Joachim Stuck: Der 59-Jährige, der sich am vergangenen Samstag in Neuwied einer Notoperation am Kopf unterziehen musste, ist auf dem Weg der Besserung und schmiedet schon wieder Zukunftspläne.
«Die behandelnden Ärzte waren nach der Auswertung einer erneuten Computertomographie sehr zufrieden, wollen aber erst noch die nächsten Tage abwarten, um festzulegen, wann ich entlassen werden kann. Meinen Wochenendurlaub werde im deshalb im Krankenhaus verbringen, hier werde ich bestens versorgt», sagte Stuck SPEEDWEEK online bei einem Besuch im St. Elisabeth-Krankenhaus, in dem er allerdings noch ein paar Tage bleiben wird. Am Donnerstag wurden ihm, wie er sagt, «die Antennen (Drainagen, Red.) im Kopf entfernt und der Hirnkastl zugenäht».
Dass das im Kopf entfernte Hämatom die Folge eines schweren Unfalls bei einem VLN-Lauf auf der Nordschleife des Nürburgrings am 3. Juli war, glaubt Stuck übrigens nicht. «Ich bin am 31. Juli beim Sechs-Stunden-Rennen auf der Nordschleife nach dem Überfahren eines Kerbs im Wippermann hart mit dem Helm gegen den Überrollkäfig geknallt», erklärte Stuck, dessen Sitzposition bei diesem Rennen nach eigener Aussage wegen seiner Grösse nicht optimal war. Der Hintergrund liegt auf der Hand: Neben Stuck und Stammpilot Frank Stippler kam im Phoenix-Audi R8 LMS als dritter Fahrer der wesentlich kleinere Luca Ludwig zum Einsatz. Statt einer fest installierten Sitzschale musste bei diesem Rennen ein verstellbarer Sitz mit Schiene verbaut werden, weshalb die gesamte Konstruktion um einige Zentimeter höher geriet.
Der Zuspruch, den Strietzel in den letzten Tagen im Krankenhaus erhalten hat, ist riesengross. Mehrere hundert SMS gingen auf seinem Handy ein, der Bürgermeister von Neuwied schickte ihm beste Genesungswünsche und einen grossen Blumenstrauss und war damit nicht der Einzige.
Da die behandelnden Ärzte keinen Grund sehen, dem «Rennsport-Verrückten» das Fahren zu verbieten, möchte sich Stuck in jedem Fall einen grossen Traum erfüllen. 2011 will er mit seinen Söhnen Johannes (23) und Ferdinand (19) beim 24-Stunden-Rennen auf seiner geliebten Nürburgring-Nordschleife starten. «Daran arbeite ich schon lange, mit einem schnellen Auto aus dem Volkswagen-Konzern», sagte der dreimalige Gesamtsieger des berühmten Eifelmarathons.
Gedanken an ein Karriereende hat der VW-Motorsportberater bisher zu keiner Zeit verschwendet. Im Gegenteil. «Ich habe dem Rennfahren wahrscheinlich sogar mein Leben zu verdanken», sagte Stuck und erklärte diese These. «Ursprünglich wollte ich meine Ehefrau Sylvia, die sich geschäftlich seit ein paar Wochen in Amerika aufhält, besuchen. Dann kam aber das Angebot von VW-Motorsportdirektor Kris Nissen, am vergangenen Wochenende im Rahmenprogramm der DTM im VW-Scirocco-Cup unter anderem gegen meinen Sohn Johannes sowie alte Weggefährten anzutreten. Da habe ich nicht lange überlegt und sofort zugesagt», berichtet Stuck, der es als «eine Fügung Gottes» sieht, die geplante Reise nicht angetreten zu haben.
Der lange Flug hätte nach Meinung der Ärzte wegen des noch nicht festgestellten Hämatoms für grosse Komplikationen sorgen und möglicherweise zu einer Ohnmacht führen können. Wie dramatisch die Situation um Stuck war, zeigt die Tatsache, dass er am vorigen Samstag rund 30 Minuten nach der Ankunft im Krankenhaus, in das er noch selbst gefahren war, bereits auf dem OP-Tisch lag. «Ich durfte nicht mal mehr auf die Toilette», sagte Stuck, der schon am Tag nach der erfolgreichen OP davon gesprochen hatte, «dass es eine Sekunde vor Zwölf war».
Für die Tage nach seiner möglichen Entlassung Anfang nächster Woche hat Stuck alle Termine abgesagt. «Ich plane eine Reha und will mich erst wieder in den Alltag stürzen, wenn ich zu 100 Prozent fit bin», sagte der frühere Formel-1-Pilot, Le-Mans-Sieger und DTM-Champion, der seinen nächsten Einsatz am Nürburgring nur als Zuschauer plant: «Am 29. August findet auf der Grand-Prix-Strecke ein Lauf zur FIA-GT1-Weltmeisterschaft statt. Im Rahmenprogramm startet Johannes in einem Ferrari F430 GT, da möchte ich dabei sein.»