Korsika: Ersatz-ECU rettet Sébastien Ogier
Durchaus auch für einen Scherz zu haben – Weltmeister Sébastien Ogier
Im Ziel der neunten Wertungsprüfung weigerte sich Sébastien Ogier (Ford) schlicht zu erklären, warum er gerade mehr als 21 Sekunden und damit Rang zwei an Dani Sordo (Hyundai) verloren hatte. Vielleicht war der Weltmeister einfach nur zu gestresst, gerade jetzt Fragen zu beantworten. Vielleicht wollte er damit aber auch Sordo in Sicherheit wiegen. Nach dem Motto: Der Spanier sollte glauben, Ogier habe ein ernsthaftes Problem und sei auch auf der letzten WP nur mit mäßigem Tempo unterwegs.
Tatsächlich konnten Ogier und Beifahrer Julien Ingrassia das Problem auf der Verbindungsetappe zur WP 10 lösen. «Wir haben die Motorelektronik durch eine Ersatz-ECU ersetzt, die wir im Auto hatten. Außerdem alle Computer an Bord neu gestartet – das war’s», verriet Ogier. Anschließend war die volle Motorleistung wieder da, das Antilag-System gegen das Turboloch beim Beschleunigen funktionierte wieder einwandfrei, und Ogier konnte außerdem wieder die Handbremse benutzen, weil das elektronisch gesteuerte Mitteldifferenzial wieder normal arbeitete.
Was er Sordo natürlich nicht verriet. Erst im Ziel der WP 10 merkte der Hyundai-Pilot, dass er geleimt worden war. Er war 3,8 Sekunden langsamer als Ogier – und hatte damit Rang zwei wieder verloren, dieses Mal endgültig. Aus der Traum von Hyundai-Doppelsieg.
Dass er trotzdem nicht so ganz das Tempo von Sieger Thierry Neuville (Hyundai) und dem lange Zeit führenden Kris Meeke (Citroën) mitgehen konnte, nervt Ogier dagegen gewaltig. «Das Team muss sich wirklich etwas einfallen lassen», fordert der Champion.
Beifahrer Ingrassia hatte eine der – für ihn typischen – Ideen parat. «Vielleicht ist unser Streckenaufschrieb zu umfangreich und deswegen zu schwer. Ich spare in Zukunft einige Seiten, indem ich nur noch Rechtskurven im Gebetbuch notiere.»
Sein Kutscher zuckte kurz, dann kam der Konter. «Kannst Du ruhig machen», grinste Ogier. «Wenn wir deswegen in einer Linkskurve abfliegen, kracht’s wenigstens auf Deiner Seite.»