Fit wie eh und je mit 87: Jochen Luck
Kassel-Calden 1978: Hildegard und Jochen Luck
Den älteren unter den Rennsportfans dürfte der Name Jochen Luck mehr als nur geläufig sein. Egal ob mit zwei oder vier Rädern, wenn bei Rennen in Deutschland bis Mitte der 1980er Jahre die Ampel auf Grün ging, oder eben früher die Startflagge sich senkte, hörten die Zuschauer an der Strecke über die Lautsprecher meist seine Stimme.
Sein Sprecherkollege Rainer Braun lädt jedes Jahr nach Essen auf die Motor Show zum Klassentreffen «Hallo, wie geht´s?», einer Einladung, der auch in diesem Jahr wieder mehr als 200 ehemalige Aktive, die in irgendeiner Form dem Automobilsport verbunden waren, folgten. Dort gab es die Gelegenheit zu einem Plausch mit dem Kasseler Rennsport-Urgestein.
Obwohl der Moderationston in der damaligen Zeit eher sehr korrekt im Vergleich zu heute war, brachte Jochen Luck einige Erklärungen, die die Zuschauer zum Schmunzeln anregten. In der Einführungsrunde beispielsweise erklärte er: «Die Fahrer fahren nun Schlangenlinien, liebe Zuschauer, die sind nicht etwa alle besoffen, sondern sie wollen ihre Reifen damit aufwärmen, damit sie ihren kaugummiähnlichen Klebeeffekt erreichen.» Mit dieser Aussage konfrontiert, meinte er: «Wie hätte ich es denn besser erklären sollen?» Er musste bei Formel-1-Rennen dafür unterschreiben, die Zuschauer darauf hin zu weisen, dass es sich um eine Live-Übertragung handelt. Der vorgegebene Original-Text erschien Luck zu trocken, er ergänzte ihn beispielsweise wie am Nürburgring so: «Das heutige Rennen wird also live im Fernsehen übertragen. Wenn Sie also Ihrer Frau erzählt haben, Sie sind zu Oma ins Krankenhaus und stattdessen mit Lieschen Müller in der Eifel, sehen Sie zu, dass Sie sich von den Kameras fernhalten.»
Mehr als 500 Veranstaltungen hat Jochen Luck von 1949 bis 1987 an der Strecke moderiert. «Es war immer nur ein Hobby.» Ein Hobby, das immer aufwendiger wurde. Deshalb war nach dem Grossen Preis von Deutschland 1987 Schluss: «Zum einen spielten die Computer eine immer grössere Rolle, die Kollegen im Pressebüro haben mir nicht mehr zugehört, sie sahen ja auch alles am Bildschirm. Ausserdem hatte ich etwas überraschend für mich selbst in der Firma, wo ich arbeitete, Karriere gemacht und plötzlich die Verantwortung für mehr als 300 Mitarbeiter, das liess sich nicht mehr vereinbaren.»
Jochen Luck ist heute mit 87 das, was man einen rüstigen Rentner nennen kann. Seine Liebe zu den Zweirädern ist geblieben, er fährt noch heute Motorrad. Die Stimme ist praktisch unverändert. Mit ein Grund, weshalb er kürzlich nach London gebeten wurde. Für den derzeit entstehenden Film über die Karriere von Niki Lauda wurde sein Streckenkommentar des GP´s am Nürburgring von 1976, als der Österreicher seinen schweren Unfall hatte, neu vertont. Und wie kann man sowas besser machen als mit dem Original?
Eine schöne Zusammenfassung des Wirkens von Jochen Luck als Streckensprecher bei den Zweirädern gibt es HIER