Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Nürburgring: Weiter um den heissen Brei

Kolumne von Guido Quirmbach
Demofahrt beim F1-Grand Prix: Die Achterbahn am Ring

Demofahrt beim F1-Grand Prix: Die Achterbahn am Ring

Die Pächter am Nürburgring haben die Kündigung erhalten, am eigentlichen Problem aber reden aber weiter alle vorbei.

Nun hat die Landesregierung in Rheinland-Pfalz auch gesehen, dass was schief läuft am Nürburgring. Selbst wenn die vereinbarte Pacht am Ring von der Nürburgring Automotive GmbH reingekommen wäre, hätte das Geld bei weitem nicht gereicht. Aber auch die war nicht zu erwirtschaften, wie sogar die NAG verbunden mit der Ankündigung von Stellenabbau im letzten Herbst eingestehen musste.

In Verbindung mit dem Bericht des Landesrechnungshofes musste die Landesregierung nun Zeichen setzen und hat den Pachtvertrag mit der NAG gekündigt. Die hatte schon vor kurzem kund getan, sie sei durch falsche Planzahlen getäuscht worden und kündigt ihrerseits nun rechtliche Schritte gegen die Kündigung an.

Nun, ein Opfer ist die NAG-Führung sicher nicht, schliesslich tauchten die Namen Jörg Lindner und Kai Richter nicht erst bei der Gründung der NAG erstmals auf, sie wussten also sehr gut, auf was sie sich einlassen. Demnächst werden sie nicht mehr am Ring und dann nach Abschluss einer gerichtlichen oder aussergerichtlichen Einigung wahrscheinlich nicht nur an Erfahrung reicher sein.

Doch damit ist das Thema Nürburgring ja nicht beendet und das macht mir viel grössere Sorgen. Die Aussagen der Landesregierung lässt nichts Gutes ahnen, so wird immer wieder gesagt, dass die Trennung von Besitz und Betrieb der richtige Weg ist. Und demnächst soll es eine Ausschreibung für neue Betreiber geben.

Hierzu gibt es für mein Empfinden nur zwei Begründungen: die erste ist die Politik. Denn was am Ring in den letzten Jahren abgegangen ist, wissen nur wenige. Die Masse der rheinland-pfälzischen Bevölkerung, und damit die, die für Wählerstimmen interessant ist, bekommt das Geschehen in der Eifel nur oberflächlich mit. Sprich, «da oben wurde was gebaut, was dem Land gehört, aber der, der es betreibt, ist unfähig, deshalb wurde er gefeuert. Sowas kommt vor.» Dieses Halbwissen hilft selbstverständlich der Landesregierung, man gewinnt mit einer neuen Ausschreibung Zeit und kann weiter auf ein Wunder hoffen. Denn ein Eingeständnis, ausschliesslich mit Steuergeldern einen Riesen-Blödsinn gebaut zu haben, den in der jetzigen Kombination wohl kein noch so guter Manager der Welt wirtschaftlich betreiben kann, würde da schon eher Stimmen kosten.

Die zweite mögliche Begründung aber wäre, dass tatsächlich bei manchem Politker noch der Glaube besteht, man hätte am Nürburgring etwas Sinnvolles errichtet. Doch daran mag ich nicht glauben. Nicht nach all den Warnungen im Vorfeld, die sich bewahrheitet haben, nicht nach gescheiterter Privatfinanzierung und nicht den jetzigen Prognosen des Landesrechnungshofes nach noch nicht mal zwei Betriebsjahren. Dieser Freizeitpark wird an dieser Stelle des Planeten nie funktionieren.

Irgendwann muss es auch der letzte kapiert haben: Der Nürburgring ist nur als Rennstrecke allein profitabel zu betreiben. Sicher reisst die Formel 1 bei jedem GP ein grosses Loch in die Kasse, doch angesichts des vielen Geldes, was dadurch in die Region fliesst, muss es da auch zukünftig Lösungen geben.

Die seit 2009 entstandenen Bauten haben den Ring finanziell in die Tiefe gerissen wie ein überladenes Schiff. Trennt man die Strecke von dem Ballast, besteht kein Grund, weshalb es nicht wieder funktionieren sollte. Und dazu braucht es keine privaten Pächter, das kann die Nürburgring GmbH auch alleine.

Und Ringwerk, Achterbahn, Boulevard & Co.? Wenns jemand haben oder mieten will, bitte. Einzeln oder zusammen ok, aber ohne die Rennstrecke. Sollte es aber, was zu befürchten ist, nicht zu vermieten oder verpachten sein, dann muss man Eveline Lemke zitieren, die auch das Wort «Rückbau» in den Mund nahm. Zwar kostet ein Abriss ebenfalls Millionen, ist aber insgesamt immer noch günstiger, als das «Erlebnisgrab» aus rein politischen Gründen am Leben zu halten.

Kurzfristig ist aber jetzt dafür Sorge zu tragen, dass nun die Weichen gestellt werden, ohne die NAG die Rennsaison 2012 so gut als möglich über die Bühne zu bringen. Und dann sollten die Verantwortlichen beim ersten Rennen mal über die Parkplätze bis hin ins Fahrerlager gehen. Ich denke, mit einem objektiven sie sehen eine Menge Dinge, die es auf der Rennstrecke nicht braucht: Massenhaft Drehkreuze, vollkommen überflüssige Schranken, Ringcards. Irgendwo im EU-Land werden bestimmt gerade eine neue Tiefgaragen, neue Skilifte oder Hotelkomplexe gebaut, wo diese Einrichtungen sinnvoller sind als am Nürburgring. Man könnte sie als praktisch neuwertig dorthin verkaufen…

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